Gegen Rassismus und Rechtsextremismus

von Fremdeninfo

Artikel von Andrea Freitag/RP-Online

 Düsseldorf . In Garath fand am Samstag der Auftakt der Düsseldorfer Dialogtage statt. Ziel ist es, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ein gemeinsames Leben auf Augenhöhe zu ermöglichen. Viele Vereine und Initiativen haben mitgemacht.

Jeder hat sein Gepäck dabei, mal leichter, mal schwerer: Wir laden alle ein, es abzuladen“, erklärt Judith Knuff von der Stabsstelle Antidiskriminierung im Amt für Gleichstellung. Am Samstag standen sie und verschiedene Düsseldorfer Vereine und Initiativen auf dem Nikolaus-Groß-Platz in Garath bereit, um mit den Menschen im Stadtteil ins Gespräch zu kommen. Unter dem Titel „Der Mensch im Mittelpunkt“ fand dieser erste, dreistündige Dialogtag statt, in dem Austausch über Möglichkeiten gegen Rassismus und Diskriminierung im Fokus stehen.

Die Dialogtage sollen in allen zehn Stadtbezirken stattfinden“, kündigt Knuff an. Sie sind eine der Maßnahmen des 2023 beschlossenen kommunalen Handlungskonzepts gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund soll in Düsseldorf ein gemeinsames Leben auf Augenhöhe ermöglicht werden. „Zuerst habe ich für den Dialogtag am Schreibtisch ein Konzept entworfen und Kontakt mit Vereinen und Initiativen aufgenommen, die die Aktion durch ihre Mitarbeit bereichern sollen. Alle wollten auf meine Anfrage hin gerne mitwirken, doch dann bat ich darum, kritisch auf meinen Entwurf zu schauen. Erst sagten alle, alles sei super“, berichtet Knuff. „Aber dann beharrte ich darauf, dass ich wirklich konstruktive Kritik erwarten würden – und dann wurde mein erster Entwurf im besten Sinne des Wortes zerpflückt und alles neu gemacht. Aber genau darum geht es ja: Es ist eben nur mit der Community möglich.“

Im ersten Entwurf gab es beispielsweise noch die Idee eines Raumes mit Thementischen, an denen man im Workshop-Format reden könnte. „Aber wie willst du da alle Stimmen hören?“, war die Gegenfrage. Also ging es stattdessen direkt in die Fußgängerzone zu den Menschen.

„Zudem wurde der Rucksack als Symbol der Dialogtage auserkoren, eben weil jeder Mensch irgendwo ein Reisender ist, jeder hat sein Gepäck dabei“, sagt die Angestellte der Stadt. Knuff und ihre Mitstreiter möchten dazu einladen, das persönliche Gepäck abzuladen, sich kennenzulernen und zu klären, was sich ändern kann und muss. Die Ergebnisse der Dialoge wurden am Samstag auf Stoff-Rucksäcken, Karten und – damit die Sprachbarriere keine Chance hat – auch auf Fotos festgehalten. Alle Ergebnisse werden gesammelt und der Stadt übergeben. Es gab die verschiedensten Rückmeldungen, einige sehen Alkohol und Drogenkonsum als Problem, eine 90-Jährige wünscht sich, dass alle mehr lächeln, egal aus welcher Kultur sie kommen.

„Es ist schön, hier so eng mit der Stadt zu kooperieren“, freut sich auch Peter Rummel vom Internationalen Kultur- und Sportverein der Roma, „Carmen“. „Das ist ein Zeichen, dass man als Bürger mit der Stadt direkt zusammenarbeiten kann. Diese Tatsächlichkeit wünsche ich mir für alle Verwaltungen.“ Für Knuff und das Team der Stabsstelle Antidiskriminierung gilt dasselbe. „Ohne den Input unserer Experten wäre das hier total deutsch und verkopft gewesen. Das Know-How direkt aus der Praxis hat einen echten Mehrwert ergeben“, so Knuff.

Zwischen Fotobox, Bastelaktion und Waffelstand herrschte eine offene, fröhliche und kommunikative Atmosphäre. „Viele Personen, die wir hier angesprochen haben, waren erst irritiert, aber zu einem Gespräch hat keiner Nein gesagt. Jetzt gehen die Menschen mit dem guten Gefühl nach Hause, dass sie gehört wurden.“ Neena Hartmann vom Haus der Kulturen berichtet von einer Begegnung an diesem Tag: „Eine Dame erzählte, dass sie seit 2015 in Deutschland lebt, aber keine deutschen Freunde hat. Diese Bubble-Bildung ist überall ein Problem. Aber sie will sich jetzt ehrenamtlich engagieren und etwas verändern.“ Auch die Verantwortlichen der Vereine und Initiativen kamen am Samstag enger ins Gespräch, viele planen die nächsten gemeinsamen Aktionen. Auf den Zetteln mit Wünschen und Vorschlägen sind neben Bedenken wegen der schließenden Einkaufszentren auch Sätze wie „Ich bin Garath“ zu lesen – oder „Garath ist bunt (Menschen) und grün (Natur). Lasst und stolz auf diesen tollen Stadtteil sein!“

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