„Historisch“: Islamkolleg Deutschland vergibt erstmals Abschlusszeugnisse
- Nach wie vor wird in vielen Moscheen in Deutschland in den Herkunftssprachen gepredigt, vor allem auf türkisch und arabisch. Seit einigen Jahren kommt auch die deutsche Sprache vermehrt zum Einsatz. Fortan dürfte sich dieser Trend verstärken.
Die ersten 26 Absolventen des Islamkollegs Deutschland haben am Samstag in Osnabrück ihre Abschlusszertifikate bekommen. Die Frauen und Männer nahmen an einer berufsbegleitenden praktischen Ausbildung zum Imam teil. Es sei ein historischer Tag, sagte Altbundespräsident Christian Wulff, der Vorsitzender des Kuratoriums des Kollegs ist. „Das erste Mal werden Imame ihre Ausbildung in Deutschland in deutscher Sprache abschließen, das hat es zuvor nicht gegeben“, so Wulff. Angesichts der Millionen in Deutschland lebender Muslime sei dies längst überfällig gewesen. „Es ist ein großer Beitrag zur Integration“, betonte Wulff.
„Es ist für mich eine große Freude und ein Meilenstein für den Islam in Deutschland“, erklärte Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. Es gebe einen großen Bedarf für qualifizierte Imame in den Moscheegemeinden in Deutschland.
Neben Imamen werden auch Seelsorger ausgebildet
Das Islamkolleg Deutschland wurde Ende 2019 mit Sitz in Osnabrück gegründet, im Sommer 2021 nahmen die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausbildung auf. Das vom Bundesinnenministerium geförderte Kolleg ist die erste verbandsübergreifende und in Kooperation mit islamischen Theologinnen und Theologen aus Deutschland gegründete Einrichtung für die Ausbildung von islamischen Geistlichen und Seelsorgern in deutscher Sprache, sagte der wissenschaftliche Direktor Bülent Uçar.
Voraussetzung für die grundständige Imam-Ausbildung ist in der Regel der Abschluss eines wissenschaftlichen Studiums der islamischen Theologie in Deutschland. Das Kolleg bemühe sich, ein möglichst großes Spektrum der islamischen Theologie abzubilde