Schwarz-Grün will Mehrsprachigkeit an Schulen fördern

                   Artikel von Viktoria Pehlke

Düsseldorf. Schülerinnen und Schüler, die bilingual aufwachsen, können davon in der Schule profitieren. Die Regierungsfraktionen wollen das Angebot für mehrsprachlichen Unterricht nun weiter ausbauen. Ein entsprechender Antrag soll bald im Landtag besprochen werden.

 

 

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                          Mehrsprachigen Kindern soll es leichter fallen, in der Schule Fremdsprachen zu lernen. (Symbolbild) © Monika Skolimowska

Die Fraktionen von CDU und Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag wollen die Mehrsprachigkeit an Schulen stärken – so steht es in einem Antrag, den die Regierungsparteien für die kommende Plenarwoche gestellt haben. Die Fraktionen wollen damit vor allem Kinder fördern, die bilingual aufwachsen und von ihrer Erstsprache im Schulalltag und im späteren Berufsleben profitieren könnten.

Rund 44 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen haben eine internationale Biografie, heißt es in dem Antrag. Nicht ohne Grund sei das Land bundesweit Spitzenreiter im Angebot von „herkunftssprachlichen Unterricht“. Nun wollen die Parteien das Angebot weiter ausbauen – und verändern. Denn allein der Bezug auf die Herkunftssprache, sei nicht mehr unbedingt zeitgemäß, wenn es um Kinder in der dritten oder vierten Generation von Familien mit Einwanderungsgeschichte geht. Vielmehr müsse eine „multikulturelle Identität als Normalität“ anerkannt werden.

Der Antrag verweist auf die Vorteile, die zweisprachiges Aufwachsen für die Kinder hat: leichteres Erlernen von Sprachen, Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und eine höhere Lernmotivation, wenn die Erstsprache aktiv in den Unterricht eingebracht wird. Darauf deuten zumindest Studien hin – unter anderem eine der Universität Hamburg. Außerdem habe Mehrsprachigkeit an Schulen auch einen gesellschaftlichen Mehrwert: Sie leiste „einen aktiven Beitrag zum Abbau von Vorurteilen, zur Demokratieförderung und zum sozialen Miteinander“, heißt es. Auch im späteren Berufsleben hätten Schüler Vorteile durch höhere Fremdsprachenkenntnisse. Sie seien ein „Karrierebooster“ und die sprachliche Vielfalt für NRW ein ökonomischer Standortvorteil.

Um diese Ziele zu erreichen, müsse herkunftssprachlicher Unterricht allerdings neu gedacht werden. Man müsse den Unterricht an die heutigen Lebensrealitäten von Familien anpassen und somit auch den Eltern vermitteln, dass es wertgeschätzt werde, wenn ihre Kinder bilingual aufwachsen.

Um Mehrsprachigkeit in den Unterricht zu integrieren, schlagen die Fraktionen vor, Lehrkräfte weiterzubilden und sprachliche Vielfalt innerhalb der Kollegien zu stärken. Das sei zum einen durch Fortbildungen möglich, zum anderen aber auch durch den verstärkten Seiteneinstieg von Lehrkräften für herkunftssprachlichen Unterricht.

Für ländliche Räume, in denen der Zugang zu mehrsprachigem Unterricht häufiger mit weiten Strecken verbunden ist, sollten digitale Angebote geprüft werden. Auch für Sprachen, die sehr wenig gesprochen werden, könnte ein digitales Angebot Lücken schließen.

Lob für den Antrag von Schwarz-Grün gab es aus der Opposition: Die SPD-Fraktion hatte Anfang Mai selbst einen Antrag zur Mehrsprachigkeit an Schulen gestellt. Ihre Schulpolitische Sprecherin, Dilek Engin, sagte unserer Redaktion: „Wir haben uns des Themas Mehrsprachigkeit schon mehrfach im Landtag angenommen. Wenn es uns gelingt, hier jetzt mit den regierungstragenden Fraktionen gemeinsam etwas zu bewirken, dann wäre das tatsächlich ein schöner Erfolg für die Betroffenen und eine Bestätigung unserer Bemühungen."

Ayla Celik, Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW ist der Meinung, dass Sprache der Schlüssel zu Bildungserfolg und gesellschaftlicher Teilhabe sei. „Mehrsprachigkeit ist kein Defizit, sondern eine Stärke. Doch diese Stärke kann nur wirken, wenn alle Kinder gleichzeitig die Unterrichtssprache Deutsch sicher beherrschen“, sagte sie unserer Redaktion. Die GEW fordere deshalb neben dem Ausbau der Herkunftssprachförderung auch eine massive Stärkung der Deutschförderung. „Nur so wird aus sprachlicher Viefalt echte Chancengleichheit“, so Celik.