Die türkische Lira bleibt trotz den Zinserhöhungen weiterhin schwach. Dies dürfte sich so schnell nicht ändern.

50,000 Turkish Lira - Turquie – Numista

Von Thomas Marti

Die türkische Lira hat zum Schweizer Franken im vergangenen Jahr mehr als 75 Prozent an Wert verloren. Aktuell notiert der Franken zur Währung vom Bosporus bei 35,16 und somit zwei Prozent unter dem Allzeithoch, welches am 28. Dezember 2023 erreicht wurde. 

Geht es nach den Ökonomen der deutschen Commerzbank, dürfte sich an der Lira-Schwäche so schnell nichts ändern. Deren Londoner Ökonom Tatha Guse führt die jüngst ausgeprägtere Schwäche der türkischen Währung auf die schrittweise Lockerung der Kapitalkontrollen und -beschränkungen für Devisentransaktionen zurück, welche nun zu einer schnelleren Annäherung an den schwächeren, aber unbekannten fairen Wert der Lira führt.

Positiv wertet Guse immerhin die Abschaffung eines Verzerrungsmechanismus, bei dem die türkische Notenbank die Möglichkeit hatte, Lira-Bankeinlagen in währungsgeschützte Einlagen umzuwandeln. Kurzfristig könnte diese Aufhebung zu einer höheren Devisennachfrage führen, da die Einlagen stattdessen direkt in Devisen umgewandelt werden können. «Mittelfristig ist die Reform zweifellos positiv für das System als Ganzes. In diesem Sinne ist die anhaltende Abwertung der Lira nicht völlig negativ – sie löst den übermässigen Druck aus dem alten System der Kapitalkontrollen», so Guse.

Teuerung bleibt besorgniserregend hoch - wie lange schaut Erdogan zu

Wie cash.ch bereits am Mittwoch hier berichtet hat, zeigen die gestern publizierten Teuerungszahlen aber auf besorgniserregende Inflationsaussichten hin. Die monatliche Steigerungsrate der saisonbereinigten Preise beschleunigte sich von 3,3 Prozent im Monatsvergleich auf 4,0 Prozent für den Konsumentenpreisindex. Die Kerninflation lag im Monatsvergleich bei 4,3 Prozent und somit auf Jahresbasis bei 60 Prozent bis 65 Prozent. Dies sind die frischen Preissteigerungsraten, die jeden Monat generiert werden und kein Relikt alter Basiseffekte sind, selbst wenn die Lira weniger volatil war. Zweitrundeneffekte wie Lohnerhöhungen und die halbjährliche Erhöhung der Kraftstoffsteuer - diese wurde diese Woche gerade um 25,6 Prozent erhöht - halten diese Dynamik aufrecht, erläutert der Commerzbank-Ökonom. Dies wird den Druck auf der türkischen Lira entsprechend weiter hoch halten. 

Die türkische Zentralbank hatte zwar prognostiziert, dass sich die Inflation im kommenden Quartal weiter beschleunigen würde, bevor sie ihren Höhepunkt erreicht. «Doch irgendwann ist das kein Trost mehr: Als Teil eines globalen Trends hat die Inflation im vergangenen Monat fast überall nach unten überrascht. Dass wir in der Türkei noch keine Anzeichen dafür sehen, gibt sicherlich Anlass zur Sorge», so das Fazit von Guse. 

 

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