Solinger Taner Ay weiter im Dunstkreis der türkischen Mafia unterwegs
Vor einigen Wochen war der Name Taner Ay besonders prominent in deutschen und auch türkischen Medien aufgetaucht. Nach Berichten in „Die Welt“ hatte auch das Deutsch-Türkische Journal über den Solinger Geschäftsmann berichtet. Dabei ging es um dessen Verbindungen zu Personen aus der türkischen Regierung, der Wirtschaft und der türkischen Unterwelt. In den sozialen Medien postete Ay daraufhin Stellungnahmen, sprach von Verleumdung und drohte mit der Einleitung von rechtlichen Schritten gegen die Verbreiter von „Falschinformationen“. Doch sein jüngstes Posting lässt erneut aufhorchen.
„Im Namen meines Volkes“: Wen repräsentiert Taner Ay?
Auf Instagram und im erweiterten Sinne in den sozialen Medien inszeniert sich Taner Ay aus Solingen als staatstragender Millionär. Auf seiner jüngsten Reise nach Bosnien und Herzegowina ließ sich Ay ablichten, als ihm durch den bosnischen Parlamentspräsidenten ein symbolisches Geschenk übergeben wird. Unter das Posting auf Instagram schreibt er: „…ich bedanke mich beim bosnischen Parlamentspräsidenten in meinem Namen und im Namen meines Volkes“. Möglicherweise hat Ay solche staatsmännischen Floskeln vom türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gelernt, mit dem sich der Deutsch-Türke schon mal zum Golfen getroffen hat. Oder vielleicht von seinem Vater Çetin Ay, der viele Jahre Ehrenbotschafter der Türkischen Republik Nordzypern war, doch nach den jüngsten Enthüllungen um seinen Sohn Taner diesen lukrativen Posten wieder abgeben musste. Taner Ay wurde vor wenigen Wochen nämlich öffentlich mit den Osmanen Germania in Verbindung gebracht, wie DTJ-Online berichtete.
Taner Ay, UID und Osmanen Germania
Nach Enthüllungen des Mafia-Paten Sedat Peker wurde Taner Ay in den türkischen Medien als Schnittstelle zwischen Metin Külünk, einem alten AKP-Abgeordneten und Weggefährten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, und der in Deutschland längst verbotenen Rockerbande Osmanen Germania vorgestellt. Zwar wies Ay diese Behauptungen zurück und sprach von Verleumdung. Doch mehrere Fotos belegten mindestens seine guten Verbindungen zu der rechtsextremen und gewaltbereiten Szene der Osmanen Germania. In einem Artikel in „Die Welt“ wurde Ay bereits 2019 als World Chapter-Mitglied der Osmanen Germania bezeichnet. Zwischenzeitlich hatte er ein Video in seinem persönlichen Instagram-Feed gepostet, worin Selçuk Can Şahin, der mutmaßliche Gründer der Osmanen Germania, beteuerte, Ay habe nichts mit seinem Verein zu tun. Er sei ihm nur am Rande einer Veranstaltung der Union Internationaler Demokraten (früher UETD) begegnet, was fotografisch festgehalten wurde.
#Brotherhood mit Çakıcı und Göktuğ: Taner Ay und der Nachwuchs der türkischen Mafia
Taner Ay posiert nicht nur mit türkischen Regierungsmitgliedern wie Außenminister Çavuşoğlu oder Innenminister Süleyman Soylu. Nein, der Solinger lässt sich auch gerne mit schweren Waffen und Personen aus dem Umfeld der türkischen Mafia ablichten. Das belegen seine Fotos mit Alperen Göktuğ Yılmaz. Ein Blick auf dessen Account lässt aufhorchen. Denn dieser junge Mann, das wird schnell deutlich, hat ebenfalls einen Hang zum Posen mit türkischen Bürokraten, Politikern und der Mafia. So stellt er sich an die Seite von Alaattin Çakıcı und Mehmet Ali Ağca. Beide Figuren sind mehrfach vorbestrafte und nach wie vor gefürchtete Schwergewichte der türkischen Unterwelt.
Einen Hinweis darauf, wie eng Ays Beziehungen mit der türkischen Mafia tatsächlich sind, könnte sein aktuelles Posting erneut mit Alperen Göktuğ Yılmaz und einem weiteren, etwa gleichaltrigen jungen Mann, geben: Mit dem Hashtag Brotherhood, auf Deutsch Bruderschaft, teilte Ay vor zwei Wochen ein neues Foto aus einer Location in Istanbul gemeinsam mit Yılmaz und Başar Çakıcı. Während Yılmaz auf seinen Fotos den Mafiapaten Alaattin Çakıcı als Onkel bezeichnet, trägt Başar Çakıcı gleich dessen Nachnamen.
Mit großen Ambitionen in Zentralanatolien
Ungeachtet dessen verfolgt Taner Ay weiterhin ambitionierte Ziele. Etwa 150 km südöstlich der türkischen Hauptstadt Ankara liegt die kleine Provinz Kırşehir. Angrenzend an das in den letzten Jahren vor allem touristisch immer beliebter werdende Kappadokien ist Kırşehir eine wichtige Agrarregion. Für Familie Ay ist es die Heimatstadt. Sportlich gesehen ist Kırşehir landesweit noch nie besonders aufgefallen. Entsprechend ist auch die Fußballmannschaft alles andere als bekannt. Das will Ay nun offenbar ändern. Er werde als Vereinspräsident kandidieren.
Dies verkündete Ay via Instagram. Den Drittligisten will der Solinger nach eigenen Angaben in die erste türkische Liga, die Süper Lig, bringen. Die Mannschaft heißt Kırşehir Belediye Spor und gehört somit der Stadtverwaltung. Laut Transfermarkt stehen dort auch Fußballer mit Wurzeln in Deutschland und den Niederlanden unter Vertrag, darunter der 29-jährige Eren Taşkın aus Duisburg (ehemals Reserve FC Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf), der ebenfalls 29-jährige Yener Arıca (ehemals Jugend von Ajax Amsterdam) sowie der 23 Jahre alte Tarık Kurt aus Unna (ehemals Jugendspieler von Borussia Dortmund). Einen weiteren Deutsch-Türken könnte der Verein nun mit dem millionenschweren Neuzugang aus dem Bergischen Land dazu gewinnen. Es wäre nicht weiter verwunderlich, würde dieser weitere Fußballer aus Europa in die türkische Provinz locken.