Die Corona-Krise stellt viele internationale Studierende in Deutschland vor neue Herausforderungen.
Deutschland ist das beliebteste nicht-englischsprachige Studienland für internationale Studierende: Mehr als 300.000 von ihnen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Zeit an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Die Corona-Krise ist für die meisten eine besondere Herausforderung: Viele hatten Nebenjobs in der Gastronomie oder dem Einzelhandel. Nun sind sie durch die vorübergehende Schließung der Geschäfte, Bars, Cafés und Restaurants arbeitslos. Laut Deutschem Studentenwerk (DSW), dem Bundesverband der deutschen Studentenwerke, sind mehr als 66 Prozent aller Studierenden neben dem Studium erwerbstätig, bei den ausländischen Studierenden sind es sogar 75 Prozent. DSW-Generalsekretär Achim Meyer, sagt: „Die Situation stellt sie vor erhebliche finanzielle Problem, zumal jobbende Studierende in der Regel kein Kurzarbeitergeld erhalten. Die Bundesregierung, aber auch die Bundesländer, sind jetzt gefordert, zum Wohle der Studierenden rasch und unbürokratisch zu handeln.“ Unterstützt wird er vom Bundesverband Ausländischer Studierender (BAS), der Bund und Länder um „Soforthilfe“ bittet.
Die Situation vor Ort an den deutschen Hochschulen und Fachhochschulen unterscheidet sich dabei wenig. Hochschulen, ihre Auslandsämter und Studentenwerke helfen, wo und wie sie können. Beispiel Universität Bamberg. „Natürlich sind auch deutsche Studierende von den Schließungen betroffen. Doch viele von ihnen können im Gegensatz zu den Ausländern notfalls in den Zug steigen und zu ihren Eltern fahren. Das können die internationalen Studierenden nicht“, sagt der Leiter des Akademischen Auslandsamtes, Andreas Weihe. Das Auslandsamt der Uni betreut im Jahr rund 1000 Personen, die ins Ausland gehen oder für das Studium nach Bamberg kommen.
Studierende aus Osteuropa, Asien, Afrika oder Lateinamerika sind besonders stark von den finanziellen Einbußen betroffen. Viele Eltern haben nicht genügend Geld, um ihre Kinder in Deutschland in der Krise zu unterstützen. Manche Studierende haben nicht einmal die Möglichkeit in ihre Heimatländer zurückzufliegen. „Wir haben einen türkischen Studenten, der ein Auslandssemester bis Ende März absolvieren sollte, aber nun muss er bleiben, denn sein Rückflug wurde gestrichen“, sagt Weihe. Aktuell hat er keine Möglichkeit Deutschland zu verlassen. Deshalb hat die Universität ihn nun unbürokratisch für ein weiteres Semester eingeschrieben. Sein Zimmer in einem Studentenwohnheim durfte er behalten, da sein Nachmieter das Auslandssemester wegen der Corona-Krise nicht antreten möchte. „Das Stichwort der Stunde heißt improvisieren“, sagt Weihe. Es gebe keine allgemeingültige Vorgehensweise: „Wir müssen jeden Fall individuell bearbeiten.“
Überbrückungsgelder für Studierende
Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hilft ausländischen Studierenden in der Krise. „Wir sehen, dass finanzielle Notlagen entstehen, die dazu führen können, dass eine Vielzahl internationaler Studierender sich ihr Studium und ihren Lebensunterhalt in Deutschland nicht mehr leisten können“, schreibt DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland auf der Website des Austauschdienstes. Deshalb fordert auch der DAAD mehr finanzielle Mittel, um besonders betroffenen Studierenden mit einem Überbrückungsgeld zu helfen. „Wir sind daher bereits mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Gespräch, ob wir zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt bekommen können. Wir wollen diesen jungen Menschen in großem Maßstab helfen“, erklärt Rüland.