MHP-Chef Bahçeli kritisiert Anerkennung der AABF in Deutschland scharf

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dtj-online

Die Anerkennung der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (AABF) hat in der Türkei zu großen Diskussionen geführt. Der Vorsitzende der nationalistischen MHP sowie die linkskemalistische Zeitung „Aydınlık“ sind mit dem neuen Status der Gemeinde nicht einverstanden und sehen in der Anerkennung „einen Plan des Westens“. Die AABF selbst entgegnete der Kritik ihrerseits mit scharfen Worten. 

Die Erlangung des Körperschaftstatus der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (AABF) in Nordrhein-Westfalen schlägt hohe Wellen, die bis in die Türkei reichen. Neben einigen türkischen Medien kritisierte nun auch der Chef der nationalistischen Partei MHP den neuen Status der AABF. „Die westlichen Pläne, die unsere zum islamischen Glauben gehörenden alevitischen Cans (Anm. d. Red.: alevitische Bezeichnung für Personen dieser Glaubensrichtung), instrumentalisieren und in einem Bundesland Deutschlands schandhaft als eine eigenständige Religion anerkennen, werden von der muslimisch-türkischen Nation ignoriert“, sagte Devlet Bahçeli bei einer Sitzung mit den Ortsvorsitzenden seiner Partei.

„Sie werden uns nicht trennen und spalten können“, so der langjährige Parteivorsitzende weiter. Damit kritisierte der nationalistische Politiker, dass das Alevitentum als eine vom Islam losgetrennte, separate Religion dargestellt werde. Die Frage, ob es sich beim Alevitentum tatsächlich um eine eigenständige Religion oder lediglich um eine separate Konfession handelt, ist sowohl unter den Aleviten selbst als auch in der Forschung umstritten.

AABF wird Kirchen gleichgestellt

Der AABF wurden kürzlich von der Landesregierung NRW die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts vergeben. Damit wurde der 1989 gegründete Verein mit bundesweit 160 Mitgliedsgemeinden und 24.000 Mitgliedern, den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland gleichgestellt. Das Bundesinnenministerium schätzt die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Aleviten auf etwa 800.000 – 900.000.

Zuvor hatte auch die linkskemalistisch und nationalistisch ausgerichtete türkische Tageszeitung „Aydınlık“ den Körperschaftsstatus der AABF in zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf ihrer Titelseite beanstandet. Die Zeitung gilt als Sprachrohr der antiimperialistischen Vaterlandspartei um Doğu Perinçek.

„Die PKK ist bald am Ende, wir haben noch die AABF im Angebot“, hieß es auf dem Titelblatt sarkastisch. Deutschland plane eine Spaltung der Gesellschaft und nutze dafür die Aleviten. Der AABF selbst warf die Zeitung Beziehungen zur Terrororganisation PKK vor. Am darauffolgenden Tag zog die Zeitung sogar Statements unterschiedlicher alevitischer Vereine hinzu, um ihren Standpunkt zu verfestigen.

AABF: „Wir sind mit bluthändigen Faschisten nicht verbrüdert“

Der Generalsekretär der AABF, Hüseyin Mat, kritisierte in einer Presseerklärung die Worte aus der Türkei. Dem MHP-Chef warf er Rassismus und Faschismus vor. Diese gehörten zu dessen offizieller Ideologie: „Wir sind mit zurückgebliebenen und bluthändigen Faschisten wie euch weder verbrüdert, noch eins. Wir waren es nie und werden es auch nie werden“. Mat weiter: „Wir sind mit all jenen politischen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Identitäten in der Türkei verbrüdert und eins, die an die Demokratie glauben. Wir leben seit Jahrhunderten zusammen und werden es auch weiterhin tun