30 Jahre Mitgliedschaft in der Kommunalen Ausländervertretung (KAV) Frankfurt Bilanz und Dank

von Cumali Yağmur

 

Von: Dr. Hüseyin Kurt

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
geschätzte Wählerinnen und Wähler,

in der 1991 erstmals durch Wahlen ins Leben gerufenen Kommunalen Ausländervertretung (KAV) Frankfurt habe ich Sie – mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung, in der ich nicht in Frankfurt ansässig war – bis heute vertreten. Ich wurde dabei über die Listen der GfbZ (Gemeinsam für Zukunft), DITIB Frankfurt und aktuell der A.I.V. (Ausländische Interessenvertretung) gewählt. Ich möchte mich bei Ihnen, meinen Wählern, von ganzem Herzen für das Vertrauen bedanken, das Sie mir bei jeder Wahl entgegengebracht haben und das es mir ermöglichte, diese Aufgabe über 30 Jahre lang kontinuierlich auszuüben.

Obwohl die KAV Frankfurt nicht über die direkte Entscheidungsgewalt anderer Parlamente verfügt, ist sie die einzige Institution in Frankfurt – der größten Stadt Hessens –, die Menschen ohne deutschen Pass direkt demokratisch vertritt. Gemäß der Hessischen Gemeindeordnung berät die KAV die Stadtverordnetenversammlung sowie weitere Gremien und Ämter der Stadt Frankfurt in allen Angelegenheiten, die Migrantinnen und Migranten direkt oder indirekt betreffen. Anträge der KAV werden indirekt wirksam, wenn sie von der Stadtverordnetenversammlung oder den zuständigen Ausschüssen des Magistrats angenommen werden. Zudem hat die KAV, wie jedes Parlament, das Recht auf parlamentarische Anfragen, um Informationen aus erster Hand zu beziehen und diese mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Mit dieser Botschaft möchte ich Ihnen – im Sinne einer Rechenschaftslegung – die wichtigsten Schwerpunkte meiner Arbeit vorstellen, die ich dank Ihres Vertrauens in Frankfurt und Hessen für die türkische Gemeinschaft und die Muslime leisten oder unterstützen durfte:

  • Kultursensible soziale Dienste: Ich habe mich dafür eingesetzt, dass soziale Einrichtungen religiöse und kulturelle Sensibilitäten berücksichtigen. In diesem Rahmen war ich an der Entwicklung kultursensibler Altenpflegeangebote sowie an der Gründung der deutsch-türkischen bilingualen Kindertagesstätte in Frankfurt aktiv beteiligt.
  • Gefängnisseelsorge: Ich hatte die Gelegenheit, zur Entwicklung einer professionellen muslimischen Seelsorge in Frankfurter Justizvollzugsanstalten beizutragen und diese Standards auf ganz Hessen auszuweiten.
  • Frauenschwimmen: Ich habe dazu beigetragen, dass in bestimmten Frankfurter Schwimmbädern feste Zeiten ausschließlich für muslimische Frauen (und Frauen allgemein) reserviert wurden.
  • Bestattungswesen: Ich unterstützte die Bemühungen, muslimische Bestattungen nach eigenen religiösen Riten zu ermöglichen und spezielle Grabfelder für Muslime auf den Friedhöfen einzurichten.
  • Engagement in der AGAH: Als Delegierter der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen (AGAH) habe ich zahlreiche Anträge eingebracht, um die Probleme von Muslimen auf die Agenda der hessischen Landesregierung und der zuständigen Ministerien zu setzen.
  • Symposien und Dialog: Ich konnte die Organisation und inhaltliche Gestaltung von Veranstaltungsreihen zur „Zukunft der Muslime in Deutschland“, zum islamischen Religionsunterricht, zur Wohlfahrtspflege und zur „Stimme der Muslime in Hessen“ (teilweise in Kooperation mit der KAV) aktiv unterstützen.
  • Beratung in Gremien: Unterstützt durch das Wissen und das Netzwerk aus meiner KAV-Tätigkeit war ich in zahlreichen Kommissionen tätig, darunter im Integrationsbeirat Hessen, im Dialogforum Islam Hessen, im Beirat des Hessischen Kompetenzzentrums gegen Extremismus, im Beirat der Beratungsstelle Radikalisierung beim BAMF sowie in der Magistratskommission für Integration und Vielfalt der Stadt Frankfurt.
  • Akademische und religiöse Anerkennung: Ich war aktiv an Prozessen beteiligt wie der Einrichtung der Stiftungsprofessur für Islamische Theologie (in Kooperation zwischen dem Diyanet und der Universität Frankfurt) – dem Vorläufer heutiger Institute –, der Planung des „Hauses der Stille“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität inklusive des Gebetsrechts für muslimische Studierende sowie dem Prozess zur Anerkennung von DITIB Hessen als Religionsgemeinschaft und der Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts an hessischen Schulen.

Während meiner mehr als 30-jährigen Tätigkeit in der KAV Frankfurt habe ich die Entwicklungen und die aktuelle Agenda bezüglich der in Frankfurt lebenden Ausländer und Muslime eng verfolgt. Ich habe zahlreiche Anträge und Anfragen zu Themen wie Bildung, Integration, soziale Teilhabe, Diskriminierung und Rassismus gestellt und die entsprechenden Antworten nachverfolgt. Ebenso habe ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten stets der Probleme angenommen, die Sie als Bürger direkt an mich herangetragen haben.

Wie Sie wissen, finden am 15. März 2026 die Wahlen zur Kommunalen Ausländervertretung und zur Stadtverordnetenversammlung statt. Nach reiflicher Überlegung mit meiner Familie und um jüngeren Geschwistern Platz zu machen, die Ihnen in Zukunft in der KAV dienen möchten, habe ich mich entschlossen, meine langjährige Tätigkeit zu beenden und bei der kommenden Wahl nicht erneut zu kandidieren.

Ich hoffe, dass Sie mit meiner Arbeit, die ich über drei Jahrzehnte in Ihrem Namen geleistet habe, zufrieden waren. Den künftigen Mitgliedern der KAV Frankfurt, die im März 2026 gewählt werden, wünsche ich bereits jetzt viel Erfolg. In der Hoffnung, dass das Jahr 2026 der gesamten Menschheit Frieden und Ruhe bringt, grüße ich Sie alle sehr herzlich.

Dr. Hüseyin Kurt
Mitglied der Kommunalen Ausländervertretung Frankfurt

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