Innenministerium will Imam-Entsendung aus der Türkei schrittweise beenden

von: dpa

Bislang schickte die Türkei Vorbeter an deutsche Moscheen. Was hier gepredigt wird, wird in Ankara bestimmt. Nun endet die Entsendung. Das Innenministerium hat stattdessen eine neue Vereinbarung getroffen.

Gläubige beim Gebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld: Ausbildung statt Import

 

 

Gläubige beim Gebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld: Ausbildung statt Import

   Gläubige beim Gebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld: Ausbildung statt Import

Foto: Christoph Hardt / Panama Pictures / IMAGO

 

 

 

Deutsche Moscheegemeinden sind oft vom Ausland abhängig. Vor allem die Türkei entsendet und finanziert über den Ditib-Verband Imame in Deutschland. Nun soll es mit dem Import der Vorbeter vorbei sein. Das Bundesinnenministerium hat sich mit der Türkei auf ein schrittweises Ende der Entsendung von staatlich angestellten Imamen verständigt. Das teilte das Ministerium in Berlin mit.

Beide Seiten vereinbarten statt der Entsendung eine gemeinsame Initiative, mit der pro Jahr hundert Imame in Deutschland ausgebildet werden sollen. Die Entsendung staatlich bediensteter Religionsbeauftragter aus der Türkei werde »in gleicher Stärke reduziert«. Insgesamt sollen so schrittweise die derzeit rund tausend in Deutschland tätigen Prediger der türkischen Religionsbehörde Diyanet über die nächsten Jahre durch in Deutschland ausgebildete Imame ersetzt werden.

Die Diyanet-Imame sind hauptsächlich in den Moscheen der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) tätig. Einige Dutzend von ihnen predigen laut Informationen der Bundesregierung in den Gemeinden der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) und von Milli Görüs – zwei Verbänden, die im aktuellen Jahresbericht des Bundesamts für Verfassungsschutz erwähnt werden.

Um den ausländischen Einfluss auf das, was in deutschen Moscheen gepredigt wird, noch vor dem endgültigen Ende der Entsendung von Imamen zurückzudrängen, soll die fachliche Verantwortung für diese Prediger im Laufe des Jahres 2024 nicht mehr bei den türkischen Generalkonsulaten liegen, sondern auf Ditib übergehen.

Die Bundesregierung will ihrerseits die Ausbildung zusätzlicher Imame im Inland fördern. Diese Ausbildung, die Absolventen von Studiengängen für islamische Theologie offensteht, soll aus drei Säulen bestehen: Deutschunterricht, islamische Religionslehre sowie deutsche Geschichte, gesellschaftspolitische Fragen und Werte.

»Ich freue mich, dass wir nach langen Verhandlungen erstmalig eine Vereinbarung mit der Türkei schließen konnten, mit der die Entsendung von staatlich bediensteten Imamen aus der Türkei beendet wird«, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie sagte: »Wir wollen, dass Imame sich in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in unserer Gesellschaft diskutieren.«