Steinmeier – Islam hat in Deutschland „Wurzeln geschlagen“
Von: die Welt
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland betont. „Der Islam, die muslimische Religion, das muslimische Leben, die muslimische Kultur haben Wurzeln geschlagen in unserem Land“, sagte Steinmeier am Samstag bei der Feier zum 50. Gründungsjubiläum des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) in Köln.
Religionsfreiheit heiße gerade nicht, dass Deutschland frei von Religion sei, sondern den Religionen Raum zu geben und die Freiheit aller Gläubigen zu schützen, sagte Steinmeier. Er verurteile es andererseits zutiefst, „wenn Religion missbraucht wird, um Andersgläubige abzuwerten oder unseren Staat und unsere demokratischen Werte in Frage zu stellen. Sei es Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus oder Christenhass.“
Auch religiösen Zwang dürfe es nicht geben. Wer sich wie die mutigen Frauen im Iran dagegen auflehne, verdiene Respekt.
VIKZ-Präsident Ali Yilmaz sagte: „Es kamen junge Menschen, unsere Mütter und unsere Väter, mit ihren vollgepackten Koffern, mit ihren Träumen von einer besseren Zukunft und mit ihrer Kultur und Religion, in ein für sie fernes und fremdes Land.“ Aus dieser Fremde sei für viele eine neue Heimat geworden.
Der VIKZ gehört neben Ditib, Islamrat und Zentralrat der Muslime zu den großen islamischen Verbänden in Deutschland. Bei der sunnitischen Religionsgemeinschaft nimmt neben sozialen Aufgaben der Glaube einen zentralen Platz ein. So bildet der VIKZ Imame aus. „Ich kann Sie alle nur weiter ermuntern: Nehmen Sie Ihren Platz in der Mitte unserer gemeinsamen Gesellschaft ein“, sagte Steinmeier dazu. Religiöses Vorbild des Verbands ist der 1959 gestorbene konservative Religionsgelehrte Süleyman Hilmi Tunahan.
Steinmeiers Besuch beim VIKZ ist nicht unumstritten. Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün etwa hatte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt, Politiker sollten aufhören, als Brückenbauer und Türöffner für die Vertreter des konservativen Islams aufzutreten.
„Vorurteile und blanker Hass kamen zum Vorschein“
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat Islamfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft kritisiert und das am Beispiel der Debatte um Muezzinrufe in der Stadt festgemacht. „Leider war die Reaktion eines Teils der Öffentlichkeit auf die Durchsetzung dieses Grundrechts geradezu aufrüttelnd“, sagte die parteilose Politikerin während der Feier. „Vorurteile und blanker Hass kamen zum Vorschein.“
Andere Moscheen hätten ihr Interesse an Muezzinrufen daraufhin zurückgezogen. „Das hat mich aufgerüttelt und zur Erkenntnis gebracht: Wir stehen an einem gesellschaftlichen Kipppunkt“, sagte Reker. Diesen sehe man an Wahlergebnis nicht nur in Ostdeutschland oder in aktuellen Umfragen. „Wer rechtsextremistisch wählt, dessen Stimme müssen wir nicht als Protest romantisieren oder als Denkzettel nachträglich verklausulieren“, sagte sie. Notwendig sei neben allen Mitteln des Meinungswettstreits eine klare Grenzziehung gegenüber Extremismus.
An der Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Köln
ruft seit vergangenem Herbst ein Muezzin zum Gebet – für höchstens fünf Minuten in einem Zeitraum von drei Stunden, nur hörbar in unmittelbarer Umgebung, wie Reker sagte. „Ich finde, das ist nichts Besonderes, sondern der zwangsläufige Ausdruck der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit“, sagte sie.
Islamische Kulturzentren stünden als Orte der Mahnung für das Land, „das wir eigentlich sein wollen“: Ein Land, in dem nicht zähle, wo jemand herkomme, sondern ausschließlich wo der- oder diejenige hinwolle und welcher Beitrag zur Gesellschaft geleistet werde. „Aber dort sind wir noch nicht angekommen, leider immer noch nicht“, sagte Reker. Der 1973 gegründete VIKZ gehört neben Ditib, Islamrat und Zentralrat der Muslime zu den großen islamischen Verbänden in Deutschland