hriften und Formalem ... Lorenz Semper, Hannover

Mittwoch, 28. Juli 2021 HAZ Forum

Schreiende Ungerechtigkeiten“

Seit 35 Jahren lebt Intensivpflegerin Farah Demir in Deutschland – mit vorläufiger Duldung. Leserinnen und Leser fordern deutlich, ihr die deutsche Staatsbürgerschaft zu verleihen.

 
 
Farah Demir, Intensivkrankenpflegerin auf der Covid-19-Intensivstation, steht vor dem Campus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Sie lebt seit 35 Jahren in Deutschland, dennoch ist sie nur vorläufig geduldet – und bleibt somit von einer Abschiebung bedroht.Foto: Ole Spata/dpa

Fleißig undsystemrelevant

Zum Artikel „Weiter nur geduldet“ vom 17. Juli:.

Warum muss eine Frau wie Farah Demir diese Tortur über sich ergehen lassen? So tüchtig, so gut gebildet, arbeitet sie seit Jahren als Krankenschwester in der Intensivmedizinischen Abteilung der MHH und muss trotzdem ständig mit der Angst leben – irgendwann und irgendwohin – abgeschoben zu werden! Es ist beschämend zu lesen, dass die Behörden nicht in der Lage sind, ihrer eigentlichen Fünktion nachzukommen und solchen Mitbürgern und Mitbürgerinnen unbürokratisch zu helfen. Geben Sie doch endlich dieser fleißigen und systemrelevanten Frau die deutsche Staatsangehörigkeit! Christine Steinmann, Burgdorf

Verwaltung mitSchwächen

Da lebt eine hoch qualifizierte MHH-Intensivkrankenschwester seit Jahren mit einer vorläufigen Duldung, befürchtet eine Abschiebung und fühlt sich durch nachlässige Behandlung unserer Behörden bei uns nicht willkommen. Da nimmt sich der Staatssekretär im Innenministerium nicht die Zeit, eine Petition entgegenzunehmen, weil ihm eine Plenarsitzung wichtiger ist. Und da gibt es einen aus Togo stammenden vielfachen Straftäter, der seit 2006 ein vorläufiges Aufenthaltsrecht hat! Wie passen diese Situationen zusammen? Mich machen diese Verwaltungsschwächen zornig. Peter M. Johannsen, Neustadt

Die Maßstäbestimmen nicht

Womit hat ein Mensch es verdient, so demütigend behandelt zu werden? Der Umgang mit Farah Demir und vielen anderen Personen mit ähnlichem Schicksal macht traurig und ratlos. Richtig wütend werde ich aber, in der- selben Zeitungsausgabe von einem 49-jährigen Mann aus Togo zu lesen, der ebenfalls seit 15 Jahren geduldet in Deutschland lebt, permanent straffällig wird, den Staat nur Geld kostet und offensichtlich über null Unrechtsbewusstsein verfügt. Sind wir in unserer so toll organisierten Bundesrepublik nicht in der Lage (oder willens?), hier unterschiedliche Maßstäbe anzulegen? Hoffentlich folgt Herrn Seehofer nach der Bundestagswahl jemand im Innenministerium, der diese schreienden Ungerechtigkeiten beseitigt. Peter Dams, Hannover

WeltfremdeEntscheidungen

Zwei Meldungen des gleichen Tages: „ Mann fährt 78-mal ohne Fahrschein mit dem Zug“ und „Weiter nur geduldet“. Ergebnis der Lektüre: Für den Kriminellen, der noch wegen diverser weiterer Delikte aktenkundig ist, folgen keine Abschiebung wegen „Abschiebungshinderungsgründen“ und ein vorläufiges Aufenthaltsrecht. Die bestens integrierte Krankenschwester, deren einzige Verfehlung darin besteht, keine Geburtsurkunde vorlegen zu können: nur geduldet!

Wie sagte Altkanzler Gerhard Schröder einmal markig: „Kriminelle Ausländer sofort raus!“ Scheint bei der Ausländerbehörde nicht angekommen zu sein, hier hält man sich an das umgekehrte Prinzip. Damit werden alle rechtschaffenen Bürger provoziert, und die Kriminellen dürfen frohlocken. Wie weltfremd muss man eigentlich sein, um solche Entscheidungen zu treffen? Wilfried Paschköwitz, Garbsen

Bestimmungen sozial verträglich ändern

Es ist eine unglaubliche Schande, wie Behörden mit unserer Mitbürgerin Farah Demir umgehen. Als Bürger dieses Landes schäme ich mich für die Unfähigkeit unserer Politiker und wichtigen Entscheidungsträger in den Verwaltungen, eine menschlich vertretbare Entscheidung zu treffen.

Da kommt ein kleines Mädchen im Alter von zwei Jahren als Flüchtlingskind mit seinen Eltern in unser Land. Fluchtbedingt sind die Papiere nicht vollständig vorhanden. Dieses Mädchen, heute eine erwachsene Frau, die seit 35 Jahren in unserem Land lebt, die sich voll integriert hat, die das Abitur erfolgreich abgelegt hat, die einen sozialpflegerischen Beruf erlernte und diesen mit viel Erfolg ausübt, erhält immer wieder von den zuständigen Ämtern nur befristete Duldungsbescheide.

Warum findet sich kein Politiker oder ein entscheidungsbefugter Verwaltungsbeamter, der diesem unerträglichen Drama ein Ende bereitet? Diese Frau hätte gern die deutsche Staatsbürgerschaft, weil Deutschland ihre Heimat geworden ist. Wenn irgendein „erfolgreicher Sportler“ aus dem Ausland in unser Land kommt und für die Nationalmannschaft dringend benötigt wird, wird ihm sehr schnell die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen.

Da fliegt unser Gesundheitsminister Jens Spahn nach Albanien und bemüht sich, Pflegekräfte für Deutschland anzuwerben, die zwar kaum ein Wort Deutsch sprechen und dementsprechend nur eingeschränkt als Pflegekräfte bei uns tätig werden können. Gleichzeitig wollen unsere Behörden eine hoch qualifizierte Pflegekraft in unserem Land nur dulden, sie nicht voll integrieren, indem sie ihr die deutsche Staatsbürgerschaft anbieten und damit ein Dauerbleiberecht ohne Einschränkungen verschaffen. Die Entscheidungsträger verschanzen sich dabei kleinlich hinter gesetzlichen Bestimmungen, die auch geändert oder sozial verträglich interpretiert werden könnten.

Dabei wäre es einfach, für diese Personengruppe ein neues humanes Gesetz zu erlassen: Wer als Kind (Alter könnte festgelegt werden) ohne entsprechende Papiere als Flüchtling in unser Land gekommen ist, einen Schulabschluss geschafft und eine Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen hat und nicht kriminell geworden ist, darf die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

Ich appelliere deshalb besonders an Stephan Weil, dass er als Ministerpräsident kraft seines Amtes Frau Demir die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkennt. Viele Kranke der MHH, die von Farah Demir kompetent und liebevoll versorgt wurden, werden ihm dankbar sein.

Farah Demir braucht für ihre aufopferungsvolle Arbeit an kranken Menschen keinen Bundesverdienstorden. Sie braucht die deutsche Staatsbürgerschaft, damit sie wie ein normaler Mensch leben und auch reisen kann. Es ist ein Skandal, dass Frau Demir neben ihrer herausfordernden Arbeit nun abends noch putzen gehen muss, um Geld für ihre Anwaltskosten zusammenzubekommen. Klaus G. Klockewitz, Hannover

UngleicheBehandlung

Ein Mann aus Togo begeht seit 1999 ungezählte Straftaten, besitzt aber ein vorläufiges Aufenthaltsrecht! Und andererseits muss eine verdiente Mitbürgerin, die seit vielen Jahren in der MHH einen schweren sozialen Dienst an der Bevölkerung leistet, jeden Tag mit der Sorge aufwachen, in ihr „Heimatland“ abgeschoben zu werden. Mir fehlen die Worte. Eckhardt Mietzke, Hannover

Hinter Vorschriftenversteckt

Wenn man sich vor Augen führt, was für ein Zugewinn Menschen wie Frau Demir für unsere Gesellschaft sind und wie wichtig es für uns alle ist, engagierte, kompetente und loyale Menschen für unser Land zu gewinnen, dann kann man nur fassungslos zur Kenntnis nehmen, dass unsere Bürokratie mal wieder grandios versagt. Umso erschütternder ist das im Vergleich zum dargestellten Fall eines Togolesen, der seit Jahresbeginn 78-mal ohne Ticket gefahren und auch sonst durch zahlreiche Sexual- und Eigentumsdelikte, Körperverletzungen, Hausfriedensbrüche und Nötigungen in Erscheinung getreten ist. Sein Asylantrag ist seit 2006 abgelehnt. Wie will man damit Frau Demir Grundsätze, Prinzipien, Werte und Gerechtigkeit unserer Demokratie und unseres Rechtssystems plausibel vermitteln? Und wie wollen wir alle anderen, insbesondere den Zweiflern am System, auf unseren Gesellschaftskonsens verpflichten? Hierzu sind mutige Entscheider in Politik und Behörden gefordert. Die bisher Verantwortlichen verstecken sich wohl lieber hinter Vorschriften und Formalem ... Lorenz Semper, Hannover

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