Gewalt gegen Frauen: AKP und MHP lehnen Untersuchung ab

 
Im türkischen Parlament bilden die AKP und die MHP eine Mehrheit. Foto: TBMM

 

In der Türkischen Nationalversammlung stößt ein Antrag zur Untersuchung von Gewalt gegen Frauen auf Ablehnung. Die regierenden AKP und MHP verwarfen mit ihren Stimmen die Initiative – trotz besorgniserregender Statistiken.

Im türkischen Parlament wurde am Dienstag ein Antrag zur Untersuchung aller Formen von Gewalt gegen Frauen durch die Stimmen der AKP- und MHP-Abgeordneten abgelehnt. Eingebracht hatte den Antrag die oppositionelle CHP.

Warum sie das tat, begründete die CHP-Abgeordnete Aliye Timisi Ersever aus Ankara. Sie präsentierte dem Plenum eine Liste der Frauen, die im Jahr 2023 aufgrund unzureichender Maßnahmen ihr Leben verloren hätten.

Jede vierte Frau von männlicher Gewalt betroffen

32% der Frauen in der Türkei sind von Gewalt betroffen, die von Männern ausgeht. Das ist, bezogen auf die OECD-Länder, die höchste Rate. Mehr als jede vierte Frau im Land erlebt demzufolge also männliche Gewalt. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 wurden insgesamt 253 Frauen getötet. Bei 194 weiteren Frauen besteht der Verdacht auf einen gewaltsamen Tod.

Im Jahr 2022 wurden 334 Frauen getötet, wobei 154 von ihren Ehemännern ermordet wurden. 23 der getöteten Frauen sollten mithilfe einer sogenannten Schutzanordnung besonderen Schutz genießen. Dennoch fanden auch sie den Tod.

 Ersever kritisierte die Regierung vor dem Hintergrund dieser bedrückenden Realität scharf. Insbesondere prangerte sie die Aufkündigung des Istanbul-Abkommens an, das einst mit der Hoffnung auf weitreichende Gewaltpräventionsmaßnahmen verabschiedet wurde, sowie die anhaltende Ignoranz gegenüber Frauenrechten seitens der Regierungsparteien.