Nach Äußerungen Erdogans Israel beruft Diplomaten aus Türkei ab

 
Recep Tayyip Erdogan bei einer pro-palästinensischen Demonstration in Istanbul.

Nach Äußerungen Erdogans Israel beruft Diplomaten aus Türkei ab

Der türkische Präsident Erdogan hat Israel Kriegsverbrechen vorgeworfen und das Land als Besatzungsmacht bezeichnet. Israels Außenminister teilte daraufhin mit, dass alle diplomatischen Repräsentanten aus der Türkei abgezogen werden.

Zwischen Israel und der Türkei wachsen die Spannungen wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen. Das Außenministerium in Jerusalem rief am Samstag seine Diplomaten aus der Türkei zurück.

"Angesichts der schwerwiegenden Äußerungen aus der Türkei habe ich die Rückkehr der diplomatischen Repräsentanten angeordnet, um eine Neubewertung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei vorzunehmen", teilte Außenminister Eli Cohen beim Twitter-Nachfolger X mit.

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Massive Vorwürfe von Präsident Erdogan

Türkischen und israelischen Medienberichten zufolge hatten die Botschafterin Irit Lillian und weitere Botschaftsmitarbeiter die Türkei bereits in der vergangenen Woche verlassen. Israel hatte zuvor auch seine Staatsbürger zum Verlassen der Türkei aufgefordert. Hintergrund war die Sorge vor Anschlägen.

Am Samstag hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer der größten pro-palästinensischen Kundgebungen seit Beginn des Kriegs massive Vorwürfe erhoben. "Israel begeht seit 22 Tagen Kriegsverbrechen, aber die westlichen Führer sind nicht einmal in der Lage, Israel zu einem Waffenstillstand aufzufordern, geschweige denn darauf zu reagieren", sagte Erdogan in Istanbul vor Hunderttausenden Anhängern. "Wir werden der ganzen Welt sagen, dass Israel ein Kriegsverbrecher ist."

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Scharfe Kritik auch aus Italien

In seiner Rede bekräftigte Erdogan, aus seiner Sicht sei die militant-islamistische Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, keine terroristische Organisation. Israel bezeichnete er als Besatzungsmacht.

Damit steht die Türkei im Gegensatz zu vielen NATO-Verbündeten, der Europäischen Union und einigen Golfstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird. Die Türkei hat zwar den Tod von rund 1.400 israelischen Zivilisten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober verurteilt, der die derzeit laufende israelische Offensive auslöste. Nun wirft Erdogan allerdings einigen westlichen Ländern vor, Israel bedingungslos zu unterstützen. Dies ist unter anderem in Israel und in Italien auf scharfe Kritik gestoßen.