„Ehrenmorde“ sind nur Spitze des Eisbergs, sagt Seyran Ates
Dabei sei die tatsächliche Anzahl der Straftaten unerheblich: „Es kann nicht sein, dass die Anzahl der Fälle darüber entscheidet, dass man sich mit dem Phänomen beschäftigt.“ Berlins Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) hatte den Begriff „Ehrenmord“ zuvor strikt abgelehnt.
Hintergrund der Debatte ist der Mord an einer 34-jährigen Afghanin in Berlin. Sie soll von zwei Brüdern wegen ihres Lebensstils getötet worden sein. Die Tat begingen die Männer im Alter von 22 und 25 Jahren laut Staatsanwaltschaft mutmaßlich „aus gekränktem Ehrgefühl“, weil das Leben der 34 Jahre alten Schwester nicht den Moralvorstellungen der Verdächtigen entsprochen habe.
Es sei wichtig, die Taten auch so zu benennen
Es sei wichtig, derartige Taten im Namen eines aus anderen Kulturen stammenden Ehrbegriffs auch so zu benennen, betonte Ates: „Nur so können wir das Problem an der Wurzel fassen.“ Ehrenmorde seien die Spitze des Eisberges. Deshalb müsse genauer hingeschaut werden.
Die Aussagen von Integrationssenatorin Breitenbach nannte Ates ein Armutszeugnis. Diese hatte argumentiert, die Tötung einer Frau sei kein Ehrenmord, sondern ein Femizid. Es gehe nicht um Herkunft oder Nationalität des Täters, sondern um die Frage des Geschlechts des Opfers.
„Bevor es zu einem Ehrenmord kommt, passieren viele andere Dinge“, sagte Ates. Es gebe arrangierte Ehen, Zwangsverheiratung, häusliche Gewalt. Der ganze Lebensstil werde begründet durch Tradition und Kultur: „Und ganz am Ende, wenn sich die Frauen nicht an die Regeln halten, dann kann es zu einem Mord kommen“, sagte Ates