Prof.Dr. Taner Akcam
Es gibt Schriften und Interviews von Prof. Dr. Taner Akçam über die „Kommission für Nationale Solidarität, Brüderlichkeit und Demokratie“, die von der Mehrheit der Parteien zur Lösung der Kurdenfrage in der Türkei gegründet wurde. Wir veröffentlichen hier eine kurze Analyse [oder: Aussage] von ihm.
Eine Tour d’Horizon mit Selim Çürükkaya aus dem Interview mit Pf.Dr.Akcam
Eine Tour d’Horizon mit Selim Çürükkaya… Die Trump-Putin-Gespräche, die jüngsten Entwicklungen in Syrien und die kurdische Öffnung in der Türkei… meine Hauptthese ist immer dieselbe: Die türkische Sicherheitsbürokratie meint es mit der kurdischen Öffnung sehr ernst und ist fest entschlossen, das Problem endgültig zu lösen… Sie betrachtet dies aus Sicht der „nationalen Sicherheit“ als unvermeidlich. Die Lösung ist ein neues Staatsbürgerschaftsverständnis, das auf der Gleichheit von Türken und Kurden basiert, anstelle der Republik von 1923, die Staatsbürgerschaft mit dem Türkentum gleichsetzt… Sie zielen also darauf ab, eine neue Republik zu gründen.
Sie meinen es in dieser Sache ernst, aber ernst zu sein, reicht nicht aus, um das Problem zu lösen. Meiner Meinung nach stehen dem Prozess zwei große Hindernisse im Weg:
1- Tayyip Erdoğan [ich weiß nicht, wie sie dieses Problem lösen werden, es stellt eine ernste Angelegenheit für MHP, CHP und DEM dar!]
2- Die verwöhnte türkische Mehrheit, die sagt: „Wir werden nicht zulassen, dass die Grundwerte der Republik angetastet werden!“
Diese zweite Gruppe ist sehr, sehr unwissend! Denn sie haben kaum eine Ahnung, was es ist, das sie nicht antasten lassen wollen. Zum Beispiel wollen sie angeblich LAUSANNE nicht antasten lassen!
Ich frage mich, was genau an LAUSANNE sie nicht antasten lassen wollen? Worüber sprechen wir: über die TÜRKISCH-KURDISCHE Gleichheit. Aber in DIESEM PUNKT gibt es doch KEINEN UNTERSCHIED zwischen LAUSANNE und SEVRES!!!! Bürgerrechte, Schutz von Minderheiten…
In diesen Punkten haben sie einfach kopiert, was in Sèvres stand, und es in den Vertrag von Lausanne übernommen.
Nicht einmal das wissen sie. Ein vernünftiger Verstand würde sagen: Wir werden die Umsetzung der Bestimmungen von SEVRES und LAUSANNE zu Bürgerrechten und Minderheitenschutz bis zum Ende verteidigen. So sollte es sein. Aber stattdessen haben wir es mit einer Herde ahnungsloser Ignoranten zu tun…
Was ist die zweite Dimension des „Wir lassen Lausanne nicht antasten“? Die These, sich gegen eine Politik der Grenzerweiterung zu stellen. Auch in diesem Punkt sind sie sehr unwissend, aber ich will nicht weiter darauf eingehen, lassen wir es als spannenden Punkt im Raum stehen.