Neues Konzept Wie die Stadt Osnabrück Flüchtlinge integrieren will

Von Sandra Dorn

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IMG_0458.jpgStellen das aktualisierte Integrationskonzept vor: Die städtische Integrationsbeauftragte Seda Rass-Turgut und Stadtrat Wolfgang Beckermann. Foto: Simon Vonstein/Stadt Osnabrück

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Osnabrück. Gerade einmal 281 Flüchtlinge lebten in Osnabrück, als die Stadt 2013 ihr erstes Integrationskonzept erarbeitete. Heute sind es knapp 4600 – und im Dezember 2017 hat der Rat ein neues Konzept verabschiedet.

Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen sind heute völlig andere. Einerseits hat sich ein breites Netzwerk aus Ehren- und Hauptamtlichen gebildet, und die Stadt hat eine Koordinierungsstelle für die Flüchtlingssozialarbeit eingerichtet. Andererseits gibt es aber auch neue Probleme. Stadtvorstand Wolfgang Beckermann sagt: „Für mich ist die größte Herausforderung, dass dauerhaft Wohnraum geschaffen wird.“ Die Wohnungssituation in Osnabrück sei generell problematisch, eine befriedigende Lösung sehe er noch nicht. Das Prinzip, die Geflüchteten nach Möglichkeit dezentral unterzubringen, zählt er zwar zu dem, was die Stadt richtig gemacht hat. Überall geklappt hat das allerdings nicht, die große Gemeinschaftsunterkunft am Limberg etwa stand 2017 mehrmals in der Kritik. Angesichts der Drucksituation 2015/16 habe die Stadt das Unterbringungsproblem aber gut gelöst, so Beckermann.

„In der Sprachförderung bieten wir eine Qualität, die enorm wichtig ist“, so Beckermann weiter. „Über die Sprache läuft ein ganz erheblicher Anteil der Integration. Außerdem gebe es eine Menge an Kulturangeboten für die Geflüchteten, und auch die Agentur für Arbeit sowie das Jobcenter seien gut aufgestellt, wenn es um die Integration in den Arbeitsmarkt gehe.

Viele Schwierigkeiten

Zu den Schwierigkeiten bei der Integration zähle jedoch die unsichere Bleibeperspektive für viele Flüchtlinge. Und kostenlos wird die Integration der 4600 neuen Bürger auch nicht sein. Vor allem im Bereich der erzieherischen Hilfen (Jugendamt) erwarte die Stadt hohe Kosten.

Integration kann nicht allein Aufgabe der Verwaltung sein, sondern der gesamten Stadtgesellschaft“, betont Beckermann, der bei der Stadt die Bereiche Bildung, Soziales und Kultur verantwortet. Dabei lobt er zwar sowohl das ehrenamtliche Engagement als auch die Willkommenskultur in Osnabrück. Beckermann sagt aber auch: „Das tolle ehrenamtliche Engagement ist durchaus gefährdet. Wir müssen uns jetzt darum kümmern, die Ehrenamtlichen zu halten und neue zu gewinnen.“ Er und die städtische Integrationsbeauftragte Seda Rass-Turgut warnen dabei vor überzogenen Erwartungen – sowohl aufseiten der Osnabrücker als auch aufseiten der Geflüchteten.

Auf 65 Seiten bietet das Integrationskonzept Zahlen, Daten und Fakten zu den in Osnabrück lebenden Geflüchteten. Rund die Hälfte stammt aus Syrien, rund drei Viertel aller Flüchtlinge in Osnabrück sind Männer, die größte Altersgruppe bilden die 20- bis 30-Jährigen.

Wichtig sei es, die Frauen stärker in den Blick zu nehmen, betont Rass-Turgut, und auch ihnen die Integration ins Berufsleben zu ermöglichen, etwa über Qualifizierungsmaßnahmen und die Gewährleistung einer Betreuung ihrer Kinder.