Cumali Yagmur
Spuren der Einwanderer in Hannover
Seit einem Jahr bin ich in hannoverschen Straßen unterwegs und bin auf unterschiedliche Zeichen und Tätigkeitsfelder der Einwanderer in Hannover gestoßen:
Erst bin ich auf den Can Arkadas Verein gestoßen. Ich habe die Räumlichkeiten betreten und wurde von den Mitglieder sehr herzlich begrüßt. Der Vorsitzende Sahabbetin Buz stellte sich als ein alter Freund von mir aus Frankfurter Zeiten heraus. Ich konnte mich in dem Verein Can Arkadas gleich sehr wohl fühlen und bin mittlerweile diesem Verein als Mitglied beitgetreten.
Darüber hinaus bin ich auf die Alevitische Gemeinde in Hannover gestoßen. 3 Monate lang habe ich diese Gemeinde regelmäßig aufgesucht und habe zunächst keine Kontakte aufbauen können. Die Mitglieder und oder Besucher dort spielen regelmäßig wie in türkischen Teehäusern Karten und sind nur mit sich selbst beschäftigt. Fremden gegenüber sind sie zurückhaltend und reserviert. In der Regel sind die Aleviten aufgeschlossen und hilfsbereit. Aber die Hannover Alevitische Gemeinde ist etwas anders. Der Grund für die Zurückhaltung kann darin liegen, dass sie schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Aber nach Ablauf von 3 Monaten habe ich dort doch noch Bekanntschaften gemacht und die Mitglieder und Verantwortlichen gehen mit mir freundlich und offen um.
Zudem habe ich den Günes Verein entdeckt. Dieser Verein ist ein Verein, der linken Gruppen gehört, wie ich. Die Mitglieder haben mich mit offenen Armen aufgenommen.
Des Weiteren habe ich den DITIB Moscheeverein aufgesucht. Die Atmosphäre dort
war schlecht und die angetroffene Versammlung bestand nur aus Männern. Sie haben sich unter einander in einer sog. "Männersprache" unterhalten. Sie haben irgendwelche Versprechungen gemacht oder irgendwelche nicht realistische und gesellschaftsfremde Dinge angesprochen, die meines Erachtens nicht hierher passten. Bei meinem Einwand sagte mir einer von ihnen, dass ich dort falsch sei und nicht dorthin gehöre. Darauf habe ich geantwortet, dass er Recht hat und habe mich von dort entfernt.
Es gibt als einen weiteren Verein die Niedersächsische Türkische Gemeinde. Dort bin ich in einer freundlichen Atmosphäre empfangen worden und man war entgegenkommend.
Meinen Heimatverein, die Partei Die Grünen darf ich natürlich nicht unerwähnt lassen. Meinen ersten Kontakt in Hannover habe ich mit Ihnen am Kröpcke während einer Informationsveranstaltung hergestellt. Mittlerweile bin ich bei vielen Veranstaltungen, Informations- und Aktionstagen mit dabei und besuche auch regelmäßig die Migrations AG, in der die kommunalpolitische Arbeit betreffend der Migration regelmäßig besprochen und erörtert wird und die Landtagsfraktion.
Ich habe auch den Integrationsausschuss mehrmals besucht und habe die Fraktionen der SPD, CDU und Linke kennen gelernt und verfolge ihre Arbeiten regelmäßig. Ich besuche jede Sitzung des Ausschusses und berichte darüber regelmäßig.
Es ist ein neuer kurdischer Verein gegründet worden, den ich ein Paar Mal aufgesucht habe. Ich wurde auch dort sehr freundlich empfangen. Die Stimmung in diesem Verein ist allerdings immer betrübt wegen der politischen Geschehnisse
in der Türkei. In dem Verein sind viele Jugendliche bzw. junge Menschen, Mitglieder und/oder Sympathisanten zu finden.
Außer den Vereinen und Parteien habe ich auch Lokale von anderen Einwanderern aufgesucht und habe mich mit ihnen über ihre Sorgen und Tätigkeiten unterhalten. Die Zahl der sog. Gastarbeiter in Hannover, die aus Spanien, Griechenland, Italien und Portugal kommen, ist dünn geworden. Viele von ihnen sind in ihre Heimatländer zurück gegangen. Ihre Existenz auch durch Vereine oder Lokale in Hannover ist nicht mehr bemerkbar.
In Hannover gibt es mittlerweile viele Shishabars. Diese Bars werden von Jugendlichen bzw. jungen Einwanderern aufgesucht. Sie rauchen dort ihre Wasserpfeifen. Andere politische Engagements, Aktivitäten oder Teilnahmen zeigen sie nicht. Jedenfalls bin ich bis heute auf sie nicht gestoßen.
Es gibt in Hannover auch türkische Teehäuser. In diese begeben sich in der Regel nur türkische Männer der älteren Jahrgänge. Sie nehmen dort ihre Getränke ein und spielen mit Bekannten oder Freunden Karten.
Auffällig ist, dass Sportwetten und Glücksspiele unter den Einwanderern zu einer Krankheit geworden ist. Viele Männer besuchen diese Lokalitäten auf und verspielen ihr Geld.
Es gibt etliche Hoschseitsalons, in denen jedes Wochenende Hochzeiten stattfinden. Bis zu 1.000 geladene Gäste sind dabei keine Seltenheit.
In Hannover gibt es auch Grillplätze. Diese sind immer voll. Einwanderer grillen
gerne auf diesen Plätzen.
In Hannover und in Niedersachsen gibt es viele Moscheevereine. Jede politische Richtung hat ihre eigene Moschee.
Auf dem Wochenendmarkt am Klagesmarkt bieten viele Einwanderer ihre Produkte aus ihren Schrebergärten zum Verkauf an. Es gibt Obst, Gemüse und Kräuter jeder Art, die in Hannover angebaut werden. Sie waren in der Türkei Bauern, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Hier in ihren Schrebergärten lassen sie etwas davon wieder aufleben und bauen ihr Obst und Gemüse in ihrem kleinen Garten an. Da sie nicht alles selber aufbrauchen können, bieten sie ihre Produkte auf dem Markt an und verdienen sich ein Zubrot.
Ich habe auch einige Flüchtlingsunterkünfte besucht. Die Hilflosigkeit, die Verzweiflung und die Spannung der Flüchtlinge ist bemerkbar. Die Zukunft, auf die sie warten, ist ungewiss. Sie wissen nicht, was das Schicksal ihnen noch bringen wird. Einige von ihnen nehmen an Deutschkursen teil und lernen Deutsch. Einige möchten auch arbeiten gehen, dürfen aber nicht.
Das alles zeigt auf, dass Hannover eine Einwanderungsstadt ist und dass hier viele Ethnien aus aller Herren Länder leben.
Die Probleme die es in unserer Stadt Hannover gibt, müssen wir gemeinsam, mit einer Willkommenskultur und solidarisch lösen.