Von: Mehmet Tanli
Ach, diese Jahre! Eines endet, das nächste beginnt. Doch was bedeuten schon Jahre? Ehe man sich versieht, neigt sich das Leben dem Ende zu. Dies ist eine gute Gelegenheit, kurz innezuhalten, zurückzublicken und nachzudenken. Das Jahr 2025 war weder für mich noch für die Menschheit ein gutes Jahr.
In vielen Regionen der Welt hielten Kriege, Katastrophen, Fluchtbewegungen und Terrorakte an; unschuldige Menschen verloren ihr Leben. In Palästina wurden 80.000 Menschen massakriert. In der Türkei verschärfte sich der Druck auf oppositionelle Journalisten, Medienhäuser, Sender, Autoren, Karikaturisten und Künstler; die politischen Verhaftungen nahmen kein Ende. In Deutschland hingegen flammte der Rassismus wieder auf. Die rassistische und migrantenfeindliche Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) wurde in Meinungsumfragen zur stärksten Kraft und feierte Erfolge in allen Wahlen, an denen sie teilnahm.
Dennoch ist dies ein Moment, um Trost zu finden, wenn wir auf jene blicken, denen es viel schlechter geht als uns: auf die Schwerkranken, die bitterarmen Menschen und die Bevölkerung in kriegsgebeutelten Ländern. Wohlgemerkt, es ist eine Gelegenheit zum Trost, nicht zur Dankbarkeit (im Sinne von „Gott sei Dank“).
Ich hoffe, dass das Jahr 2026 ein gutes Jahr für meine Gesundheit, meinen beruflichen Erfolg und insbesondere für die Menschen wird, denen ich begegne – für jene, die an mich glauben, die mich begleiten, die mich stärken und mir helfen. Möge es ein Jahr voller Vertrauen, Zufriedenheit und Glück werden; ein Jahr, das ich im Einklang mit mir selbst und meiner Umwelt verbringe. Ich danke all jenen selbstlosen, wertschätzenden, aufrichtigen und herzlichen Menschen, die mir 2025 zur Seite standen, Liebe und Respekt zeigten und deren Wort und Herz eins sind.
Wer vorwärts geht, ohne zurückzublicken, stolpert leicht über die Hindernisse, die er hinter sich gelassen hat. Wir müssen unbedingt Lehren aus unseren Erfahrungen, Irrtümern und Fehlern des Jahres 2025 ziehen. Für die Menschheit sollte das neue Jahr eine Zeit des positiven Wandels und des bewussten Wachstums sein – mit Zielen wie Gesundheit, weniger Stress, mehr sozialem Zusammenhalt, Nachhaltigkeit sowie persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung, indem man achtsamer mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt umgeht. Wichtig ist es, das Beste aus sich herauszuholen, indem man sich realistische Ziele setzt und alte Gewohnheiten hinterfragt.
Der Wunsch „Möge das neue Jahr ein Jahr der Freiheit für die Menschheit sein“ ist eine starke Botschaft, die die Hoffnung auf eine Zukunft trägt, in der Frieden, Gleichheit, Gerechtigkeit und Grundrechte universell verankert sind, Unterdrückung endet und jeder frei leben kann. Dieser Wunsch wird oft von progressiven politischen und sozialen Bewegungen getragen. Auch in persönlichen und globalen Neujahrsbotschaften wird er häufig genutzt und verwandelt sich in einen gemeinsamen Aufruf für eine bessere Welt.
Mein Wunsch für 2026 ist, dass Rassismus und Diskriminierung in Deutschland abnehmen. In der Türkei mögen Gerechtigkeit, Demokratie, gesellschaftlicher Frieden und Freiheit einkehren. Mögen Tele1-Chefredakteur Merdan Yanardağ, Selahattin Demirtaş, Figen Yüksekdağ, Osman Kavala, Can Atalay und alle politischen Gefangenen sowie die vom Volk gewählten Bürgermeister ihre Freiheit wiedererlangen. Möge der friedliche Kampf um Recht und Widerstand auf den Plätzen so lange andauern, bis der Präsidentschaftskandidat der CHP, Ekrem İmamoğlu, und alle politischen Gefangenen von ihren Fesseln befreit sind. Ebenso möge das Massaker an den Aleviten in Syrien enden, Frieden einkehren und die Verfolgung von Menschen unterschiedlichen Glaubens aufhören.
Auch in Deutschland, wo wir leben, wird 2026 ein schwieriges Jahr des Kampfes werden; darauf sollten wir vorbereitet sein. Bitte unterstützen wir diejenigen, die ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit erheben, und bleiben wir nicht bloß Zuschauer auf der Tribüne. Denn Rechte werden einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen. Vor allem, wenn wir nicht als Bürger zweiter Klasse – arm, bedürftig und ohne Würde – in einem Wohlstandsland leben wollen.
Die „vollständige Demokratie“ existiert mittlerweile nur noch in Büchern, offiziellen Erklärungen und auf dem Papier. Dies gilt auch für Europa; das reale Leben wird durch ständig neue Verbote, Armut und Repressionen geprägt. Einhalt gebieten können dem nur mutige und entschlossene Menschen – die Völker, also Sie!
Allen voran wünsche ich allen guten Menschen, Freunden und eigentlich jedem ein schönes, vielversprechendes, glückliches und freiheitsvolles neues Jahr 2026, das das vergangene Jahr vergessen macht.