Nena und die andere Meinung - Ich hätte nie gedacht, dass ich einem Grünen zustimme, aber: Applaus für Özdemir!

                                                        Artikel von Von FOCUS-online-Nena Brockhaus
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                                                              Dieses Mal diskutiert Nena Brockhaus Özdemirs Gastbeitrag
 

Die größten Sorgen der Deutschen sind die steigenden Lebenserhaltungskosten und die Migration. Besonders die Debatte um Gewalt von Männern mit Migrationshintergrund bewegt aktuell Deutschland. Schenken Sie mir einen Augenblick für beide Meinungen.

Was Gewalt von Männern mit Migrationshintergrund betrifft, gibt es in Deutschland aktuell zwei Lager. Die einen, die die Debatte engagiert lostreten, wie der grüne Minister Cem Özdemir. Oder auch die Journalisten Ninve Ermagan und Ulrich Wickert.

Und das andere Lager, angeführt von Journalisten wie Melanie Amann, die Ulrich Wickert in der Sendung „Maischberger“ quasi Desinformation vorwarf, als eben jener meinte, dass sich Frauen abends in Hamburg nicht mehr auf den Jungfernstieg trauen.

Zwischentöne in der Debatte fehlen. Ich selbst befinde mich im Lager Özdemir. Wir müssen Dinge konkret ansprechen. Wir brauchen mehr Diskurs. Zwingend und dringend. Zu oft werden Debatten unterdrückt.

Der Grund? Man wolle der AfD nicht in die Karten spielen, heißt es oft. Was die Wortführer vergessen: Nur, weil es Alice Weidel ist, die sagt, dass die Sonne scheint, heißt es noch lange nicht, dass es draußen regnet. Die kritischen Standpunkte zur Migrationspolitik gehören nicht der AfD. 

Özdemir sorgte für Furore

Sehen wir uns einmal die Fakten an. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) war 2022 etwa ein Drittel der Tatverdächtigen in Deutschland nicht-deutscher Herkunft, während diese Gruppe etwa 25 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. In bestimmten Bereichen wie Gewaltdelikten, also beispielsweise Körperverletzung und Raub, liegt der Anteil noch höher.

In einigen Bereichen wie sexueller Gewalt, Messerangriffen oder Übergriffen in sozialen Brennpunkten sind Migranten statistisch häufiger vertreten.

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zeigt, dass der Anteil von jungen Männern mit Migrationshintergrund bei bestimmten Formen der Jugendgewalt überproportional vertreten ist. Die Kriminalstatistiken liefern auch Hinweise darauf, dass bestimmte Migrantengruppen bei sexuellen Delikten überrepräsentiert sind. 

Der grüne Minister Cem Özdemir sorgte für Furore, als er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) einen emotionalen Gastbeitrag über die Ängste seiner Tochter schrieb: „Wenn sie in der Stadt unterwegs ist, kommt es häufiger vor, dass sie oder ihre Freundinnen von Männern mit Migrationshintergrund unangenehm begafft oder sexualisiert werden.“

Özdemir fordert klare Grenzen

Er schrieb auch: „Doch ich spüre, wie sie das umtreibt. Und wie enttäuscht sie ist, dass nicht offener thematisiert wird, was dahintersteckt: die patriarchalen Strukturen und die Rolle der Frau in vielen islamisch geprägten Ländern.“

Özdemir forderte klare Grenzen: „Wer einen wertvollen zu unserem Land beitragen kann und will, ist willkommen. Wer nachweislich Schutz sucht, dem helfen wir. Für alle anderen haben wir keinen Platz.“

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einem Grünen vollständig zustimme. Doch es ist an der Zeit: Applaus für Cem Özdemir! Doch wir wären nicht bei „Nena und die andere Meinung“ ohne das andere Lager anzuhören:

Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt machte ihrem Ärger auf der Plattform X Luft: „Sorge um die Tochter wegen illegaler Migranten ist nun wirklich das sexistischste, rassistischste Klischee schlechthin. Und: nichts anderes wird seit Monaten in sämtlichen deutschen Medien durchgespielt, rauf und runter. So zu tun, als sei das nicht der Fall, ist bizarr.“

Falschdarstellungen durch Medien werden kritisiert

Es gibt Statistiken, die Brockschmidts Meinung durchaus unterstützen. Beziehungsweise Meinungen wie die meine zur Gewalt durch Migranten relativieren.

Beispielsweise soll eine verstärkte Polizeipräsenz in sozialen Brennpunkten oder Vierteln mit hohem Migrantenanteil zu einer überproportionalen Zahl an Festnahmen führen, ohne dass tatsächlich eine Zunahme der Kriminalität vorliegt. Was aber die Statistiken zu den Ungunsten der Migranten verändert.

Auch werden häufig die Falschdarstellungen durch Medien kritisiert. Viele Medienberichte würden sich zu stark auf Verbrechen von Menschen mit Migrationshintergrund fokussieren, was den Eindruck erwecke, dass diese Gruppe generell gewalttätiger ist. Dies führe zu verzerrten Wahrnehmungen.

Auch verzeichnen wir in Deutschland einen langfristigen Rückgang der Kriminalität. Trotz aller medialer Aufmerksamkeit sinkt die Kriminalitätsrate in Deutschland in vielen Bereichen seit Jahren, auch wenn manche Deliktsgruppen wie Messerangriffe in bestimmten Kontexten zunehmen.

Nicht zu vergessen, dass Gewalt gegen Migranten, insbesondere durch rechtsextreme Gruppierungen, ebenfalls ein wachsendes Problem ist, das in der öffentlichen Diskussion oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhält wie Gewalt von Migranten.

Auch Historiker hat Problem mit Özdemirs Aussagen

Auch Historiker Jürgen Zimmerer hat ein Problem mit Özdemirs Aussagen und der Debatte um die Gewalt von Migranten. Er warf Özdemir vor, den „xenophob-völkischem Rechtsruck“ mit seinem Artikel zu befeuern. Und die „taz“ argumentierte, dass man einem Menschen den Migrationshintergrund nicht ansehen könne.

Was mir aber viel wichtiger als die Meinung von Özdemir, Brockschmidt, Zimmerer, „taz“ und Co., ist Ihre Meinung, liebe Leser. Wie stehen Sie zu der Debatte um die Gewalt von Migranten?

Sind Sie diese Woche Team Brockschmidt? Oder Team Brockhaus? Seien Sie sich gewiss: Ich lese immer all Ihre Kommentare – jeden Einzelnen. Jede Woche. Schreiben Sie mir auch gerne einmal in die Kommentare mit wem ich als nächstes debattieren soll.

Wenn Sie mögen, lesen wir uns nächste Woche Samstag wieder.

Ihre Nena Brockhaus