Bischöfe appellieren: Nicht AfD wählen

Von dpa

Die AfD könnte bei mehreren Wahlen in diesem Jahr deutliche Zugewinne verbuchen. Sechs Bischöfe zeigen sich alarmiert und appellieren in einem offenen Brief an die Bevölkerung.

Die katholischen Bischöfe in Ostdeutschland rufen in einem offenen Brief dazu auf, nicht die AfD zu wählen. Die Positionen extremer Parteien könnten nicht akzeptiert werden. 19.01.2024 | 0:21 minZum Beginn des Superwahljahrs haben sechs katholische Bischöfe in einem offenen Brief dazu aufgerufen, nicht für die AfD zu stimmen. In dem Appell, über den am Donnerstagabend zuerst der "Spiegel" berichtete, heißt es unter der Überschrift "Eintreten für die Demokratie": Vor dem Hintergrund des eigenen Gewissens seien die Positionen extremer Parteien wie vom "III. Weg", der Partei "Die Heimat" oder auch der AfD nicht zu akzeptieren.

Bischöfe: Viele Menschen verunsichert, wütend und ängstlich

Die "unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen" müsse "oberste Richtschnur" staatlichen Handelns sein, zitierte der "Spiegel" aus dem Papier, das am Freitag veröffentlicht werden soll. Politische Parteien, die diesen Grundsatz infrage stellen, könnten keine Alternative sein.  In dem Aufruf fordern die Bischöfe dem Bericht zufolge explizit:

Wählen Sie verantwortungsvoll.

Offener Brief "Gemeinsames Wort der nord-ostdeutschen Bischöfe"

Völkisches" und "nationalistisches" Gedankengut

Unterzeichnet ist der als "Gemeinsames Wort der nord-ostdeutschen Bischöfe" titulierte Aufruf von den Erzbischöfen Heiner Koch (Berlin) und Stefan Heße (Hamburg) sowie den Bischöfen Gerhard Feige (Magdeburg), Ulrich Neymeyr (Erfurt), Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) und Wolfgang Ipolt (Görlitz).
Der Hamburger Erzbischof Heße sagte dem "Spiegel", die AfD sei demokratiefeindlich, ihr Gedankengut "völkisch und nationalistisch". Es gehe ihr bei der Forderung nach einer sogenannten "Remigration" um die "Deportation" von Migrantinnen und Migranten.

Die Bischöfe räumen ein, dass viele Menschen politische Entscheidungen nicht mehr verstünden. Sie seien verunsichert, wütend und hätten Angst vor dem sozialen Abstieg. Aber: "Das darf uns nicht dazu bringen, uns von populistischen Aussagen und scheinbar einfachen Lösungen vereinnahmen zu lassen."

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte laut "Spiegel", er verstehe Unzufriedenheit mit der Politik nur bis zu einem gewissen Grad. Sein Verständnis ende da, "wo allgemein anerkannte Tatsachen geleugnet werden, etwa der menschengemachte Klimawandel".

AfD laut Politbarometer zweitstärkste Kraft

Neben den Wahlen zum Europäischen Parlament finden 2024 Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie Kommunalwahlen in neun Bundesländern statt.
Die AfD kommt im aktuellen ZDF-Politbarometer vom 12. Januar auf 22 Prozent und wäre damit zweitstärkste Kraft nach der Union mit 31 Prozent.