Zentralrat der Muslime beklagt salonfähig gewordenen Islam-Hass
Artikel von Jan Drebes/ RP Online
Berlin. Sachsen-Anhalts Regierungschef Haseloff erwägt einen Wegzug aus seiner Heimat, sollte die AfD an die Macht kommen. Der Zentralrat der Muslime bestätigt ähnliche Befürchtungen von Gläubigen in Deutschland – und fordert Politik und Gesellschaft zum Gegensteuern auf.
Muslimische Männer beten in der Khadija Moschee in Berlin zum muslimischen Fest Eid al-Adha. Das Opferfest ist das wichtigste Fest im Islam. (Archiv) © Annette Riedl
In der Debatte um die Folgen des Erstarkens der AfD hat der Zentralrat der Muslime vor salonfähig gewordenem Islam-Hass gewarnt und Gegenmaßnahmen gefordert. Zuvor hatte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gesagt, er erwäge einen Wegzug aus seiner Heimat, sollte die AfD nach der Landtagswahl im kommenden Jahr die Regierung stellen.
Die Äußerungen von Ministerpräsident Reiner Haseloff offenbaren eine wachsende Sorge, die viele Demokratinnen und Demokraten in diesem Land teilen – besonders jene mit familiärer Migrationsgeschichte oder solche, die sich aktiv gegen Rassismus und Ausgrenzung engagieren“, sagte nun der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El-Yazidi, unserer Redaktion. „Wenn selbst langgediente Politikerinnen und Politiker darüber nachdenken, das Land im Falle einer Regierungsübernahme durch die AfD zu verlassen, ist das ein alarmierendes Signal über den Zustand unserer demokratischen Kultur“, mahnte er. Als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland könne er diese Sorge nur zu gut nachvollziehen. „Auch viele Musliminnen und Muslime fragen sich zunehmend, ob sie noch sicher in diesem Land leben können, wenn rechtsextreme und antidemokratische Kräfte an Einfluss gewinnen“, sagte er.
Die größere Gefahr liege jedoch nicht allein im möglichen Wahlerfolg der AfD, sondern vielmehr darin, dass ihre menschenfeindliche und ausgrenzende Rhetorik längst salonfähig geworden sei, beklagte El-Yazidi. „Viel gravierender ist, dass diese Narrative inzwischen von Politikerinnen und Politikern sogenannter bürgerlicher Parteien übernommen werden – teils wörtlich, teils im Ton. Antimuslimischer Rassismus ist zur Eintrittspforte für weitere Formen von Hass und Ausgrenzung geworden“, mahnte er.
Mit Blick auf ein mögliches AfD-Verbotsverfahren sagte er, dass dies mit höchster Sorgfalt geprüft werden müsse. „Doch allein das wird nicht reichen. Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Haltung, die Ausgrenzung und Hass widerspricht – und zwar nicht nur in Sonntagsreden, sondern im Alltag, im Parlament, in den Medien, in den Schulen und am Arbeitsplatz“, sagte El-Yazidi.