Mission nach Berlin Die feministische Aktivistin Nasrin Jalali hat ihren Lauf in Frankfurt am 24. Februar begonnen. Bild: Lando Hass
Rund 550 Kilometer unterwegs für ihre Mission: Die Frankfurter Aktivistin Nasrin Jalali will mit einer ungewöhnlichen Aktion auf die Situation der Frauen in Iran aufmerksam machen
Nasrin Jalali steht an einem Feld, lächelt in die Kamera und streckt ihre Hand gen Himmel, die Finger zum Siegeszeichen geformt. Die 58 Jahre alte Exiliranerin trägt auf dem Foto Mütze, Wanderschuhe und eine rote Jacke. In der Hand hält sie einen Sticker, der an die Flagge Irans erinnert. „Women Life Freedom“, steht darauf, der Spruch der iranischen Protestbewegung gegen das Mullah-Regime. Das Bild, das Jalali von sich auf ihrem Instagram-Kanal geteilt hat, zeigt sofort, dass sie sich auf einer besonderen Mission befindet: Sie läuft zu Fuß mehr als 500 Kilometer von Frankfurt nach Berlin. Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März will sie dort ankommen. „Mein Marsch soll auf das Leid der Menschen und besonders der Frauen in Iran aufmerksam machen“, sagt die Aktivistin.
Jalali, zierlich, dunkle Haare, wache Augen, wurde in Teheran geboren. Sie war zwölf Jahre alt, als die Islamische Revolution ausbrach und streng Religiöse an die Macht kamen. Seitdem schränkt die Regierung insbesondere die Rechte von Frauen immer weiter ein. „In meiner Heimat werden die Menschen gefoltert und hingerichtet“, sagt Jalali, die seit 1993 in Deutschland lebt, „ich kämpfe dafür, dass sich das ändert!“ Hoffnung habe sie im Herbst 2022 geschöpft, als die Proteste nach dem Tod der 23 Jahre alten Mahsa Jina Amini einen neuen Höhepunkt erreichten. Heute sei das Thema in der deutschen Politik wieder in den Hintergrund gerückt. „Die Menschen in Iran dürfen nicht vergessen werden“, sagt Jalali. Ihr Fußmarsch stehe symbolisch dafür, dass Veränderung möglich sei – durch viele kleine Schritte.
40 Kilometer am Tag
Die lange Strecke bis in die Hauptstadt ist für Jalali eine Herausforderung. Jeden Tag früh aufstehen, dann 40 Kilometer Fußmarsch. Laufen, laufen, laufen, bis es dunkel wird. Immer wieder hat sie kein Mobilnetz. Einmal verliert sie in einem Wald die Orientierung, läuft sechs Kilometer im Kreis, bis sie zurück auf den Weg findet. Dazu die Kälte, der schwere Rucksack. Die Beine brennen, der Rücken schmerzt. „Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was die Menschen in Iran ertragen müssen“, sagt Jalali, „jeder Schritt, den ich gehe, ist für sie.“