Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte: Mehr Straftaten in Hannover

Kriminalstatistik 2021
 

„Hohes Konfliktpotenzial auf der Straße“: Immer mehr Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte in Hannover

                                     Mehr Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten: Eine Zunahme für das Jahr 2021 hat die Kriminalstatistik registriert.
 
 
 
 

Wie aus der Kriminalstatistik 2021 für Hannover hervorgeht, ist die Zahl der Straftaten gegen Polizistinnen und Polizisten um fast ein Fünftel (19,92 Prozent) gegenüber 2020 angestiegen. In absoluten Zahlen ist ein deutliche Anstieg etwaiger Straftaten in den vergangenen fünf Jahren erkennbar: 2017 gab es 671 Fälle, 2018 dann 694 Fälle, 2019 bereits 732 Fälle, 2020 waren es 788 Straftaten und im vergangenen Jahr sogar "

„Hohes Konfliktpotenzial auf der Straße“

Dabei fehlten klassische Einsatzfelder, bei denen es sonst immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt: Durch Corona gab es in den vergangenen beiden Jahren so gut wie keine Großevents wie Fußballspiele, Volksfeste oder Konzerte. Aber: „Es gibt derzeit ein hohes Konfliktpotenzial auf der Straße“, sagt Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe.

 
 

Doch nicht nur in der Öffentlichkeit müssen die Beamten mit Angriffen rechnen: Auf Platz 2 folgen demnach Einsätze wegen häuslicher Gewalt, bei denen sich die vorhandene Aggression durchaus auch in Richtung der Ermittler entlädt. Dahinter rangieren bereits Attacken auf dem Revier – beispielsweise, wenn Verdächtige mit einer Durchsuchung nicht einverstanden sind.

1605 Polizisten waren Opfer von Gewalt

87 Prozent der Fälle 2021 machten der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und der tätliche Angriff auf Vollstreckungsbeamte aus. Fahrlässige, einfache, gefährliche oder schwere Körperverletzungen lagen in 26 Fällen vor (2020: 24). 91-mal wurden die Beamtinnen und Beamte genötigt oder bedroht (2020: 36). Versuchte Tötungsdelikte gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und –beamte wurden 2021 nicht verzeichnet.

                                     >Die Polizei war auch in 2021 unter anderem mit der Durchsetzung von Corona-Regeln beschäftigt.

Die Polizei war auch in 2021 unter anderem mit der Durchsetzung von Corona-Regeln beschäftigt.

1605 Polizeibeamtinnen und -beamte waren 2021 Opfer von Gewalttaten. Davon waren 74,1 Prozent männlich und 51,01 Prozent zwischen 21 und 30 Jahren alt. Etwa drei Viertel waren zur Tatzeit im Streifendienst oder den Einsatzeinheiten tätig. „Angriffe auf Repräsentanten des Staates sind Angriffe auf uns alle und dürfen nicht als vermeintlich erforderliches Mittel zur Meinungsäußerung gerechtfertigt werden und sind entschieden zu verurteilen“, sagt Kluwe zu der Zunahme. „Da müssen wir gegenhalten.“

 
 

84 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer

Zu den Tatverdächtigen liegen ebenfalls genaue Daten vor. 84 Prozent waren männlich, deutsch (64,2 Prozent) und zwischen 25 und 50 Jahren alt (58,3 Prozent). Sie handelten in der Regel allein (95,1 Prozent). Besonders auffällig ist, dass knapp über die Hälfte der Tatverdächtigen unter dem Einfluss von Alkohol stand (50,3 Prozent). Und: Die kontinuierliche Steigerung deutet nicht darauf hin, dass die Gesetzesverschärfung zum tätlichen Angriff von 2017 etwas verändert hat. „Zumindest in den Polizeistatistiken spiegelt sich nicht wider, dass es abschreckt“, sagt Kluwe.

Zudem waren Polizistinnen und Polizisten im Zuge der Corona-Krise für die Ausführung der Schutzmaßnahmen zuständig – und wurden so auch zum Ziel von Anfeindungen und Unmutsbekundungen von „uneinsichtigen Bürgerinnen und Bürgern“. Dort konnte die Polizei beobachten, dass sich den Anweisungen grundsätzlich widersetzt wurde – und Unbeteiligte mischten sich ein. Oft sei den Beamten auch ohne Maske ins Gesicht gehustet oder gebrüllt worden.

Auch Rettungskräfte wieder zunehmend betroffen

                                                            Im Einsatz: Feuerwehr und Rettungskräfte auf der Autobahn 7 bei Hannover.

Im Einsatz: Feuerwehr und Rettungskräfte auf der Autobahn 7 bei Hannover.

Einen besorgniserregenden Trend gibt es auch beim Thema Gewalt gegen Rettungskräfte, die bei Hilfsmaßnahmen massiv behindert wurden. Nach einem Fünfjahrestief 2020 (41 bekannt gewordene Fälle), waren es im vergangenen Jahr 58. Vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsdiensten wurden 42 zum Ziel von Gewalttaten.

 Wie Andreas Hamann, Sprecher der Feuerwehr Hannover mitteilt, ist auch bei bei verbalen und körperlichen Angriffen gegen Rettungskräften häufig Alkohol im Spiel. Und: „Kritische Situationen entstehen oftmals in psychischen Ausnahmesituationen der Hilfesuchenden und/oder deren Angehörigen.“

Um Auseinandersetzungen zu vermeiden oder zu deeskalieren, werden bereits Auszubildende bei der Feuerwehr speziell durch externe Trainerinnen und Trainer geschult.

„Angriffe jedweder Art auf Rettungskräfte werden seitens der Feuerwehr Hannover im Übrigen konsequent zur Anzeige gebracht“, so Hamann.

Von Manuel Behrens und Peer Hellerling