Köln, 24.11.2025 – Am 22.11.2025 hat der DITIB-Bundesverband im Rahmen seiner 20. Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Folgende Mitglieder wurden gewählt und haben in der im Anschluss an die Generalversammlung abgehaltenen konstituierenden Sitzung die folgende Aufgabenverteilung vorgenommen:
- Vorstandsvorsitzender: Ramazan Ilıkkan
- Stellvertretender Vorsitzender: Muhammet Çatmak
- Generalsekretär: Eyüp Kalyon
- Stellvertretender Generalsekretär: Muhammed Şahin
- Buchhalter: Erhan Akyol
- Stellvertretender Buchhalter: Yasin Öztürk
- Vorstandsmitglied: Merve Mert
Der neu gewählte Bundesvorsitzende Ramazan Ilıkkan betonte in seiner ersten Ansprache:
„Wir danken unserem Erhabenen Herrn, der uns die Ehre zuteilwerden ließ, der DITIB – die durch die Bittgebete, die Mühe und die Opferbereitschaft unserer Menschen zur größten muslimischen Zivilorganisation Deutschlands geworden ist – dienen zu dürfen. Ebenso danken wir den geschätzten Mitgliedern der Generalversammlung, die uns dieses Amt anvertraut haben.“
(Anmerkung: Ramazan Ilıkkan war zuvor als Religionsattaché am türkischen Generalkonsulat in Düsseldorf tätig.)
„Auch in dieser neuen Amtsperiode werden wir als DITIB mit derselben Entschlossenheit und demselben Einsatz unsere Dienste weiter ausbauen und bestmöglich fortführen.
Neben Projekten für Frauen, Jugendliche und Senioren werden wir unsere Arbeit in Bereichen wie islamischem Religionsunterricht, Imam-Ausbildungsprogrammen, Stipendienprogrammen, seelsorgerischer Betreuung sowie kulturellen und sozialen Aktivitäten fortsetzen. Darüber hinaus werden wir die Bereiche stärken, die insbesondere in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben.
Die erfolgreiche Kommunikation und Zusammenarbeit der DITIB mit muslimischen Einrichtungen sowie mit der deutschen Öffentlichkeit und deutschen Institutionen wird sich insbesondere in Form von sozialen Projekten weiter intensivieren.
DITIB wird seinen Weg mit grundlegenden Werten wie Einheit, Liebe und Geschwisterlichkeit entschlossen fortsetzen.“
Weiter erklärte Ilıkkan anlässlich der Generalversammlung:
„Wir sprechen allen Vorsitzenden, Verantwortlichen, Mitgliedern, jedem einzelnen Angehörigen und den ungenannten Helden unserer großen DITIB-Familie – allen, die die Ehre hatten, dieser Organisation zu dienen – unseren aufrichtigen Dank für ihre wertvollen Beiträge aus.
Für all jene verstorbenen Persönlichkeiten, die in den 41 Jahren unseres Bestehens – insbesondere in den Gründungsjahren und während aller Entwicklungsphasen der DITIB – mit ihrem Einsatz zum Erfolg beigetragen haben, bitten wir um Gottes Barmherzigkeit. Den noch lebenden sowie ihren Familien wünschen wir Gesundheit, Frieden und ein segensreiches Leben.“
DITIB-Bundesverband
Mit bundesweit rund 850 Moscheen, 1.200 Religionsbeauftragten und tausenden Freiwilligen ist die DITIB eine der umfassendsten türkisch-islamischen Organisationen im Land.
Einschätzung der deutschen Tageszeitung WELT: Der neue „starke Mann“
In einer in der deutschen Zeitung WELT veröffentlichten Analyse wird die Wahl Ilıkkans als ein wichtiger Wendepunkt hinsichtlich der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme der Organisation in Deutschland bezeichnet. Die WELT berichtet, dass einige Islam-Experten diese Wahl aufgrund Ilıkkans früherer Tätigkeit in der offiziellen türkischen Religionsbehörde als einen Schritt sehen, der „die Verbindungen der DITIB zur Türkei weiter stärken könnte“.
Warum ist das umstritten?
Die DITIB steht in Deutschland seit langem im Zentrum von Diskussionen. Im Kern der Kritik stehen die engen Verbindungen der Organisation zum türkischen Staat und die Tatsache, dass die Imame nach wie vor größtenteils von der zentralen Religionsbehörde in Ankara entsandt werden. Dieser Umstand erschwert die Wahrnehmung der DITIB als unabhängige Zivilgesellschaftsorganisation in Deutschland.
Deutsche Regierungsvertreter und einige Politiker fordern die DITIB auf, ihre Loyalität zu den verfassungsmäßigen Werten Deutschlands und den Integrationszielen deutlich zu zeigen. Insbesondere wird betont, dass die Organisation eine klare Haltung gegen Antisemitismus und extreme ideologische Tendenzen einnehmen muss.
Wachsende Besorgnis in der deutschen Innenpolitik
In einer Analyse der WELT wird nicht nur die Verwaltungsstruktur der DITIB, sondern auch ihre bisweilen kontroversen religiösen und politischen Haltungen thematisiert. Die Zeitung erinnert daran, dass im Umfeld der DITIB verschiedene Diskussionen aufgekommen sind, die bis zu Verbindungen zum Iran und zu den Taliban reichen.
Zudem hatten sich die deutschen Sicherheitsbehörden in der Vergangenheit mit Vorwürfen befasst, dass einige Imame Informationen im Auftrag der Türkei sammelten; derartige Debatten führten zu zunehmender Kritik an der Unabhängigkeit und dem Verhalten des Verbandes.
Die deutsche Regierung und ihre Politik
In jüngster Zeit signalisierten deutsche Bundesbehörden, die Beziehungen zur DITIB neu zu bewerten. Das Innenministerium und einige Politiker fordern, dass der Verband seine Verbindungen zur Türkei klar kappt und eine eindeutige Haltung im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung und der demokratischen Werte in Deutschland einnimmt.
Insbesondere in den letzten Jahren unternimmt Deutschland Schritte, um die Abhängigkeit von aus der Türkei entsandten Imamen zu verringern, indem es lokalere Lösungen bei der Imam-Ausbildung fördert.
Der Plan der DITIB, ab 2025 ihr eigenes Imam-Ausbildungsprogramm in Deutschland auszuweiten, wird als Teil dieses Rahmens betrachtet.
Wie erinnerlich, kamen 2017 Vorwürfe auf, dass einige DITIB-Imame in Deutschland Informationen über oppositionelle Kreise und Organisationen sammelten und diese an Ankara weiterleiteten. Dieser Sachverhalt wurde von der deutschen Bundesanwaltschaft als „Spionageverdacht“ gewertet, woraufhin Hausdurchsuchungen bei den Imamen durchgeführt wurden.
In diesem Zusammenhang wurde behauptet, dass auch der damalige türkische Religionsattaché in Düsseldorf, Ramazan Ilıkkan, nach Ankara zurückbeordert wurde. In den Berichten hieß es jedoch unter Berufung auf offizielle Erklärungen, dass er aufgrund des Ablaufs seiner Amtszeit zurückgekehrt sei.