Betrugsprozess gegen falsche Polizistinnen: Verfahrensstart verzögert

von Fremdeninfo

 Von:  Berliner Mogenpost

Berlin. Falsche Polizistinnen vor Gericht: Zeugenvernehmung vertagt, neue Akten verzögern Prozess. Wie man sich wirksam schützt.

Montag, da ist der Friseur“, meint ein Zeuge zu seiner Frau – erstaunlich gelassen angesichts der Tatsache, dass die Vernehmung des älteren Ehepaars verschoben wurde.

Fünf Zeugen mussten am Donnerstagmittag im Berliner Landgericht unverrichteter Dinge wieder gehen. Die 37. Strafkammer unterbrach den Prozess gegen drei Frauen, die sich als falsche Polizistinnen ältere Menschen um rund 225.000 Euro betrogen haben sollen.

Ayça Y. (22), Fatma B. (28) und Islim G. (41) sollen in fünf Fällen teils gemeinsam, teils mit weiteren unbekannten Bandenmitgliedern vorgegangen sein: Sie riefen die Opfer an, warnten vor angeblichen Angriffen aufs Vermögen und setzten sie massiv unter Druck. Die Senioren sollten Wertgegenstände an „Polizeibeamte“ übergeben. Festgenommen wurden die drei angeklagten Frauen am 22. Mai. Eine 70-jährige Frau in Mahlsdorf habe bei der dritten sie betreffenden Tat Zweifel bekommen und die Polizei informiert. Alle drei Angeklagten saßen zeitweise in Untersuchungshaft, Fatma B. verbüßt derzeit noch eine Haftstrafe wegen anderer Delikte.

300 Seiten zu spät: Verteidigung braucht mehr Zeit

Der Grund für die Unterbrechung: Die Verteidigung erhielt erst am 9. Oktober „200 bis 300“ zusätzliche Aktenseiten. „Fünf Werktage reichen nicht, um diese zu besprechen“, argumentierte B.s Verteidiger. Zudem beantragte er ein Gutachten, da seine Mandantin frühere Straftaten unter Betäubungsmitteleinfluss begangen habe. Die Staatsanwaltschaft zeigte sich verärgert: „Hätte man das nicht früher melden können?“ – gerade mit Blick auf die geladenen älteren Zeugen. Das Gericht räumte ein, die Situation sei „sehr ungünstig“, doch eine Vernehmung der Belastungszeugen unter diesen Umständen sei nicht zu verantworten.

Die Zeugenvernehmungen sind nun für den 10. November angesetzt. Bereits am 30. Oktober wird der Prozess fortgesetzt.

Wie funktioniert die Masche? – und wie man sich schützt

Fälle wie dieser sind keine Seltenheit. Immer wieder fallen vor allem ältere Menschen auf Betrüger herein, die sich als Polizisten oder Staatsanwälte ausgeben. In stundenlangen Telefongesprächen setzen sie ihre Opfer massiv unter Druck, bis diese ihr gesamtes Erspartes aushändigen.

Die Banden nutzen „Call-ID-Spoofing“: Auf dem Display erscheint eine gefälschte Nummer – oft mit Varianten der „110“. Sogenannte „Keiler“ warnen vor angeblichen Gefahren, später erscheinen Komplizen mit gefälschten Dienstausweisen an der Haustür. Viele Banden operieren aus der Türkei.

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