Von Fremdeninfo / Archive
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes standen im Jahr 2023 rund 2 Millionen Zuzügen nach Deutschland etwa 1,3 Millionen Fortzüge gegenüber. Seit den 1960er Jahren ziehen jährlich zwischen 0,6 % und 1,6 % der Bevölkerung Deutschlands ins Ausland. Von den 1,3 Millionen Abwanderern im Jahr 2023 entfielen mehr als eine Million (ca. 77 %) auf ausländische Staatsangehörige und rund 300.000 (ca. 23 %) auf Personen mit deutschem Pass. Dementsprechend unterscheiden sich die Abwanderungsquoten von Deutschen und Ausländern erheblich: Während die Quote bei den Deutschen im Jahr 2023 bei etwa 0,4 % der Gesamtbevölkerung lag, betrug sie bei den Ausländern fast 8 %.
Während die Migrationsbewegungen von Ausländern stärker schwanken, ist bei den Deutschen seit den 1990er Jahren eine langsam steigende Abwanderungsquote zu beobachten. Besonders auffällig ist der Sprung der Abwanderungsquote bei Deutschen von 0,2 % auf 0,4 % im Jahr 2016. Dies ist jedoch weitgehend auf eine statistische Methodenumstellung zurückzuführen: Das Statistische Bundesamt änderte in jenem Jahr grundlegend die Art und Weise, wie Fortzüge von Deutschen ins Ausland erfasst werden, was den direkten Vergleich der Zeitreihen mit den Vorjahren erschwert.
Deutsche wandern primär nach Schweiz und Österreich aus. Beide Länder führten auch im Jahr 2022 die Liste der zehn beliebtesten Zielländer deutscher Auswanderer an. Zudem finden sich „klassische“ englischsprachige Ziele wie die USA und Großbritannien auf dieser Liste. Darüber hinaus spielen andere europäische Nachbarländer wie Polen, die Niederlande und Frankreich sowie Spanien und die Türkei als Zielländer eine wichtige Rolle.
Bei den häufigsten Zielen ausländischer Staatsangehöriger zeigt sich ein völlig anderes Bild: Im Jahr 2022 waren Rumänien, Bulgarien und Polen die Hauptzielländer für Personen ohne deutschen Pass. Die Länder an der Spitze dieser Liste sind – nicht zufällig – auch jene Länder, aus denen in den letzten Jahren eine starke Zuwanderung nach Deutschland erfolgte. Dieser von Ausländern dominierte Abwanderungsprozess ist eng mit dem Zuzugszyklus (der Konjunktur der Zuwanderung) verknüpft. Die Daten zeigen, dass die Abwanderungsquote mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung meist dem Pfad der Zuwanderungsquote folgt. Dies macht deutlich: Viele Menschen, die nach Deutschland kommen, bleiben nicht dauerhaft, sondern kehren nach einiger Zeit in ihr Heimatland zurück oder ziehen in ein anderes Land weiter.
Wie viele Deutsche kehren aus dem Ausland zurück?
Im Gegensatz zu den Wanderungsbewegungen von Ausländern weist Deutschland bei deutschen Staatsangehörigen einen negativen Wanderungssaldo auf. Das bedeutet, dass jedes Jahr mehr Deutsche auswandern, als aus dem Ausland zurückkehren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verließen im Jahr 2023 rund 80.000 mehr deutsche Staatsangehörige das Land, als zurückkehrten. Ein solcher „Nettoabfluss“ ist nicht überraschend, da ein gewisser Teil der Auswanderer immer dauerhaft im Ausland bleibt und nicht nach Deutschland zurückkehrt. Dies ist auch kein rein deutsches Phänomen; in fast allen europäischen Ländern ist ein negativer Saldo – also ein Verlust an der eigenen Staatsangehörigen-Bevölkerung – Normalität. Diese Verluste sind jedoch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sehr gering. Die Daten für Deutschland zeigen, dass zwischen 2013 und 2022 jedes Jahr durchschnittlich 0,08 % weniger deutsche Staatsangehörige zurückkehrten. Bei einer Bevölkerung von rund 72 Millionen deutschen Staatsangehörigen entspricht dies einem durchschnittlichen jährlichen Nettoverlust von 58.000 Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Obwohl dies kein dramatischer Bevölkerungsverlust ist, wird festgestellt, dass heute etwa 3,8 Millionen Deutsche über 15 Jahren im Ausland leben; dies entspricht etwa 5 % der in Deutschland lebenden Deutschen derselben Altersgruppe.
Wer geht, wer kommt zurück?
Im Jahr 2016 beklagten Migrationsforscher den Mangel an Daten zum Thema Abwanderung. Infolgedessen sind unsere Kenntnisse über Rückkehr, Weiterwanderung in ein Drittland oder wiederholte internationale Mobilität (zirkuläre Migration) begrenzt. In den letzten Jahren ist das Interesse an diesen „blinden Flecken“ jedoch gestiegen, und das Wissen über die Fort- und Rückzüge deutscher Staatsangehöriger hat sich verbessert. Mit der Studie „German Emigration and Remigration Panel Study“ (GERPS) wurden erstmals umfassende Daten über international mobile Deutsche erhoben.
Gemäß diesen Daten:
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Alter: Internationale Mobilität wird vor allem von jungen Menschen dominiert. Das Durchschnittsalter der Fort- und Rückzieher ist deutlich niedriger als das der ansässigen deutschen Bevölkerung.
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Geschlecht: Die Anzahl der Männer und Frauen unter den Auswanderern ist in etwa ausgewogen.
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Bildung: Die große Mehrheit derer, die ins Ausland gehen, ist hochqualifiziert. Während drei Viertel der deutschen Auswanderer einen Universitätsabschluss haben, liegt dieser Anteil in der ansässigen Bevölkerung bei etwa 25 %.
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Sorge vor Braindrain: Die Befürchtung, dass diese Situation zu einem dauerhaften Verlust an hochqualifizierten Arbeitskräften (Braindrain) führt, ist unbegründet: Auch unter den Rückkehrern ist der Anteil der Akademiker mit 69 % sehr hoch.
Die Tatsache, dass etwa zwei Drittel (62 %) der ausgewanderten Deutschen die Absicht haben, wieder nach Deutschland zurückzukehren, zeigt, dass Auslandsaufenthalte in den meisten Fällen ein vorübergehendes Phänomen sind. In diesem Zusammenhang profitiert Deutschland insbesondere von den neuen Erfahrungen, die Fachkräfte im Ausland sammeln, sowie von der „zirkulären Migration“.
Insgesamt basieren Abwanderungs- und Rückkehrentscheidungen nicht auf einer einzigen Ursache, sondern auf einer Reihe von Motiven. Bei der Abwanderung stehen jedoch vor allem berufliche Gründe im Vordergrund. Zudem möchten viele Menschen neue Erfahrungen sammeln oder ihren Lebensstil ändern. Im Gegensatz dazu nennt nur eine kleine Minderheit von 17 % die Unzufriedenheit mit dem Leben in Deutschland als Hauptgrund. Dies zeigt, dass die Migration der Deutschen „chancenorientiert“ ist und zur Karriereplanung genutzt wird. Bei Rückkehrentscheidungen gewinnen hingegen familiäre Gründe (40 %) und bildungsbezogene Gründe (24 %) an Bedeutung.
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