Kampf gegen Diskriminierung
Artikel von Bianca Treffe/ R.P
Nettetal. An der Gesamtschule Nettetal lief der zweite Antidiskriminierungstag. Rund 200 Schüler beteiligten sich an den unterschiedlichen Projekten
Beim Antidiskriminierungstag an der Gesamtschule Breyell wurden auch T-Shirts mit aussagekräftigen Statement versehen.⇥ © Bianca Treffer
Die Aussage `Black lives Matter` soll auf den Rücken und das dazugehörige Symbol auf die Vorderseite vom T-Shirt kommen. Wir müssen jetzt aber erst einmal schauen, wie groß alles werden soll“, sagt Gjesika mit Blick auf das Tablet in ihrer Hand, das die drei Wörter und das Symbol zeigt. Elissa hat derweil schon zum Zentimeterband gegriffen und beginnt auf der Folie, die für das spätere Plottern notwendig ist, abzumessen, um sie entsprechend abschneiden zu können. Im Raum 513 der Gesamtschule Nettetal sind Philip Sieben und Andrea Woopen zusammen mit mehreren Schülern damit beschäftigt, T-Shirts mit eigens ausgesuchten Statements zu versehen, die sich alle rund um das Thema Antidiskriminierung bewegen. „Ich denke, mit Black lives matter setze ich ein klares Statement, wenn ich das T-Shirt anziehe“, sagt Elissa.
Ein klares Zeichen setzen, genau darum geht es rund 200 Schülern an diesem Tag. Der zweite Antidiskriminierungstag ist an der Gesamtschule angelaufen. Knapp ein Viertel der Schülerschaft hat sich entschieden, an den verschiedenen Projekten teilzunehmen, die sich allesamt um das Thema Antidiskriminierung drehen. Waren es im vergangenen Jahr bei der Premiere rund 80 Schüler, die sich einbrachten, so ist das Interesse diesmal deutlich größer geworden. „Wir haben seinerzeit einen Workshop von Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage besucht. Damals haben wir uns entschlossen einen eigenen Event an unserer Schule durchzuführen“, erinnert sich Ally Beeren.
Gemeinsam mit Stufenkollegin Kiara Schmidt trugen sie die Idee in den didaktischen Ausschuss der Gesamtschule. Die Idee wurde positiv aufgenommen, und es bildetet sich eine eigene Arbeitsgruppe, die Projekte für einen ersten Antidiskriminierungstag ins Leben rief. Die gute Resonanz und das positive Feedback ließen jetzt den zweiten Tag dieser Art folgen.
Obwohl Beeren und Schmidt ihr Abi schon im vorigen Jahr gemacht haben, sind sie nach wie vor in der Arbeitsgruppe aktiv und nehmen sich auch die Zeit, am Tag selber vorbei zu schauen. „Das ist uns wichtig“, betonen die beiden. Während die einen T-Shirts mit Botschaften versehen, beschäftigt sich eine weitere Schülergruppe um die Sozialpädagogin Lisa Heimbucher mit dem Entwurf eines eigenen Logos für den Antidiskriminierungstag. Es sollen dabei so viele Aspekte wie möglich berücksichtigt werden, denn Diskriminierung findet in unzähligen Bereichen statt, angefangen von Ausgrenzungen aufgrund der Hautfarbe bis hin zu einer Behinderung.
Wie körperliche und geistliche Handicaps das Leben schwer machen können, erfährt eine Schülergruppe dank einem Besuch der Lebenshilfe und dem Haus Maria Helferin. In einem großen Stuhlkreis zusammensitzend sprechen Menschen mit Handicap unter anderem über ihre Probleme, einen Job außerhalb vom HPZ zu finden. „Die meisten Barrieren bestehen im Kopf“, bemerkt André Sole-Bergers, Inklusionsmanager der Lebenshilfe Kreis Viersen, in diesem Zusammenhang.
„Hand in Hand gegen Diskriminierung“ heißt es einen Klassenraum weiter. Dabei wird auch der Alltagsrassismus in der Sprache in den Blickwinkel genommen. Anouk, Pia und Anna, Abiturienten des aktuellen Jahrgangs, haben indes mit Schülern einen Tanz gegen Gewalt einstudiert.
Aber nicht nur in der Schule laufen die Projekte. Schulleiter Leo Gielkens ist mit 13 Schülern vom Wanderparkplatz De Meinweg aus auf eine grenzüberschreitende 16 Kilometer lange Wanderung gestartet. Ein Ziel ist dabei die Gedenkstätte für fünf Ostarbeiterinnen. Die fünf Frauen im Alter von 23 bis 33 Jahren wurden am 13. Oktober 1944 an dieser Stelle von zwei Gestapo-Bediensteten hingerichtet. „Wir sind auf historischen Spuren unterwegs und tragen den Europagedanken mit, da wir grenzüberschreitend wandern“, sagt Gielkens.
Eine weitere Gruppe ist in der Lobbericher Innenstadt aktiv. Vor dem Hintergrund, dass dort der erste Christopher Street Day (CSD) am 12. Juli stattfindet, verwandelt eine Schülergruppe den Platz vor dem alten Rathaus mit Straßenmalkreide in eine einzige bunte Fläche. Es entsteht ein Kunstwerk, das nicht nur auf den CSD hinweist, sondern auch ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Akzeptanz und Gleichberechtigung setzt.
(tre oli)