Türkei tilgt 5-Milliarden-Kredit an Saudi Arabien demonstrativ vorzeitig – Erdogan wirbt um Vertrauen der Finanzmärkte
Vertrauen ist in der Wirtschaft das wertvollste Gut. Die Türkei hatte einen Großteil dieses Vertrauens über Jahre durch eine irrationale Finanzpolitik unter Präsident Recep Tayyip Erdogan verspielt. Obwohl die Inflation stieg, setzte Erdogan Zinssenkungen durch. Die Preise stiegen noch schneller, die Lira verfiel und die Devisenreserven schmolzen. Türkische Staatsanleihen galten als hochriskant. Nachdem Erdogan die Wahl 2023 noch einmal knapp gewonnen hatte, wendete er seine Wirtschaftspolitik um 180 Grad. Nun verbucht die Türkei erste Erfolge und feiert sie, auch um Vertrauen zurückzugewinnen.
Die Türkei zahlt demonstrativ einen Kredit über fünf Milliarden US-Dollar an Saudi-Arabien vorzeitig zurück. Das teilte die türkische Zentralbank mit. Saudi-Arabien und die Türkei hatten die Einlage 2023 vereinbart. Bereits damals galt dies als Vertrauensvorschuss in die neue türkische Finanzpolitik.
„Die Türkei ist auf dem richtigen Weg und bewegt sich mit sicheren Schritten auf ihre Ziele zu“, sagte Erdoğan laut „Financial Times“ am Mittwoch im Parlament. Er konnte dabei auch auf die Entscheidung der Rating Agentur Moody's verweisen, die Kreditwürdigkeit der Türkei um zwei Stufen anzuheben, allerdings nur von B3 auf B1, das ist immer noch das Hochrisiko-Niveau von Ländern wie Jordanien oder Bangladesh.
Erdogan hatte nach seiner Wiederwahl den Finanzfachmann Mehmet Simsek zum Finanzminister gemacht. Notenbank-Chefin wurde die an der Wall Street ausgebildeten Hafice Gaye Erkan. Simsek erhöhte mehrere Steuern, um das Haushaltsdefizit zu begrenzen und versuchte, die Deviseneinnahmen zu stabilisieren. Die Steuererhöhungen heizten zwar die Inflation neu zunächst neu an. Doch die Notenbank hielt dagegen und erhöhte die Zinsen ab Sommer 2023 kräftig von 8,5 bis auf extreme 50 Prozent. Erkan trat Anfang 2024 aufgrund einer Affäre um angebliche Begünstigungen zurück. Nachfolger Fatih Karahan setzte ihren Kurs aber fort. Mittlerweile scheint die Inflationsrate bei rund 70 Prozent den Höhepunkt erreicht zu haben.
Auch die Landeswährung Lira stabilisert sich.
Lange hatte Erdoğans persönlich dafür gesorgt, dass die Zinsen niedrig blieben. Viele Türken flüchteten daraufhin in den Dollar oder Euro. Gleichzeitig erhöhte Erdogan vor der Wahl die Staatsausgaben und hob die Mindestlöhne stark an. Die Nachfrage stieg und damit die Importe. Das Loch in der Leistungsbilanz des Landes riss immer weiter auf. Die Devisenreserven der Zentralbank schmolzen. Das Vertrauen in die Lira und in türkische Staatsanleihen schwand. In dieser Lage war der Kredit aus Saudi-Arabien nicht nur finanziell willkommen, sondern auch als Vertrauensbeweis in Erdogans neuen Kurs.
Mit den höheren Zinsen kam auch wieder mehr Kapital in die Türkei. Seit Juni 2023 seien seit etwa 12,5 Milliarden Dollar aus dem Ausland in türkische Staatsanleihen geflossen, berichtet die FT und zitiert Simsek mit den Worten: „Unsere Reserven haben sich infolge des erhöhten Zuflusses ausländischer Ressourcen, der umgekehrten Dollarisierung und des sinkenden externen Finanzierungsbedarfs durch unser Programm erhöht.“
Nach Berechnung der „Financial Times erholte sich das Nettoauslandsvermögen der Türkei als Indikator für die Devisenreserven von Minus 21Milliarden Dollar unmittelbar nach den Wahlen im Mai 2023 auf etwa 38 Milliarden Dollar.