Fischer: "Es fällt schwer, nicht an das Jahr 1914 zu denken"
Ex-Außenminister schlägt Alarm
Fischer: "Es fällt schwer, nicht an das Jahr 1914 zu denken"
Ex-Außenminister Joschka Fischer warnt angesichts der derzeitigen Kriege vor einer neuen Weltordnung – "bei der niemand gewinnt".
Der frühere Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer schlägt angesichts der gegenwärtigen Weltlage Alarm. "Es fällt schwer, nicht an das Jahr 1914 zu denken, als die Ereignisse eine unkontrollierbare Wendung nahmen und den Ersten Weltkrieg auslösten", sagte der Grünen-Politiker der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". Er sieht die Welt auf dem Weg in eine neue Ordnung und in einen Flächenbrand.
Er nimmt dabei vor allem Bezug auf den russischen Krieg gegen die Ukraine und den Krieg zwischen Israel und der Hamas. Beide verbinde eine "auffällige Parallele", so Fischer, "Beide haben im Kern einen existenziellen Kampf um das Überleben eines Nationalstaates". Russland habe mit seinem Krieg gegen die Ukraine den ersten Dominostein gekippt, der "die Pax Americana nach 1945 endgültig untergräbt". Mit dem Schlagwort "Pax Americana" ist der Anspruch der USA gemeint, die Weltordnung wesentlich zu bestimmen. Russland aber habe eine "neue Polarisierung ausgelöst, bei der niemand gewinnt".
"Eine Dynamik, die der Westen einfach nicht akzeptieren kann"
So stünde nun der Westen auf der Seite der Ukraine und Israels, während China, Russland und der globale Süden auf der anderen stünden, so Fischer. "Das ist eine Dynamik, die der Westen einfach nicht akzeptieren kann", warnt er. Der Westen müsse "gigantische diplomatische Anstrengungen" unternehmen, um das zu stoppen. Der globale Süden müsse dabei einen "Platz am Tisch" haben.
Fischer warnt im Besonderen auch vor einer direkten Konfrontation zwischen den USA und China. Denn: Die Gefahr "einer militärischen Konfrontation im Chinesischen Meer und in der Straße von Taiwan" wachse. "Versuche, das globale Machtgleichgewicht zu verschieben und eine neue internationale Ordnung durchzusetzen, sind noch nie ohne Gewalt abgelaufen", kommentiert Fischer. "Das macht die gegenseitigen Töne der Großmächte umso aggressiver und besorgniserregender".