Nach der positiven Entscheidung für Moschee spaltet Garbsener Politik und zwingt Fraktionen zu klarer Haltung
Von Cumali Ygmur
Das eine Muschee Bild ( Archiv)
Garbsen – Nach der positiven Entscheidung über den Bauvorantrag der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) für das ehemalige Sparkassengebäude in Altgarbsen haben sich fast alle Fraktionen im Garbsener Stadtrat gegenüber Garbsen-City-News geäußert. Es muss anerkannt werden, dass die deutsche Gesellschaft mittlerweile aus vielfältigen ethnischen Einwanderergruppen besteht. Es muss akzeptiert werden, dass Deutschland unweigerlich ein Einwanderungsland ist. Wenn die Parteien ihre politische Polarisierung beiseitelegen und sensibler auf die Anliegen von Migranten eingehen, kann ein friedliches Zusammenleben sichergestellt werden.
Garbsen – Nach der positiven Entscheidung über den Bauvorantrag der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) für das ehemalige Sparkassengebäude in Altgarbsen hat dies zu vielfältigen Diskussionen in den Parteien geführt.
Nachfolgend werden die Meinungen der Parteien kurz beleuchtet.
CDU: Kritisiert mangelnde politische Beteiligung und Transparenz
Die CDU-Fraktion Garbsen hat in einer Pressemitteilung die Entscheidung der Stadtverwaltung scharf kritisiert. Der Fraktionsvorsitzende Darius Pilarski sprach von politischer Willkür und betonte, dass der Bauvorbescheid ohne Beteiligung des Rates und gegen den Willen vieler Bürgerinnen und Bürger erteilt worden sei.
Die CDU hatte im April 2025 eine Veränderungssperre beantragt. Dieser Antrag wurde jedoch nie auf die Tagesordnung gesetzt. Pilarski vermutet, dass dies geschah, um eine politische Debatte und eine mögliche Ratsmehrheit gegen das Projekt zu verhindern.
Die CDU fordert nun die Prüfung eines städtischen Vorkaufsrechts und positioniert sich klar gegen die „Missachtung des Rechts auf demokratische Teilhabe“. Es wird betont, dass es nicht darum gehe, sich gegen eine religiöse Einrichtung zu stellen, sondern sich kritisch mit einem Projekt auseinanderzusetzen, das politische und sicherheitsrelevante Fragen aufwirft.
FDP: „Chance auf offene Debatte verpasst“
Auch die FDP Garbsen übt deutliche Kritik. Die Fraktion sieht einen Mangel an Transparenz im Vorgehen der Verwaltung. Pressesprecher Hans-Jörg Jacobsen erklärt die Situation so: „Ein Projekt von solch gesellschaftlicher Tragweite hätte frühzeitig mit den Bürgerinnen und Bürgern besprochen werden müssen.“ Die FDP weist darauf hin, dass insbesondere die möglichen Auswirkungen auf die Verkehrssituation in der Umgebung bisher unzureichend geprüft wurden.
Die FDP kündigte an, eine formelle Anfrage an die Verwaltung zu stellen, um mehr Informationen über die Gründe für die Erteilung des Vorbescheids zu erhalten. Zudem wird bemängelt, dass zwar dem Verkäufer des Gebäudes im Rat Rederecht eingeräumt wurde, betroffene Anwohner aber bisher nicht offiziell in den Prozess einbezogen worden seien.
SPD: „Bauvoranfrage ist ein Verwaltungsvorgang“
Die SPD-Fraktion weist die Vorwürfe der CDU entschieden zurück. In einer Erklärung des Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Kauroff heißt es, dass die Verwaltung auf rechtmäßiger Grundlage gehandelt habe. Nach der Niedersächsischen Bauordnung sei eine Veränderungssperre bei einer Bauvoranfrage ohnehin nicht möglich. Kauroff betont zudem, dass in der letzten Ratssitzung ein Beschluss zur rechtlichen Prüfung der Bauvoranfrage mit den Stimmen aller Fraktionen gefasst worden sei.
Die SPD kritisiert, dass die CDU ständig falsche Annahmen verbreite und die Ratsarbeit durch politisch motivierte Verdrehungen erschwere. Kauroff erinnert auch daran, dass die IGMG seit fast 40 Jahren in Garbsen aktiv ist und seit 2014 in Niedersachsen nicht mehr vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Die Grünen: Für Religionsfreiheit, gegen Hetze
Die migrationsfreundlichen Grünen in Garbsen zeigen ebenfalls eine klare Haltung. Sprecherin Jessica Peine zeigt sich besorgt über den Ton der Debatte, die in sozialen Netzwerken zunehmend von pauschaler Ablehnung und rassistischen Untertönen geprägt sei. Die Grünen stellen klar, dass es nicht um einen Neubau gehe, sondern um den rechtskonformen Umzug einer bestehenden Gemeinde innerhalb Garbsens – von der Sandstraße in ein geeigneteres Gebäude.
Die Fraktion betont die Bedeutung der Religionsfreiheit und mahnt zur Einhaltung rechtsstaatlicher Verfahren. Forderungen nach politischer Einmischung in laufende Prüfverfahren sehen die Grünen kritisch. Die Partei unterstützt den Vorschlag einer öffentlichen Informationsveranstaltung, um Sorgen zu begegnen und Vorurteile abzubauen.
(Anmerkung des Autors: Dies ist ein sehr richtiger Ansatz, der nachdrücklich unterstützt werden sollte.)
Gleichzeitig betont die Grünen-Politikerin Peine: „Garbsen ist eine Stadt, in der Vielfalt willkommen ist und das friedliche Zusammenleben von Migranten und Deutschen gewährleistet werden muss.“
Die fremdenfeindliche, rechte Partei
AfD: Erklärung des AfD-Fraktionsvorsitzenden in Garbsen, M. Kammler:
„Der SPD-Fraktionsvorsitzende betreibt Demagogie und verdreht die Tatsachen, indem er suggeriert, der Beschluss zur rechtlichen Prüfung der Bauvoranfrage sei in der letzten Ratssitzung mit den Stimmen aller Fraktionen gefasst worden. Wie aus dem Protokoll der Sitzung hervorgeht, hat die AfD-Fraktion diesem Beschluss nicht zugestimmt.
Bürgermeister Provenzano macht es sich als Verwaltungschef zu einfach, wenn er sich hinter die formaljuristische Position der SPD-Fraktion zurückzieht. Insbesondere da weitreichende öffentliche Interessen dieser einseitigen Sichtweise entgegenstehen.
Das Verkehrschaos, das durch die Umwandlung der Sparkasse in ein Moscheezentrum entstehen wird, ist dabei das geringste Problem. Die daraus resultierenden Fragen sind daher kein ‚reiner Verwaltungsvorgang‘.“
(Anmerkung des Autors: Mit diesen Worten kritisierten sie die migrationsfreundlichen Grünen.)
Politische Fronten verhärtet – Dialog in Aussicht gestellt
Die Debatte um das Moscheeprojekt wird emotional und angespannt geführt. Während CDU und FDP der Stadtverwaltung vorwerfen, den Rat zu missachten und die Bürger unzureichend zu beteiligen, verweisen SPD und Grüne auf die rechtlichen Notwendigkeiten und die Bedeutung von Toleranz und Gleichbehandlung. Die Stadt Garbsen hat über Bürgermeister Claudio Provenzano eine Informationsveranstaltung angekündigt. Diese ist für August/September 2025 geplant. Ob diese zu mehr Verständnis und einer Versachlichung der Thematik führen wird, werden die kommenden Wochen zeigen.
Es wäre wünschenswert, wenn auch zahlreiche Migranten an diesen Veranstaltungen teilnehmen und ihre Meinungen äußern würden.