Mitarbeiter von TELE 1 treten zurück: „Wir werden keine Pinguin-Medien sein“

von Cumali Yağmur

Der Hauptnachrichtensprecher von TELE 1, Murat Taylan, erklärte, man erkenne die Autorität des Zwangsverwalters nicht an und sagte: „Indem das Recht einmal mehr mit Füßen getreten wurde, wurde der freien Presse ein weiterer Schlag versetzt.“

Als Reaktion auf die Einsetzung des türkischen Einlagensicherungsfonds (TMSF) als Zwangsverwalter für TELE 1 nach der Einleitung von „Spionage“-Ermittlungen gegen den Journalisten Merdan Yanardağ, reichten die Mitarbeiter des Senders heute ihren kollektiven Rücktritt ein.

Im Namen der Mitarbeiter verlas der Moderator Murat Taylan eine Presseerklärung vor dem Gebäude von TELE 1. Taylan sagte: „Einerseits verlassen wir den Sender, andererseits wird unsere Suche weitergehen, um den Geist von TELE 1 außerhalb am Leben zu erhalten. Deshalb lautet der Titel unserer Erklärung auch ‚Wir kapitulieren nicht‘, Freunde.“

Taylan erinnerte daran, dass der Sender TELE 1 im Jahr 2017 unter der Führung von Merdan Yanardağ mit dem Verständnis für freie Medien und dem Grundsatz der Wahrheitstreue gegründet wurde: „Wir haben Licht auf Zensur, Unterdrückung und Dunkelheit geworfen. Mit unserem Fernsehen, unserer Website, unseren sozialen Medien… Wir wurden zur Stimme dieses Landes, die nach der Wahrheit sucht.“

„Ein weiterer Schlag gegen die freie Presse“

Taylan betonte, dass sie acht Jahre lang Hunderte von Journalisten und Tausende von Gästen empfangen, die Interessen des Volkes verteidigt, sich auf die Seite der Arbeit, der Natur und der Unterdrückten gestellt und trotz der nach dem 15. Juli ausgerufenen Notstandsbedingungen, Drohungen, wirtschaftlicher Blockaden und politischem Druck standhaft geblieben seien.

Taylan erklärte, dass sie durch ihre Sendephilosophie zur Zielscheibe der Regierung geworden seien, und wies darauf hin, dass am 24. Oktober ein Zwangsverwalter für TELE 1 eingesetzt wurde: „Unser Chefredakteur Merdan Yanardağ wurde mit einer absurden Anschuldigung verhaftet. Indem das Recht einmal mehr mit Füßen getreten wurde, wurde der freien Presse ein weiterer Schlag versetzt.“

„Wir verlassen das zwangsverwaltete TELE 1“

Taylan merkte an, dass die erste Handlung der Zwangsverwaltung darin bestand, die Nachrichtensendungen einzustellen, und erklärte, dass sie die Autorität des Zwangsverwalters nicht anerkennen: „Gemeinsam mit den Bildschirmgesichtern, Führungskräften, Autoren von tele1.com.tr und einigen Kollegen, die hinter der Kamera arbeiten, verlassen wir das zwangsverwaltete TELE 1.“

Taylan fasste zusammen:

„Auf TELE 1, einem der letzten Bildschirme der Demokratie in diesem Land, werden nun nur noch Dokumentarfilme ausgestrahlt. Wir werden nicht zulassen, dass ein Sender, der Journalismus als Ehre betrachtet und das Recht der Menschen in der Türkei auf Wahrheit verteidigt, in ein ‚Pinguin-Medium‘* verwandelt wird. Es ist für uns absolut inakzeptabel, eine Sendephilosophie anzunehmen, die unsere Ehre verletzt und sich von unserer bisherigen Arbeit unterscheidet.

Folglich erkennen wir die neue Sendephilosophie, die der Zwangsverwalter TELE 1 auferlegt hat, nicht an. Wir lehnen diese Dunkelheit ab. Gemeinsam mit den Bildschirmgesichtern, Führungskräften, Autoren von tele1.com.tr und einigen Kollegen, die hinter der Kamera arbeiten, verlassen wir das zwangsverwaltete TELE 1.

Wir werden nicht schweigen. Wir werden unsere Feder nicht verkaufen und nicht zerbrechen. Wir werden uns nicht beugen. Wir werden weiterhin den Journalismus, das Recht der Öffentlichkeit auf Information, die Freiheit und die Demokratie verteidigen.

Wir danken allen, die in diesem Prozess an unserer Seite standen, ihre Stimme erhoben haben und deren Herz mit uns schlägt. Unser Weg ist klar: Wir werden nicht kapitulieren, wir werden weiterhin standhaft an der Seite der Wahrheit stehen.

Dieses Team wird weiterhin mit allen Mitteln, die es findet, zum Demokratiekampf der Türkei beitragen. Und wir glauben, dass, wenn wir diese Dunkelheit vertreiben, die Sendephilosophie von TELE 1 wiedergeboren wird und als unabhängiger, freier und ehrenhafter Sender dort weitermachen wird, wo er aufgehört hat, auf der Spur der Wahrheit.

Wir stehen an der Seite und hinter unserem Gründer und Chefredakteur Merdan Yanardağ. Wir senden ihm von hier aus unsere Grüße und unseren Respekt. Dies ist kein Rückzug; es ist eine Erklärung des Widerstands. Entweder wir finden einen Weg oder wir machen einen.“

(bianet AB)

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