Der Islam prägt deutsche Schüler immer stärker – Lehrer sehen im Kinderkopftuch ein Problem

                                               Geschichte von Fatina Keilani, Berlin/  NZZ  Nuer Züriche Zeitung Detschland 
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                                     Das muslimische Kopftuch wird von immer jüngeren Mädchen getragen. Lehrer sehen dies als Problem. Petra Orosz / Keystone © Bereitgestellt von Neue Zürcher Zeitung Deutschland
 

Es ist nur eine kleine Umfrage, 16 Fragen an 784 Lehrkräfte, doch ihre Ergebnisse decken sich mit anderen Berichten: Der Islam prägt deutsche Schulen immer stärker, der Konformitätsdruck steigt. Ein Indiz dafür ist das Kinderkopftuch. Das berichtet Terre des Femmes. Die erste Umfrage an Schulen zum Thema Kinderkopftuch hatte die Frauenrechtsorganisation im Jahr 2019 gemacht, nun folgte die zweite. Die Situation für Mädchen habe sich weiter verschlechtert. Ihre Selbstbestimmung sei stark gefährdet.

Die Terre-des-Femmes-Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle bekräftigte die Forderung ihres Verbandes nach einer bundesweiten Regelung, dass Schülerinnen unter vierzehn Jahren kein Kopftuch tragen sollten. «Das Kinderkopftuch verhindert ein gleichberechtigtes Lernen und selbstbestimmtes Aufwachsen», so Stolle. Sie warf der Bundesregierung vor, nichts gegen diese Diskriminierung von muslimischen Mädchen zu tun.

Im politischen Raum ist einzig die AfD derselben Auffassung. Ihr Antrag, das Kopftuch für unter Vierzehnjährige an Schulen und Kindertageseinrichtungen zu verbieten, wurde erst im März im Bundestag abgelehnt. Terre des Femmes teilt zwar diese Haltung, distanziert sich aber sonst von der AfD.

Die sexuelle Aura soll bedeckt werden

Die befragten Lehrer zeigten sich zu 72 Prozent überzeugt, dass eine Verschleierung von Mädchen in jungen Jahren deren persönliche Entwicklung beeinträchtigt. Laut der Umfrage beginnen mehr als drei Viertel der muslimischen Schülerinnen, die ein Kopftuch tragen, damit bereits vor ihrem vierzehnten Geburtstag.

«Islamisch-theologisch gibt es keinen Grund, das Kopftuch zu tragen», sagte die liberale Berliner Imamin und Rechtsanwältin Seyran Ates dem TV-Sender der Zeitung «Welt». Das Kopftuch sei verbunden mit einer Moralvorstellung. Frauen sollten sich verhüllen, damit Männer nicht von der Erfüllung ihrer Pflichten abgelenkt werden. «Diese Moralvorstellung haben Kinder noch nicht, sie kommt von aussen, also von den Eltern und den Mitschülern, und die üben erheblichen Druck aus», sagte Ates. Die Eltern sagten den Mädchen: «Du hast eine sexuelle Aura, und die will ich jetzt bedecken.» Das führe dazu, dass die Schülerinnen sich im Unterricht nicht frei fühlten und sich nicht selbstbestimmt entwickeln könnten.

Dabei ist genau das eines der Bildungsziele der Schule: «Die Schüler sollen lernen, ihre Entscheidungen selbständig zu treffen, um berufliche und persönliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, das eigene Leben aktiv zu gestalten, verantwortlich am sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen und die Zukunft der Gesellschaft mitzuformen», heisst es etwa im Berliner Schulgesetz. Auch die Gleichstellung aller Geschlechter steht als Lernziel im Gesetz. Dieser Bildungsauftrag kann angesichts einer dominanten muslimischen Machokultur oftmals nicht erfüllt werden.

Westliche Kleidung gilt als unrein

Westlich gekleidete Mädchen gelten ihren männlichen Mitschülern oft als «unrein» oder «haram». Die Sozialkontrolle unter den muslimischen Schülern sei gross. Männliche Familienmitglieder würden die Mädchen mit Lob belohnen wie: «Du bist eine besonders gute Tochter, wenn du ein Kopftuch trägst. Du stärkst unsere Ehre.» So berichtet es eine Lehrkraft. Ein kleines Mädchen könne da kaum widerstehen, zumal der Druck und die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung zu gross seien.

Die Mehrzahl der befragten Lehrkräfte gab an, ein Kopftuchverbot für unter Vierzehnjährige zu befürworten. Dies würde ihnen die Arbeit erleichtern, weil mühsame Diskussionen entfielen, und vor allem würde es der freien und gleichberechtigten Entwicklung der Mädchen guttun. Es existiert jedoch in keinem deutschen Bundesland.

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