Artikel von Mareike Heihoff / HNA
Hicham El Mellahi soll beim Leihen eines Autos mit einem Terroristen verglichen worden sein. Der Mitarbeiter habe sich entschuldigt, doch seine Worte hallen bei dem Deutschen mit marokkanischen Wurzeln nach.
„Mir ist seit Tagen der Appetit vergangen“, sagt Hicham El Mellahi über eine Situation, die ihm vergangene Woche widerfahren ist, wie er erzählt. Als der 34-Jährige ein Auto leihen wollte, habe ein Mitarbeiter von Europcar ihn mit einem Terroristen verglichen. „Ich frage mich immer wieder, warum man mich mit so jemandem vergleicht“, sagt El Mellahi und fügt hinzu: „Ein Mensch, der Menschen umbringt, das ist für mich die unterste Stufe.“ Mittlerweile habe der Mitarbeiter sich entschuldigt, ebenso ein Mitarbeiter der Zentrale des Autovermieters.
El Mellahi ist das nicht bewusst, trotzdem habe er nach dem Grund gefragt. Daraufhin habe der Mitarbeiter jene Worte gesagt, die den 34-Jährigen seit Tagen verfolgen: „Stell dir mal vor, ich gebe dir nun einen Lkw, und du fährst damit in eine Menge auf dem Weihnachtsmarkt.“ Worte, die bei ihm noch immer nachhallen. Als er diese gehört habe, sei er schockiert gewesen – und er habe noch einmal nachgefragt. Der Mitarbeiter habe seinen Satz wiederholt.
Das Unternehmen Europcar nehme die Situation sehr ernst
Sein Freund – mit dem wir separat gesprochen haben und der die Version von El Mellahi bestätigt hat – habe daraufhin versucht, die Situation zu beruhigen. El Mellahis Bekannter sagt: „Ich bin kein Freund von Konfrontationen.“ Auch El Mellahi sagt: „Ich bin nicht der Typ dafür, aggressiv zu werden.“ Stattdessen wollte er die Situation öffentlich machen.
Ich frage mich immer wieder, warum man mich mit so jemandem vergleicht.
Hicham El Mellahi
Direkt im Anschluss hätten die beiden bei der Zentrale von Europcar angerufen, der Herr am Telefon habe sich entschuldigt, so El Mellahi. Sein Freund sagt: „Nur entschuldigt.“ Auf HNA-Nachfrage sagt Europcar nun, dass das Unternehmen die Situation sehr ernst nehme, sich jedoch zu „internen Personalangelegenheiten grundsätzlich nicht öffentlich äußert“. Europcar gehe jedem Hinweis auf unangemessenes Verhalten konsequent nach. Weiter weist das Unternehmen darauf hin: „Die Sensibilisierung unserer Mitarbeitenden im Umgang mit Kunden ist für uns von höchster Priorität.“
Hicham El Mellahi hinterfragt sich nach rassistischer Beleidigung
Den Kasseler beschäftigt die Situation weiterhin: Noch immer hinterfragt er sich. „Wie kommt man darauf“, fragt er, später sagt er: „Der hat einfach gar nicht nachgedacht.“ Gerade deshalb möchte er zeigen, was es mit einem Menschen macht, rassistisch beleidigt zu werden. Mit einem Terroristen – in dem Fall mit Anis Amri – verglichen zu werden, ist für ihn die schlimmste Beleidigung: Anis Amri, der in Tunesien geboren ist, ermordete am 19. Dezember 2016 den Fahrer eines Sattelzugs und fuhr damit in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, in der Folge starben 13 Personen, 54 weitere Menschen wurden teils schwer verletzt.
Dass sich Hicham El Mellahi mit diesem Thema beschäftigt hat, wird deutlich: „Das Verrückte ist, dass der marokkanische Geheimdienst Deutschland vor Anis Amri gewarnt hat.“ Relevant ist das für El Mellahi auch, weil er selbst in Marokko geboren ist, als seine Eltern gerade Urlaub in ihrer Heimat gemacht haben. Der 34-Jährige fühlt sich aber besonders Deutschland verbunden: „Ich liebe dieses Land mehr als Marokko“, sagt er und fügt hinzu, „wo willst du besser leben als hier?“ Er kenne eigentlich jeden in Bettenhausen, gehe für die Älteren einkaufen. „Hier herrscht ein großes Miteinander statt Gegeneinander