Deutschland: Zahl antisemitischer Straftaten hat sich fast verdoppelt

                 Der Spiegel

Mehr Gewalt von Linksextremisten, mehr Angriffe auf Politiker – neue Zahlen zeigen, wie sich die politisch motivierte Kriminalität entwickelt. Es gibt auch eine deutliche Zunahme bei antisemitischen Taten.

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                                                       Deutschland: Zahl antisemitischer Straftaten hat sich fast verdoppelt © Jan Woitas / dpa / picture allianc

Die Zahl der antisemitischen Straftaten hat sich im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt. Das geht aus einer Bilanz von Bundesinnenministerium und Bundeskriminalamt zur Entwicklung politisch motivierter Kriminalität 2023 hervor, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag vorstellte.

Demnach registrierten die Behörden im vergangenen Jahr 5164 antisemitische Straftaten – 95,5 Prozent mehr als noch 2022. In 3034 Fällen wird von einem rechten Hintergrund ausgegangen. Laut Bilanz sind im vergangenen Jahr 148 antisemitische Gewaltdelikte gezählt worden, davon 91 Körperverletzun

Der Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hat demnach zu einem deutlichen Anstieg antisemitischer Taten geführt. Auf den Zeitraum danach entfallen knapp 53 Prozent aller Delikte in diesem Bereich.

Mehr politische Straftaten

Die politisch motivierte Kriminalität insgesamt hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Gezählt wurden 60.028 Straftaten. Das entspricht einer Zunahme um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der längerfristigen Betrachtung ergibt sich jedoch ein deutlicheres Bild: In den vergangenen zehn Jahren ist die politisch motivierte Kriminalität um 83,6 Prozent gestiegen.

Zwei Trends sind bereits vor der Pressekonferenz bekannt geworden:

  • So verzeichneten die Behörden im vergangenen Jahr einen Anstieg der linksextremistischen Gewalttaten auf 916 – ein Plus von 8,8 Prozent. Allerdings: Fast genauso stark – um 8,6 Prozent – ist die rechtsextreme Gewalt gestiegen. Die Statistik für 2023 weist hier 1270 Fälle aus.

  • Eine deutliche Zunahme zeigen die Zahlen auch, wenn es um Straftaten gegen Abgeordnete und andere Mandatsträger geht. Laut Statistik waren es 2710 Fälle im vergangenen Jahr – 53 Prozent mehr als 2022. Am häufigsten unter den Straftaten gegen den Staat und seine Vertreter sind Beleidigungen, Nötigung beziehungsweise Bedrohungen.