Türkei: Behörde stoppt TV-Serie – wegen Handlung über Zwangsehe

von der Spiegel

 

 

Die Serie »Rote Knospen« ist in der Türkei äußerst beliebt. Weil sie als »islamfeindlich« kritisiert wurde, muss sie jetzt jedoch pausieren. Zuvor waren bei den Behörden 32.000 Beschwerden eingegangen.

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Türkei: Behörde stoppt TV-Serie – wegen Handlung über Zwangsehe © Bereitgestellt von DER SPIEGEL

 

Die türkische Rundfunkbehörde hat die Ausstrahlung einer beliebten Fernsehserie für zwei Wochen untersagt – wegen eines angeblichen Verstoßes gegen nationale und moralische Werte.

Die Serie »Kizil Goncalar« (»Rote Knospen«) erzählt von der Kluft zwischen säkularen und religiös-konservativen Gruppen in der Türkei. Statt der neuen Folge, in der ein minderjähriges Mädchen mit einem islamischen Sektenführer verheiratet werden soll, strahlte der türkische Sender Fox TV am Montagabend eine Dokumentation aus. Die Entscheidung stieß in der Türkei auf große Empörung.

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32.000 Einzelbeschwerden

Die erste Folge der Dramaserie unter der Regie von Ömür Atay und Özgür Sevimli war am 18. Dezember ausgestrahlt worden, ein zweiter Teil folgte am 25. Dezember. Ein Mitarbeiter der Rundfunkbehörde RTÜK sagte der Nachrichtenagentur dpa, in der Folge seien fast 32.000 Einzelbeschwerden zu der Serie eingegangen – die höchste Anzahl in der 30-jährigen Geschichte der Aufsichtsbehörde.

Regierungsnahe Medien hatten die Serie als islamfeindlich kritisiert, einflussreiche islamische Sekten, wie die in Istanbul ansässige Ismailaga, hatten die Regierung dazu aufgefordert, die Serie zu verbieten.Einige der auch als Sekten bezeichneten islamischen Glaubensgemeinschaften in der Türkei haben großen politischen und gesellschaftlichen Einfluss. Oft haben sie ihre eigenen Publikationen und Unternehmen, ihre Anhänger leben teils von der Außenwelt abgeschnitten.Die türkische Regierung hat in den vergangenen Jahren den Druck auf Fernsehen und Radio verschärft. Die Produktionen geraten unter anderem ins Visier, weil sie angeblich familiäre oder soziale Werte verletzen. Laut der französischen Zeitung »Le Monde« muss der Sender Fox TV eine Geldstrafe zahlen, außerdem sollen die von der Produktionsfirma gemieteten Gebäude gesperrt worden sein.