Ich kenne keinen anderen Diktator, der permanent seine eigenen Dekrete verändert, um noch mehr Macht zu haben. Jetzt hat er selbst per Dekret festgelegt, dass er in der Türkei alle leitenden Beamten selbst bestimmen wird.
Natürlich, es ist einfach wunderbar zu sehen, wie sich ein System selbst ad absurdum führt. Seitdem der große Übergang zur Ein-Mann-Show vollzogen wurde, hat Effizienz eine neue Bedeutung erhalten: nämlich gar keine. Stattdessen wird uns regelmäßig ein bürokratisches Theater mit klangvollen Namen wie „Änderung des Dekrets zur Änderung des Dekrets zur Änderung des Dekrets zur Änderung des Dekrets“ geboten. Klingt kompliziert? Keine Sorge, ist es auch. Aber was wäre auch das Leben ohne ein bisschen verwirrenden Unsinn?
Dieses Mal geht’s natürlich wieder um das Wichtigste: Die Macht des Präsidenten muss erweitert werden. Weil, warum nicht? Früher durften ein paar lästige Ministerien und Institutionen noch mitreden, wen man so in höhere Positionen steckt. Ein Relikt aus alten, halbwegs demokratischen Zeiten, als man noch dachte, dass Qualifikation und Auswahlverfahren eine Rolle spielen könnten. Aber die Zeiten sind vorbei! Jetzt darf der Präsident einfach selbst entscheiden. Weg mit der lästigen Demokratie, her mit dem Ein-Mann-Karussell!
Der Vizepräsident und die Minister? Ach, die sollen jetzt zuschauen. Sie haben schließlich nichts Besseres zu tun, als brav Beifall zu klatschen, wenn der große Chef und der allmächtige Imam wieder mal entscheidet, wer Polizeichef, Gouverneur oder Landrat wird. 81 Provinzen, 922 Landräte, 3437 Polizeidirektoren – ein Kinderspiel!
Fragst du dich, wie er das alles alleine hinbekommen soll? Ach, süß! Die Antwort ist einfach: gar nicht. Aber das spielt auch keine Rolle, denn funktioniert hat das Ganze ohnehin noch nie. Wenn es anders wäre, sähe das Land nicht aus wie ein schlecht geplantes Experiment.
Aber das Beste kommt natürlich zum Schluss. Die Krönung des ganzen Spektakels ist die Selbstermächtigung in Reinform: Der Präsident unterzeichnet seine eigenen Dekrete, um seine eigenen Befugnisse zu erweitern. Eine Meisterleistung der politischen Akrobatik! Man kann ihn sich fast bildlich vorstellen: Erst setzt er sich an den Schreibtisch, kritzelt eine nette kleine Machtvergrößerung auf Papier, dann erhebt er sich würdevoll mit einem Koranzitat, wechselt den Platz – und tada! – genehmigt das Ganze auch noch persönlich. Wer benötigt schon Checks and Balances, wenn man Selbstgespräche führen kann?
Na dann, Prost auf die Ein-Mann-Show! So geht moderne Diktatur mit Stil!