Antisemitismus und Homophobie – Viele Schüler lehnen Grundwerte ab

Von Welt

 

Hier ein antisemitischer Spruch, dort Abneigung gegen Homosexuelle“ – mit Sorge beobachtet Lehrerverbandschef Stefan Düll die Entwicklung vieler Schüler. Vor allem der Angriff der Hamas auf Israel habe gezeigt, dass einige Schüler gesellschaftliche Grundwerte ablehnen.

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Nicht nur Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Hintergrund zeigen ihre Verachtung für die Wertekultur des Grundgesetzes,
so Lehrerverbandschef Stefan Düll picture alliance/SvenSimon/FRANK HOERMANN/SVEN SIMON © Bereitgestellt von WELT
 

An den Schulen nimmt nach Beobachtungen des Deutschen Lehrerverbandes der Anteil der Schüler zu, die gesellschaftliche Grundwerte ablehnen. „Hier ein antisemitischer Spruch, dort offen gezeigte Abneigung gegenüber Homosexuellen: Es ist so, dass ein Teil der Schüler an Deutschlands Schulen nicht auf dem Wertefundament des Grundgesetzes steht“, sagte Verbandschef Stefan Düll der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag. Besonders offenkundig seien die Probleme nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober geworden.

Nach Einschätzung Dülls handelt es sich dabei häufig um Schüler mit muslimischem Hintergrund, darunter auch solche, die selbst in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchtet seien. Besonders herausfordernd sei die Lage für Lehrer dort, wo teils mehr als 50 Prozent der Schüler einer Klasse Migrationshintergrund hätten. „Das anzusprechen hat nichts mit Fremden- oder Islamfeindlichkeit zu tun. Da war man zu lange mit politisch korrekten Scheuklappen unterwegs“, sagte Düll.

Allerdings zeigten auch Schülerinnen und Schüler ohne muslimischen Hintergrund ihre Verachtung für die Wertekultur des Grundgesetzes, betonte Düll. „Neben zugewanderten gibt es eben auch einheimische Antisemiten oder Rassisten“.

Der Verbandspräsident sagte weiter: „Solche Schüler bewegen sich zum Teil in einer Parallel-Wirklichkeit: In digitalen Blasen, in sozialen Netzwerken bekommen sie gespiegelt, dass ein derartiges Verhalten, ob nun homophob, rassistisch, antisemitisch oder sexistisch, vollkommen normal ist“. Besonders kritisch sei es dann, wenn es sich um extremistische oder islamistische Influencer handele, die den Kindern und Jugendlichen ihr Weltbild vermittelten.

Düll rief die Kultusminister der Länder dazu auf, Schulen den Raum für eine zeitgemäße Medienbildung zu geben: „Wir wollen aus Schülern emanzipierte Staatsbürger machen. Das umfasst auch, dass sie im Umgang mit sozialen Netzwerken sensibilisiert werden“.