Kopftuchverbot bei den Olympischen Spielen erhitzt Gemüter

 
"Das kürzlich verkündete Kopftuchverbot bei den Olympischen Spielen löste eine Welle der Kritik und Besorgnis aus."
Mal wieder Stein des Anstoßes: Eine Frau mit Kopftuch. Foto: oneinchpunch/Shutterstock
 

Das kürzlich durch Frankreich verkündete Kopftuchverbot bei den Olympischen Spielen hat eine Welle der Kritik und Besorgnis ausgelöst. 

Die Entscheidung der französischen Regierung, religiöse Symbole von eigenen Sportlerinnen und Sportlern bei den Olympischen Spielen zu verbieten, folgt einer traditionellen Politik des Laizismus und Säkularismus, die tief in der französischen Geschichte verwurzelt ist. Seit der Einführung des Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1905 hat Frankreich strenge Regeln zur Aufrechterhaltung der religiösen Neutralität im öffentlichen Raum etabliert. Diese Prinzipien wurden jüngst verstärkt, auch als Folge von Terroranschlägen in Paris und anderen Städten.

Präsident Emmanuel Macron verteidigt das Verbot als notwendigen Schritt. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Olympischen Spiele ein Raum der Neutralität und des Respekts für alle Teilnehmer sind”, sagte Macron in einem Interview mit der Zeitung „Le Monde“. Religiöse Symbole sollen laut Macron den sportlichen Wettbewerb und die Atmosphäre des Respekts nicht beeinträchtigen. Viele muslimische Gemeinden in Frankreich und internationale Organisationen kritisieren diese Entscheidung scharf.

Teilhabe muslimischer Athletinnen massiv eingeschränkt

Der Conseil français du culte musulman (CFCM), die Muslimische Gemeinschaft von Frankreich, erklärte in einer Pressemitteilung, dass dieses Verbot ein klarer Verstoß gegen die Religionsfreiheit sei. Mohammed Moussaoui, Präsident des CFCM, betont, dass das Kopftuchverbot die Teilhabe muslimischer Athletinnen massiv einschränke. Auch lokale muslimische Gemeinden und Organisationen teilen diese Kritik. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch sprechen sich ebenfalls gegen das Verbot aus.

 

Marco Perolini, Forscher für das westliche Europa bei Amnesty International, ist der Auffassung, dass die Entscheidung der französischen Regierung den Grundsätzen der Menschenrechte und Religionsfreiheit widerspreche. Human Rights Watch warnt, dass das Verbot das Risiko berge, bestehende Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber muslimischen Frauen zu verschärfen. Die Organisation betont, dass diese Entscheidung eine problematische Botschaft aussende und die Marginalisierung von Athletinnen aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen fördere.

„Säkularismus bedeutet, dass man sich so entfalten kann, wie man möchte, auch mit Hijab“

Dieses Verbot religiöser Kleidung steht zudem nicht im Einklang mit den Regeln der Internationalen Sportverbände. Der Weltfußballverband FIFA etwa hat das „Kopftuchverbot“ 2014 aufgehoben, der Weltbasketballverband FIBA folgte dieser Entscheidung drei Jahre später. Dass Frankreich weiter einen eigenen Weg in dieser Frage geht, hängt wohl auch mit dem Rechtsruck im Land zusammen. Insbesondere der rechtsextremen Partei Rassemblement National ist das Kopftuch ein Dorn im Auge. Für sie ist es ein vermeintliches Symbol für Migration, Identität und Sicherheit, wie es in einem Beitrag von Deutschlandfunk heißt.

Doch dabei handele es sich um antimuslimischen Rassismus, wird die französische Soziologin Haifa Tlili in dem Beitrag zitiert: „Sie manipulieren den Säkularismus für eigenen Zwecke und sie wollen Zeichen von Religion unsichtbar machen. Aber Säkularismus bedeutet, dass man sich so entfalten kann, wie man möchte, eben auch mit Hijab. Die französischen Sportverbände schließen willkürlich junge Sportlerinnen aus. Diese Verbände lehnen eine konstruktive Debatte ab. Daher müssen wir uns Unterstützung außerhalb von Frankreich suchen.“

Die Olympischen Spiele werden morgen offiziell eröffnet, einige Wettbewerbe, wie etwa das Fußball-Turnier der Männer, haben allerdings bereits angefangen.