Tochter von NSU-Opfer: Kein Aussteigerprogramm für Zschäpe

von Fremdeninfo

Artikel von dpa

25 Jahre nach dem ersten NSU-Mord fordert die Tochter des Opfers Enver Şimşek, die verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe aus einem Neonazi-Aussteigerprogramm herauszunehmen. «Sie hatte genügend Zeit, aufzuklären, zu sprechen», sagte Semiya Şimşek der Deutschen Presse-Agentur in Nürnberg. «Sie hat immer noch Kontakt zu Rechten. Da kann mir niemand erzählen, dass sie aussteigen will.»

Die Terrorzelle bestand aus den drei Hauptmitgliedern Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die aus Thüringen stammten und jahrelang in Sachsen im Untergrund lebten. Mundlos und Böhnhardt hatten sich 2011 getötet, um einer Festnahme zu entgehen. Zschäpe wurde 2018 als Mittäterin zu lebenslanger Haft bei besonderer Schwere der Schuld verurteilt.

Gedenken zum 25. Jahrestag

Am 9. September werden Semiya und ihr Bruder Abdulkerim Şimşek am Tatort in Nürnberg an ihren Vater erinnern. An dem Tag vor 25 Jahren feuerten Mundlos und Böhnhardt acht Schüsse auf den türkischen Blumenhändler. Der 38-Jährige starb zwei Tage später im Krankenhaus.

«Die Namen der Opfer und die Taten dürfen nicht vergessen werden», sagte Semiya Şimşek. Der Rechtsruck in Deutschland bereite ihr Sorgen. Eine ähnliche Mordserie halte sie künftig nicht für ausgeschlossen. «Wegen der Kontinuität von rechter Gewalt nach den NSU-Morden – Hanau, Halle, Walter Lübcke – kann ich mir schon vorstellen, dass das wieder passieren könnte.»

Ähnliche Beiträge