Asyl-Erstanträge: Bundesamt für Migration verzeichnet höchsten Wert seit 2016

Artikel von Felix Keßler  • Der Spiegel

 

 

Immer mehr Menschen beantragen Asyl in Deutschland. 2023 wird das Jahr mit den meisten Anträgen seit dem Rekordjahr 2016. Mehr als zwei Drittel der Schutzsuchenden kommen aus drei Herkunftsländern.

Asyl-Erstanträge: Bundesamt für Migration verzeichnet höchsten Wert seit 2016

Asyl-Erstanträge: Bundesamt für Migration verzeichnet höchsten Wert seit 2016 © Axel Heimken / dpa

 

31.887 Menschen haben in Deutschland im Oktober erstmalig Asyl beantragt. Das geht aus aktuellen Daten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hervor. Laut einem Sprecher der Behörde ist es der höchste Wert seit 2016. Im damaligen September war die Zahl der Erstanträge mit mehr als 70.000 letztmals höher.

Im bisherigen Verlauf des Jahres 2023 kamen 267.384 Erstanträge auf Asyl zusammen. Damit wird 2023 auch das Jahr mit den meisten Asylanträgen seit dem Rekordjahr 2016 werden. Damals waren 722.370 Erstanträge auf Asyl gestellt worden.

Geflüchtete aus der Ukraine nicht erfasst

Die rund eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die im vergangenen Jahr in Deutschland Aufnahme fanden, mussten keinen Asylantrag stellen, sondern wurden auf Basis einer EU-Richtlinie unmittelbar vorübergehenden Schutz erhalten. Sie sind in den Zahlen daher nicht erfasst.

Die Zahlen dürften die Debatte über eine Begrenzung der Einwanderung in Deutschland weiter anfachen. Bund und Länder hatten sich zuletzt nach langen, schwierigen Verhandlungen auf Maßnahmen geeinigt, die unter anderem darauf abzielen, die Zuwanderung zu reduzieren. Demnach sollen weiter jene Schutz erhalten, die Schutz benötigen,

aber die irreguläre Migration soll deutlich gesenkt werden. Leistungen werden gekürzt, und diejenigen, die in Deutschland kein Bleiberecht haben, müssen das Land schnell wieder verlassen (lesen Sie hier eine Analyse zu der nächtlichen Marathonsitzung ).

Union kritisiert die Bundesregierung

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Alexander Throm, kritisierte angesichts der erneut gestiegenen Zahl der Asylanträge die Bundesregierung: »Diese massive Migrationskrise war lange absehbar, und dennoch hat die Ampel nie gegengesteuert.« Die Entwicklung werde aller Voraussicht nach im nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden, »da auch die Beschlüsse des Bundeskanzlers daran nichts ändern werden«, sagte der CDU-Politiker.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer auch die Übernahme der Kosten für die Flüchtlingsversorgung neu geregelt. Bei der Finanzierung zahlt der Bund künftig eine Pauschale von jährlich 7500 Euro pro Asylbewerber, nicht mehr eine Gesamtsumme in Höhe von derzeit 3,7 Milliarden Euro.