Immer mehr illegale Einreisen nach Deutschland: Zahlen steigen drastisch

Artikel von Robert Wagner

Besonders an der Grenze zu Polen werden viele illegale Einwanderer aufgegriffen. Befürchtungen hinsichtlich der Belarus-Route bestätigen sich.

Berlin – Die Zahl illegaler Einreisen nach Deutschland ist drastisch gestiegen. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 hat die Bundespolizei 43.815 unerlaubte Grenzübertritte registriert, 51 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das berichtete am Freitag (11. August) die Bild, der ein interner Bericht der Bundespolizei vorliegen soll.

Diese Zahl steht in Widerspruch zu den allerdings sehr ähnlichen Angaben für das erste Halbjahr 2023, die Anfang August von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) veröffentlicht wurden. Demnach seien in den ersten sechs Monaten 45.338 Menschen illegal nach Deutschland eingereist, 56 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (29.174)

Um eine unerlaubte Einreise handelt es sich, wenn ein Mensch ohne Visum, Aufenthaltstitel oder Ausweispapiere die Grenze übertritt. Die meisten illegal Einreisenden sind Geflüchtete, die Schutz suchen und deshalb einen Asylantrag stellen wollen – und der illegale Grenzübertritt ist für Asylsuchende der einzige Weg überhaupt nach Deutschland zu kommen. 

Drastischer Zuwachs an illegalen Einreisen – vor allem aus Polen

Ein Großteil der irregulären Einreisen fand laut dem Bild vorliegenden internen Bericht an der Grenze zu Polen statt, wo 14.303 illegale Einwanderer aufgegriffen wurden – ein dramatischer Zuwachs von 143,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch größer ist allerdings der prozentuale Zuwachs illegaler Grenzübertritte aus der Schweiz, der mit 201,8 Prozent angegeben wird.

Aber auch anderen Ländern reisen signifikant mehr Menschen irregulär nach Deutschland ein als noch 2022. Aus Tschechien und Luxemburg kommend überquerten 48,5 beziehungsweise 58,7 Prozent mehr Menschen illegal die Grenze. An der Grenze zu Österreich blieben die Zahlen mit 9786 illegalen Einreisen hingegen auf konstant hohem Niveau.

 

 Zwei Beamte der Bundespolizei begleiten einen Flüchtling auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber

Zwei Beamte der Bundespolizei begleiten einen Flüchtling auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber © Patrick Pleul/dpa

 Zwei Beamte der Bundespolizei begleiten einen Flüchtling auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber © Patrick Pleul/dpa

 Auch die dpa gibt hinsichtlich Polen ähnlich drastische Zahlen an. An der deutsch-polnischen Grenze wurden 2023 demnach von Januar bis Juni 12.331 illegale Einreisen registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 4592. Zuletzt war über eine wachsende Zahl unerlaubter Einreisen über die sogenannte Belarus-Route berichtet worden, die über Polen in den Osten Deutschlands führt. Zwischen Juli 2022 und März 2023 sollen 8700 illegale Einreisen aus Belarus über diese Route registriert worden sein, wie die Welt im Mai 2023 berichtete.

Düstere Prognose“ des Potsdamer Innenministers bewahrheitet sich

Die Politik ist alarmiert, Russland und Belarus scheinen die Route neu zu beleben. „Offenbar kommt rund die Hälfte der Personen, die jeden Monat illegal über die deutsch-polnische Grenze einreisen, über Belarus in die EU“, sagte CSU-Fraktionsvize Andrea Lindholz im Mai der Welt. „Es liegt nahe, dass diese illegalen Einreisen Teil einer Strategie sind, um die EU zu destabilisieren.“ 

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) forderte damals vom Bund Grenzkontrollen an der Grenze zu Polen. Gegenüber dem Tagesspiegel sprach er von einer „düsteren Prognose für die nächsten Monate, denn Russland werde seine Schleuseraktivitäten noch intensivieren“. Diese Prognose hat sich offenbar bewahrheitet: Laut dem aktuellen Bericht von Bild reisten im April, Mai und Juni 2023 jeweils über 200 Prozent mehr Menschen illegal aus Polen nach Deutschland ein.

Die Belarus-Route hatte 2021 schon einmal für Aufsehen gesorgt. Damals kamen in der zweiten Jahreshälfte unerwartet Tausende Geflüchtete, vorwiegend aus dem Irak, Syrien, Jemen und dem Iran, über Belarus und Polen nach Deutschland. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte im Mai 2012 angekündigt, Migranten nicht mehr an der Weiterreise nach Polen und ins Baltikum zu hindern. Er reagierte damit auf verschärfte Sanktionen der EU, die ihm vorwarf, Menschen in organisierter Form aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. (rowa)

 

 

 

Immer mehr illegale Einreisen nach Deutschland: Zahlen steigen drastisch

Artikel von Robert Wagner

 

 

 

Auch die dpa gibt hinsichtlich Polen ähnlich drastische Zahlen an. An der deutsch-polnischen Grenze wurden 2023 demnach von Januar bis Juni 12.331 illegale Einreisen registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 4592. Zuletzt war über eine wachsende Zahl unerlaubter Einreisen über die sogenannte Belarus-Route berichtet worden, die über Polen in den Osten Deutschlands führt. Zwischen Juli 2022 und März 2023 sollen 8700 illegale Einreisen aus Belarus über diese Route registriert worden sein, wie die Welt im Mai 2023 berichtete.

Düstere Prognose“ des Potsdamer Innenministers bewahrheitet sich

Die Politik ist alarmiert, Russland und Belarus scheinen die Route neu zu beleben. „Offenbar kommt rund die Hälfte der Personen, die jeden Monat illegal über die deutsch-polnische Grenze einreisen, über Belarus in die EU“, sagte CSU-Fraktionsvize Andrea Lindholz im Mai der Welt. „Es liegt nahe, dass diese illegalen Einreisen Teil einer Strategie sind, um die EU zu destabilisieren.“ 

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) forderte damals vom Bund Grenzkontrollen an der Grenze zu Polen. Gegenüber dem Tagesspiegel sprach er von einer „düsteren Prognose für die nächsten Monate, denn Russland werde seine Schleuseraktivitäten noch intensivieren“. Diese Prognose hat sich offenbar bewahrheitet: Laut dem aktuellen Bericht von Bild reisten im April, Mai und Juni 2023 jeweils über 200 Prozent mehr Menschen illegal aus Polen nach Deutschland ein.

Die Belarus-Route hatte 2021 schon einmal für Aufsehen gesorgt. Damals kamen in der zweiten Jahreshälfte unerwartet Tausende Geflüchtete, vorwiegend aus dem Irak, Syrien, Jemen und dem Iran, über Belarus und Polen nach Deutschland. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte im Mai 2012 angekündigt, Migranten nicht mehr an der Weiterreise nach Polen und ins Baltikum zu hindern. Er reagierte damit auf verschärfte Sanktionen der EU, die ihm vorwarf, Menschen in organisierter Form aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. (rowa)