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Ankara bestimmt Vorstand: Ditib wählt Muharrem Kuzey zum neuen Chef

"Ditib und Diyanet. Die Hohheit steht fest"
Ditib und Diyanet: Die Verbindung zwischen den Institutionen liegt auf der Hand. Der neue Vorstand wurde erneut aus Ankara bestimmt. Im Bild zu sehen: Die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld. Foto: Shutterstock

Der deutsche Ableger der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ditib, hat einen neuen Vorstand. Wer den größten deutschen Moscheeverband künftig führen wird und wie der neue Vorstand der Ditib gewählt wurde, haben deutsch-türkische Kenner der Szene kommentiert.

Eren Güvercin ist als Kenner der türkischen Moscheeverein-Szene bekannt. In seinem Verein, der Alhambra Gesellschaft e.V., ist Güvercin gemeinsam mit Ex-Ditib-Funktionär Murat Kayman aktiv. Somit sitzt Güvercin auch direkt an der Quelle für Neuigkeiten in Bezug auf den neu gewählten Vorstand des größten deutschen Moscheeverbandes.

Via Twitter lässt dieser verlautbaren, dass der neue Ditib-Vorstand durch die türkische Religionsbehörde Diyanet bestimmt wurde. „Mit Worthülsen wird man aber die Realität nicht verdecken können. Alleine in den letzten Monaten fanden in über 50 Ditib-Gemeinden Wahlkampfveranstaltungen von AKP-Politikern statt“, schreibt Güvercin.

900 Moscheegemeinden, aber kein Mitspracherecht?

Mit rund 900 Moscheegemeinden, die in der Regel als eigenständige deutsche Vereine eingetragen sind, hätten die Mitglieder ein Recht darauf, den neuen Vorstand des Dachverbandes mitzubestimmen. Zumindest wäre das von einem deutschen Moscheeverband dieser Größenordnung und einer Verbundenheit zum deutschen Vereinsrecht zu erwarten.

Doch der Wahlprozess sei „so gestaltet, dass Beamte des türkischen Staates ein größeres Stimmgewicht haben“, wird Güvercin in einem Artikel von Erkan Pehlivan (Frankfurter Rundschau) zitiert. Neuer Vorsitzender ist nun Muharrem Kuzey. Diesen hat ein Beirat vorgeschlagen, bevor derselbe ihn zum Chef der Ditib ernannt hat.

Diyanet weiterhin in federführender Position

Der Beirat besteht aus fünf Mitgliedern, allesamt Religionsbeauftragte des türkischen Staates. Ihr Vorsitzender ist Ali Erbaş, der Chef der türkischen Religionsbehörde. Zuletzt war dieser damit aufgefallen, bei Freitagspredigten mit einem osmanischen Schwert aufzutreten. Eine martialische Botschaft und eindeutige Rhetorik des politischen Islam.

Diese Geisteshaltung könnte in Zukunft die Marschrichtung der Ditib bestimmen. Erste Hinweise bieten fragwürdige Auftritte türkischer Abgeordneter, vorwiegend der AKP und MHP. Muharrem Kuzey löst als neuer Vorsitzender Kazım Türkmen ab, der ebenfalls von Ankara bestimmt worden war. Wie sehr sich die Ditib strukturell von der Agenda Ankaras beeinflussen lässt, verdeutlichte der gescheiterte Putschversuch in der Türkei vor knapp sieben Jahren.

Ditib spätestens seit Putschversuch AKP-Instrument

Am 15. Juli 2016 brach in der Türkei das Chaos aus. Ein kleiner Teil des Militärs war in Istanbul und Ankara auf der Straße. Anders als bei den jüngsten Erdbeben im Südosten der Türkei war die Regierung sofort zur Stelle. Handlungsschnell sprach Recep Tayyip Erdoğan per Facetime zum Volk und rief zum Gegenaufstand auf.

Sofort beschuldigte er die Bewegung des in der Türkei umstrittenen islamischen Gelehrten Fethullah Gülen. Nach aktuellem Erkenntnisstand objektiver Beobachter standen Einzelfiguren aus dem Dunstkreis der sogenannten Gülen-Bewegung in Verbindung mit den Putschisten. Für die Regierung ein Beleg für die Täterschaft.

Ditib kämpft gegen Gülen-Bewegung

In einem dpa-Interview unmittelbar nach dem Putsch rief Gülen dazu auf, „eine internationale Kommission zu gründen, um den Putsch zu ergründen, um zu verstehen, wer beteiligt war und wie er organisiert wurde“. Doch diese Forderung wurde in Ankara ignoriert.

Auch in der Ditib-Zentrale. Die mobilisierte auf Wunsch des zuständigen Religionsattachés Imame deutscher Gemeinden, um systematisch Informationen über angebliche „Gülenisten“ für den türkischen Geheimdienst zu sammeln. Die Ditib dementierte entsprechende Berichte zunächst, um im Anschluss die Hexenjagd als „Panne“ einzugestehen