Dilruba Kayserilioğlu,  Wegen  Straßeninterview wurde  am 2. August verhaftet.

Kemil Taylan

Dilruba Kayserilioğlu, eine Dame aus Izmir, wurde in einem Straßeninterview am 2. August von einem der vielen Teams befragt, die die türkischen Städte durchstreifen, um Meinungen zu aktuellen Themen einzufangen. Die Türkei ist schließlich bekannt für ihre Straßeninterviews – eine wahre Parade der Meinungsfreiheit, die dann ab dem späten Nachmittag in schönster Reihenfolge über die Bildschirme flimmert.

Frau Kayserilioglu äußerte sich dabei, in einem möglicherweise etwas zu freien Moment, zu Erdoğans Zugangsverbot auf Instagram und formulierte es so: “Wenn wir mitten im 21. Jahrhundert das parlamentarische System aufgeben und die Republik Türkei einem einzigen Mann überlassen, wird er sie wie den Bauernhof seines Vaters führen und nutzen.” Ein mutiger Vergleich, könnte man meinen.

Das blieb natürlich nicht ohne Folgen: Am 12. August wurde sie prompt wegen „Anstiftung der Öffentlichkeit zu Hass und Feindseligkeit sowie Beleidigung der Institutionen der Republik“ verhaftet. Man wollte hier offenbar keine Missverständnisse aufkommen lassen, dass solche Aussagen unkommentiert bleiben könnten. Nach 18 Tagen in Haft wurde sie zwar freigelassen, aber natürlich nicht, ohne dass eine Anklage folgte. Die Staatsanwaltschaft beantragt nun 4,5 Jahre Haft. Und keine Sorge, die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Strafe auch tatsächlich antreten wird, ist ausgesprochen hoch. Ein Freispruch wegen Beleidigung des Präsidenten? Ach, woher denn. In den letzten Jahren war ein solcher Fall im türkischen Justizsystem so selten wie Schnee in Izmir. Kayserilioglu kann sich daher schon mal mental auf eine ausgedehnte Pause in staatlicher Obhut einstellen.

 

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