Ich kenne ihn seit Jahren – und bin überzeugt: Er gehört zu den besten Journalisten, die die Türkei je hervorgebracht hat
Von Kemil Taylan (Journalist in Frankfurt Main)
Kamil Taylan ( Journalist in Frankfurt Main )
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Ich kenne ihn seit Jahren – und bin überzeugt: Er gehört zu den besten Journalisten, die die Türkei je hervorgebracht hat. Heute aber wurde er verhaftet. In einem Café, mitten in Istanbul. Nicht still und heimlich, sondern auf Geheiß des „Kettenhundes“ von Erdoğan – so wird der Generalstaatsanwalt von Istanbul mittlerweile genannt.
Der Journalist heißt Timur Soykan. Ein Mann, der nie schwieg, wenn andere sich duckten. Auf seinem Account, der den Namen „X“ trägt, schrieb er kurz zuvor:
„Das Regime sagt dem Volk: Es ist nicht mehr wichtig, ob ihr an unsere Märchen glaubt. Ihr habt keine Wahl. Ihr seid unsere Gefangenen. Entweder ihr werdet zu Sklaven – oder ihr erhebt euch und verteidigt eure Rechte, eure Freiheit, euer Land.“
Und weiter:
„Der Putsch geht weiter. Der Wille des Volkes wird unterdrückt. Wahlen haben keine Bedeutung mehr.“
Diese Worte reichten aus, um ihn zur Zielscheibe zu machen. Nach Behördenangaben steht nun fest: Die Beiträge stammen tatsächlich von Soykan. Die Konsequenz? Ein Ermittlungsverfahren wegen „öffentlicher Verbreitung irreführender Informationen“ gemäß Artikel 217/A des türkischen Strafgesetzbuches – ein Gummiparagraf, mit dem das Regime seine Kritiker zum Schweigen bringt.
Am 5. Juli 2025, um 18:00 Uhr, wurde Timur Soykan in der Cumhuriyet Caddesi im Istanbuler Bezirk Beyoğlu festgenommen.