Anlässlich des 25. Jahrestages seines Todes gedenken wir Enver Şimşek.
Enver Şimşek: Heute, am 9. September 2000, gedenken wir ihm erneut anlässlich des Tages, an dem er in Nürnberg heimtückisch ermordet wurde.
Enver Şimşek wurde am 4. Dezember 1961 in Salur Köyü, Landkreis Şarkikaraağaç, Provinz Isparta, Türkei, geboren.
Am 9. September 2000 starb er in Nürnberg, Bayern, Deutschland, als erstes Opfer der Mordserie der Terrororganisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Şimşek, Inhaber eines Blumengeschäfts in Schlüchtern, Hessen, wurde am 9. September 2000 an seinem mobilen Blumenstand in Nürnberg erschossen. Zwei Tage später erlag er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Enver Şimşek wanderte 1985 von der Türkei nach Deutschland aus. Zunächst arbeitete er in einer Fabrik und eröffnete später sein eigenes Blumengeschäft, wodurch er sich selbstständig machte. Dieses Geschäft entwickelte sich zu einem Blumengroßhandel mit angeschlossenen Läden und Ständen.
Enver Şimşek war verheiratet und Vater von zwei Kindern, Semiya und Abdul Kerim.
Am Tattag, dem 9. September 2000, befand sich Şimşek zufällig am Tatort, als er zwischen 12:45 und 14:15 Uhr heimtückisch mit acht Schüssen niedergestreckt wurde. Zwei Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.
Den Schmerz, den seine Familie nach dem Tod ihres Vaters erlebte, und die Haltung der Ermittler gegenüber den Familienmitgliedern beschrieb er 2013 in seinem Buch „Acı Vatan. Deutschland und der Mord an meinem Vater“. Dieses Buch bildete die Grundlage für den 2016 in der ARD ausgestrahlten Fernsehfilm „Die Opfer – Vergesst mich nicht“.
2013 wurde in Nürnberg ein Obelisk zum Gedenken an alle NSU-Mordopfer, einschließlich Şimşek, errichtet (Gedenkstätten der NSU-Mordserie). Am Tatort wurde im September 2014 auf Initiative von Anwohnern und unter Beteiligung seiner Witwe (die den Ort zum ersten Mal besuchte) eine Informationstafel zu seinem Gedenken enthüllt. Nachdem die Tafel von Unbekannten gestohlen wurde, brachte die Gruppe „Sessizlikleri Bozmak“ (Das Schweigen brechen) dort ein Schild mit dem Bild des Ermordeten an.
Viele Blumen und Kerzen. Auf einer weiten Wiese, im Hintergrund stehen weitere Bäume. Am Tatort gibt es keine Bäume.
In Zwickau, wo das NSU-Kerntrio zuletzt im Untergrund lebte, pflanzte Oberbürgermeisterin Pia Findeiß im September 2019 eine deutsche Eiche auf der Ziegelwiese im nördlichen Teil des Schwanenteichparks zum Gedenken an Enver Şimşek. Anfang Oktober 2019 wurde der Baum von Unbekannten gefällt. Findeiß bezeichnete dies als Beweis für „Intoleranz, mangelndes Demokratieverständnis und Verachtung gegenüber den Terroropfern und ihren Angehörigen“. Eine Woche später wurde auch eine Gedenkbank mit Inschrift, die Şimşek gewidmet war, zerstört. Die NSU-Opferbeauftragte der Bundesregierung, Barbara John, wertete dies als Hinweis auf die Existenz von Netzwerken, die die Morde billigten. Daraufhin wurden zehn neue Gedenkbäume an derselben Stelle gepflanzt und Gedenktafeln angebracht.
Şimşeks Angehörige wurden im NSU-Prozess von Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız rechtlich vertreten.
Im März 2020 beschloss der Kulturausschuss der Stadt Jena nach langen Diskussionen, einen Platz in Jena-Winzerla, wo die NSU-Täter aufgewachsen waren, nach Enver Şimşek zu benennen.
All dies wird in der dunklen Geschichte Deutschlands als die ermordeten Opfer der NSU-Untergrundmorde eingehen.
Deutschland muss sich seiner Geschichte auseinandresetzen , damit solche Morde nie wieder geschehen.