Türkische Touristen strömen nach Griechenland, während die Inflation im eigenen Land in die Höhe schießt

Geschichte von Diya Poddar/ Invezz - DE
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                                                Türkische Touristen strömen nach Griechenland, während die Inflation im eigenen Land in die Höhe schießt © Invezz - DE
 

In den letzten Monaten hat die Inflation in der Türkei einen dramatischen Anstieg erlebt und im Mai alarmierende 75,4 Prozent erreicht.

Dieser starke Anstieg ist vor allem auf die rasant steigenden Preise für Hotels, Cafés und Restaurants zurückzuführen und hat dazu geführt, dass Inlandsreisen für viele türkische Bürger zunehmend unerschwinglich geworden sind.

Deshalb entscheiden sich immer mehr türkische Touristen für Auslandsreisen, insbesondere ins benachbarte Griechenland, wo die Reisekosten vergleichsweise niedriger sind.

Steigende Kosten für Inlandsreisen

Der deutliche Anstieg der Inflation in der Türkei ist auf das vergangene Jahr zurückzuführen, als die Regierung Maßnahmen zur Unterdrückung ausländischer Devisen ergriff.

Diese Maßnahmen haben in einem inflationären Umfeld zu einer Überbewertung der türkischen Lira geführt, was zu einem rasanten Anstieg der Reisepreise im Inland geführt hat. Kıvanç Meriç, Vorsitzender der regionalen Vertretung des türkischen Reisebüroverbands (TÜRSAB) in Izmir, erklärt, dass es für türkische Bürger wirtschaftlicher geworden sei, ins Ausland zu reisen als im Inland Urlaub zu machen.

Meriç betont, dass die hohen Kosten nicht darauf zurückzuführen seien, dass die Hoteliers ihre Preise zur Steigerung ihres Gewinns anheben, sondern dass sie das Ergebnis gestiegener Betriebsausgaben seien.

Dieser Inflationsdruck hat sich auch negativ auf die Fähigkeit der Türkei ausgewirkt, ausländische Touristen anzuziehen.

Die Türkei war einst ein führendes Reiseziel in Europa, insbesondere im Mittelmeerraum, hat jedoch aufgrund des aktuellen Preisnachteils ihren Vorsprung eingebüßt.

Rückgang der Hotelauslastung

Die wichtigsten Ferienorte der Türkei, die in den Spitzenmonaten Juli und August traditionell eine hohe Auslastung aufweisen, erlebten in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Hotelbuchungen.

Beliebte Reiseziele an der Ägäis- und Mittelmeerküste, die normalerweise eine Auslastung von 90 bis 95 Prozent aufweisen, haben Mühe, auch nur eine Auslastung von 80 Prozent zu erreichen.

Der türkische Tourismussektor ist für seine Einnahmen in hohem Maße auf die Hochsaison von Mitte Juni bis Mitte September angewiesen.

Nebensaisonen wie April, Mai, September und Oktober tragen nicht wesentlich zum Ertrag des Sektors bei. Obwohl wir uns mitten im Juli befinden, haben viele Hotels ihre gewünschte Auslastung noch nicht erreicht.

Steigende Kosten für Kultur- und Archäologietourismus

Zusätzlich zu den hohen Hotelpreisen sind auch die Kosten für Eintrittskarten zu archäologischen Stätten, die vom Ministerium für Kultur und Tourismus verwaltet werden, deutlich gestiegen.

Die Eintrittspreise für diese Stätten werden in Euro berechnet, was die Kosten für einheimische Touristen noch weiter erhöht.

Beispielsweise kostet der Eintritt in die antike Stadt Ephesus früher 15 Euro, heute jedoch nur noch 40 Euro.

Diese Erhöhung der Eintrittspreise hat sich nachteilig auf den Kulturtourismus in der Türkei ausgewirkt.

Reisende, insbesondere aus weiter entfernten Regionen, entscheiden sich mittlerweile für alternative Reiseziele wie beispielsweise Ägypten.

Dieser Wandel hat zu einem Rückgang der Zahl der Touristen geführt, die an kulturellen Touren innerhalb der Türkei teilnehmen.

Griechenland und der Balkan als bevorzugte Reiseziele

Angesichts der steigenden Reisekosten im Inland suchen türkische Touristen zunehmend nach Griechenland und den Balkanländern als günstigere Alternativen.

Besonders beliebt bei türkischen Reisenden ist die griechische Insel Samos, die nur 1,6 Kilometer von der türkischen Küste entfernt liegt.

Im vergangenen Jahr besuchten etwa 35.000 bis 40.000 türkische Touristen Samos, in diesem Jahr dürfte die Zahl zwischen 100.000 und 150.000 liegen.

Auch die Insel Lesbos, die für ihre historische Bedeutung und ihre schönen Strände bekannt ist, verzeichnet einen Zustrom türkischer Touristen. Besonders während des dreitägigen türkischen Wochenendes war die Insel sehr gut besucht, und an der Grenze bildeten sich lange Warteschlangen.

Neues Visumsystem erleichtert Reisen auf griechische Inseln

Einer der Hauptfaktoren für den Anstieg der Zahl türkischer Touristen in Griechenland ist ein im April eingeführtes neues Visa-System.

Dieses Programm ermöglicht es Inhabern eines türkischen Passes, zehn griechische Inseln bis zu einer Woche lang zu besuchen, ohne ein vollständiges Schengen-Visum zu benötigen.

Die in diesem Programm enthaltenen Inseln sind Lesbos, Limnos, Chios, Samos, Leros, Kalymnos, Kos, Rhodos, Symi und Kastellorizo.

Bisher mussten türkische Besucher ein langwieriges Visumsantragsverfahren über das griechische Konsulat in Izmir durchlaufen.

Das neue Visum, das in teilnehmenden griechischen Häfen ausgestellt wird, kostet 60 Euro pro Reisenden und beinhaltet eine Passprüfung und die Erfassung von Fingerabdrücken.

Durch diesen vereinfachten Vorgang ist es für türkische Touristen bequemer geworden, die griechischen Inseln zu besuchen, was den Reiseboom weiter begünstigt.