Migration und Diskriminierung: Wie rassistisch ist Deutschland?

Artikel von Georg Anastasiadi

Ferda Ataman, die Antidiskriminierungsbeauftragte der Ampel-Regierung. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasi
. © Bernd von Jutrczenka/dpa/Klaus Haag

 

 

Migration und Diskriminierung: Wie rassistisch ist Deutschland?

Ferda Ataman, Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, sieht in Deutschland ein Rassismusproblem. Doch was tut die Ampelregierung, um den Menschen die Angst vor dem Fremden zu nehmen? Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

Das „Rassismusproblem“, das Ferda Ataman, die Antidiskriminierungsbeauftragte der Ampel, den Deutschen bescheinigt, gibt es wirklich – wenn man als bedrohte Gruppe die „alten weißen Männer“ betrachtet, in denen grüne Gender-Aktivisten die Ursache allen Unfriedens erblicken. Ironie beiseite: Natürlich gibt es den inakzeptablen Rassismus der Mehrheitsgesellschaft, der sich gegen Andersfarbige, Andersgläubige oder andere Gruppen richtet. Diesen entschlossen zu bekämpfen, bleibt eine zentrale und dauerhafte gesellschaftliche Aufgabe. Doch tut die grüne Aktivistin Ataman dem Land Unrecht, wenn es ihm mal wieder pauschal mit der Rassismus-Keule zu Leibe rückt. Wer mit offenen Augen durch das Land geht, erkennt vielmehr das redliche und manchmal schon skurrile Bemühen, möglichst allen gerecht zu werden. Die Verrenkungen um Gendersternchen und das „dritte Geschlecht“ legen davon ebenso Zeugnis ab wie die TV-Werbung vor den Abendnachrichten, in denen es gar nicht jung und divers genug zugehen kann. Multikulti ist in Deutschland kein politischer Kampfbegriff mehr, sondern fast überall gelebte Realität.

Den Menschen Ängste zu nehmen, ist die Aufgabe kluger Politik

Was es, wie in allen Gesellschaften, auch in Deutschland gibt, ist eine evolutionär begründete Angst vor dem Fremden. Menschen, die man nicht so gut kennt, lösen schneller Abwehrreflexe aus. In den alten Bundesländern, in denen man lange schon den Umgang mit Zuwanderern eingeübt hat, sind diese weniger ausgeprägt als im Osten. Den Menschen Ängste zu nehmen, besonders dort, wo sich viele abgehängt fühlen und vor Konkurrenz fürchten, ist die Aufgabe kluger und vorausschauender Politik. Das Hinnehmen unkontrollierter Migration ist leider das Gegenteil davon. Und wenn sie – wie gerade in Lörrach – darin gipfelt, dass Mieter ihre Wohnungen für Flüchtlinge räumen sollen, weil die Regierung nicht genügend Wohnungen baut, verschärft der Staat bestehende Ressentiments und spielt denen in die Hände, deren Geschäftsmodell die Angst vor dem Fremden ist.

Kluge Politik wäre es, wenn Frau Ataman auch darüber mal nachdenken würde.

Georg Anastasiadis