Neues Yılmaz-Atalay-Ufer
Es war am Karfreitag 1961, als Yılmaz Atalay in Deutschland aus einem Zug stieg. Mehr als zwei Tage war er damals von der Türkei unterwegs gewesen, erzählte er einmal in einem SWR-Interview.
Sein Ziel: Arbeit finden, denn in der Türkei war die wirtschaftliche Lage schlecht und Deutschland brauchte Arbeitskräfte. Keine vier Tage später begann er einen Job in einer Fliesenfabrik. 1968 zog er dann nach Mainz, wo er als Dolmetscher beim Spezialglashersteller Schott arbeitete. Und in Mainz sollte er bis zu seinem Tod bleiben.
Yılmaz Atalay kam 1961 als „Gastarbeiter“ nach Deutschland und lebte bis zu seinem Tod in Mainz. privat
Einsatz für Integration und Miteinander
Mit der Benennung des Rheinufer-Abschnitts solle an den großen Einsatz von Yılmaz Atalay für die Integration von türkischen und muslimischen Menschen erinnert werden, sagte Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) bei der Enthüllung des Straßenschildes.
Er ist ein Teil von Mainz, er ist ein Teil von Deutschland.
Fatih Karasu, Neffe von Yılmaz Atalay
Sein Neffe Fatih Karasu sagte, seine Familie sei dankbar, dass Yılmaz Atalay weiter in Mainz „leben“ dürfe – mit seinem Namen auf dem Straßenschild. Sein Onkel könne auch ein Vorbild für die Jugend sein. Er habe es geschafft, ein Teil der deutschen Gesellschaft zu sein. Das könnten auch andere in Zukunft schaffen.
Mutterland Türkei, Vaterland Mainz
Nurhayat Canpolat hatte ursprünglich die Idee, eine Straße in der Mainzer-Neustadt nach Yılmaz Atalay zu benennen. In einer Rede erinnerte sie an die zwei Heimaten von Herrn Atalay.
Die Türkei sei immer sein Mutterland – auf türkisch „ana vatan“ gewesen, aber Deutschland und vor allem Mainz seien sein Vaterland – auf türkisch „babba vatan“ – geworden.
SWR-Reporterin Judith Seitz zur Einweihung des Atalay-Ufers
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Interkulturelle Woche und türkisches Reisebüro
Yılmaz Atalay hatte unter anderem in der deutschlandweit ersten Beratungsstelle für Türkinnen und Türken gearbeitet, war ehrenamtlicher Übersetzer und Sprecher für Musliminnen und Muslime unterschiedlicher Nationalitäten. 1976 organisierte er den ersten „Ausländertag“ in Mainz mit. Daraus wurde später die jährlich stattfindende „Interkulturelle Woche“.
1978 eröffnete er in der Mainzer Neustadt das erste türkische Reisebüro in Mainz, das auch heute noch existiert. Atalay starb im Jahre 2021 im Alter von 88 Jahren. Mit der Benennung des Rheinufer-Abschnittes nach ihm soll seine Geschichte in Erinnerung bleiben.