Möchte in Würde leben“ – Fazıl Say mahnt Musikwelt wegen Gaza

von Fremdeninfo

               Von: Fazil Say

Der weltbekannte Pianist und Komponist Fazıl Say hat mit deutlichen Worten die klassischen Musikinstitutionen des Westens kritisiert und die internationale Musikszene aufgerufen, nicht länger zu den Ereignissen in Gaza zu schweigen.

In einem sehr persönlichen Beitrag auf X bezeichnete Say wie schon viele andere vor ihm das Geschehen in Gaza als „Völkermord“ und forderte seine Kolleginnen und Kollegen auf, ihre Stimme zu erheben. Der türkische Pianist kritisierte, dass führende Musikhäuser und Festivals in Europa und den USA einseitig Partei für Israel ergreifen würden. Wer Solidarität mit Palästina zeige, werde vorschnell als Antisemit diffamiert. „Das ist beschämend“, so Say. „Sie werden sich dafür verantworten müssen. Sie werden nicht in Ruhe schlafen können.“

Say nimmt Absagen in Kauf

Für den Musiker ist klar, dass er auch persönliche Konsequenzen in Kauf nimmt. Bereits in der Vergangenheit waren Konzerte von ihm abgesagt worden, nachdem er sich öffentlich gegen das Vorgehen Israels ausgesprochen hatte. In seiner Botschaft erklärt er: „Ihr könnt so viele meiner Konzerte absagen, wie ihr wollt. Ich möchte in Würde leben.“

Mit dieser Haltung stellt er die moralische Verantwortung über seine Karriere. Er spricht von Einsamkeit in seinem beruflichen Umfeld, weil selbst beim Musizieren und beim Teilen von Gefühlen die Solidarität fehle. Umso eindringlicher appelliert er an die Musikwelt: „Seid Menschen, schweigt nicht zu diesem Unrecht.“

Streit um Kunstfreiheit und Verantwortung

Der Fall Fazıl Say verdeutlicht, wie sehr sich Kunstfreiheit, institutionelle Verantwortung und politische Fragen heute überschneiden. Veranstalter geraten unter Druck, wenn Künstler Position beziehen, während Kritiker der Absagen von einer Einschüchterung unliebsamer Stimmen sprechen. Befürworter von Einschränkungen hingegen warnen vor einer Instrumentalisierung kultureller Bühnen.

Says Botschaft geht über die Musik hinaus: Sie fordert ein Umdenken darüber, welche Rolle Künstlerinnen und Künstler in politischen und moralischen Fragen einnehmen sollen – und welche Verantwortung Kulturinstitutionen tragen, wenn es um Solidarität, Menschlichkeit und die Freiheit des Wortes geht.

Solidarität aus der Filmwelt: Javier Bardem

Auch aus der internationalen Filmwelt kommen vergleichbare Stimmen. Der spanische Schauspieler Javier Bardem erklärte jüngst öffentlich, dass er künftig in keinem Projekt mitwirken werde, das in direkter Verbindung zu Israel stehe. Er wolle auf keinen Fall, so Bardem, „in irgendeiner Weise einen Genozid unterstützen oder als Feigenblatt für ein Whitewashing Israels dienen“. Mit dieser klaren Absage reiht er sich in die Reihe prominenter Kulturschaffender ein, die bereit sind, berufliche Konsequenzen zu tragen, um eine politische Haltung zu verdeutlichen. Seine Position verdeutlicht, dass die Debatte um Kunstfreiheit, Verantwortung und Solidarität nicht nur die Musikwelt betrifft, sondern ebenso die internationale Film- und Kulturszene erfasst hat.

Auch die UN sowie einige Länder und Institutionen der EU sind inzwischen dazu übergegangen, Israels Vorgehen in Gaza als Völkermord einzustufen.

 

Ähnliche Beiträge