Türkei greift Kurden-Stellungen in Syrien und dem Nordirak an
Von Der Spiegel
71 Ziele seit dem Wochenende angegriffen: Das türkische Militär bombardiert Kurden-Stellungen auf syrischem und irakischem Gebiet massiv. Zuvor hatte mutmaßlich die PKK ein Dutzend türkische Soldaten getötet.
© Delil Souleiman / AFP
Eskalation in Nahost: Das türkische Militär hat erneut Luftangriffe gegen mutmaßliche Kurdenmilizen im Norden Syriens und im Irak geflogen. Seit dem Wochenende wurden 71 Ziele angegriffen, wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch mitteilte. Dabei seien 59 »Terroristen neutralisiert« worden. In der Regel meint die Regierung in Ankara damit, dass Menschen getötet, verletzt oder gefangen genommen wurden.
DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Die Angriffe waren demnach auf Auseinandersetzungen mit der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak erfolgt, bei denen dem türkischen Militär zufolge am Freitag und am Samstag mindestens zwölf türkische Soldaten getötet worden waren. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London teilte am Mittwoch mit, dass binnen 48 Stunden 48 türkische Angriffe in Syrien gezählt worden seien. Laut dem Kurdischen Roten Halbmond sollen in der Stadt Kobane nahe der türkischen Grenze hauptsächlich zivile Ziele angegriffen worden sein. Auch medizinische Einrichtungen wurden demnach getroffen. Darunter soll auch eine von einem deutschen Verein betriebene mobile Klinik gewesen sein.
Dutzende Politiker festgenommen
Die PKK, die in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste steht, hat ihr Hauptquartier in den Kandil-Bergen im Nordirak. In dem Konflikt mit dem türkischen Staat sind bereits Zehntausende Menschen getötet worden. Ein Friedensprozess war 2015 gescheitert. Seitdem geht Ankara in der Südosttürkei und im Nordirak wieder regelmäßig gegen die PKK vor, die ihrerseits Anschläge verübt.
Neben den Militärschlägen setzt die Türkei auch auf Verhaftungen. Dutzende kurdische Politiker sollen in den vergangenen Tagen festgesetzt worden sein, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die kurdischen Politiker wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen bei einem Treffen der Jugendorganisation der Partei in der Provinz Diyarbakir festgenommen. Justizminister Yilmaz Tunc teilte auf X mit, dass die Verdächtigen wegen »Lobpreisung des Verbrechens und des Kriminellen« und »Verbreitung von Propaganda für terroristische Organisationen« angeklagt wurden. Die Parteispitze nannte die Festnahmen politisch motiviert und forderte die Freilassung ihrer Mitglieder.